~84. Wichtiges Turnier~

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POV Kara:

Erschöpft ließ ich mich von meinem Pferd hinunter plumpsen, brachte ihn in seine Box und ging in meine Garderobe. Meinen Helm legte ich neben mir auf der Bank ab und meine Stiefel trat ich mir von den Füßen, bevor ich sie etwas weiter weg trat. Als ich mir mit meinen Händen über mein Gesicht fuhr, bemerkte ich, dass diese sehr stark nach dem Schweiß meines Pferdes rochen. Langsam ließ ich mich nach hinten zwischen die Kissen der beigen Couch fallen. In den letzten drei Tagen hatte ich kaum mehr als zwölf Stunden geschlafen. Umso mehr war ich froh, dass ich gerade meinen Auftritt auf dem Turnier hinter mir hatte. Mein Handy auf dem kleinen Tisch neben mir leuchtete auf, doch mein Körper fühlte sich zu schwer an, um aufzustehen.

Durch die dünnen Wände hörte ich die Musik der anderen Reiter. Meine Bluse schnürte mich etwas ein, sodass ich das Gefühl hatte kaum genug Luft zu bekommen. Mein Blick war weiterhin starr an die Decke gerichtet. Die kühlen Lichter der Lampen blendeten, aber ich wollte trotzdem nicht wegsehen, also schloss ich einfach meine Augen.

Durch ein lautes Klopfen an meiner Tür wurde ich wieder zurück in meine Welt geholt. Mein Manager und gleichzeitig auch Trainer stand in der Tür und informierte mich darüber, dass ich mich für die Siegerehrung fertig machen sollte.

Gesagt getan. Innerhalb weniger Minuten hatte ich meine Stiefel wieder an und war zusammen mit Akito auf dem Weg zu dem Platz, an dem die Siegerehrung stattfinden sollte. Ich gesellte mich zu den anderen Reitern, die bereits auf ihren Pferden saßen. Die Reiterin links von mir lächelte mich leicht an und begann dann einen Smalltalk mit mir, bis durch die Lautsprecher Musik gespielt wurde und die Preise herein getragen wurden.

Wie bei jeder Siegerehrung wurde zuerst eine Rede gehalten und dann wurden auch schon die Plätze bekannt gegeben. Bei diesem Turnier ging es darum, aus 40 Teilnehmern unter die besten 10 zu kommen, um einen Platz bei den Olympischen Spielen zu bekommen. Zwar war dieser Platz nicht fix, aber man kam seinem Traum näher.

„Fangen wir nun mit der Nummer 10 an...", sprach ein etwas dickerer Mann in einem Anzug.

Der 10. Platz war ein junger Mann, vielleicht etwas älter als ich, auf einem wunderschönen Friesen. Er war der Reiter vor mir und ich hatte seine Kür genau beobachtet. Sie sah zwar schön aus, aber eigentlich hatte er sehr viele Fehler eingebaut. Mich wunderte es, dass er überhaupt unter die besten 10 kam.

Die Reihenfolge wurde fortgesetzt. Das Mädchen neben mir, mit dem ich vorhin gequatscht hatte war auf Platz acht. Mein Name wurde noch immer nicht aufgerufen und ich denke, dass ich mal wieder unter die besten drei kommen werde, denn meine Kür lief fast perfekt ab. Ich hatte nur einen kleinen Patzer, der mich wahrscheinlich nicht sonderlich viele Punkten kosten wird, aber man darf die Konkurrenz niemals unterschätzen.

Gerade war Platz zwei bei den Juroren und holte sich seine Preise ab, bevor er sich wieder zu den anderen gesellte.

„Und jetzt zu Platz 1. Herzlichen Glückwunsch Frau Nakamura. Bitten kommen Sie zu uns nach vorne."

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht ritt ich neben die Juroren und holte mir meine Medaille und meine Schärpe. Die Juroren besprachen mit mir noch eine Kleinigkeit, bevor ich mich auf das Siegerpodest stellen durfte. Akito stand hinter mir und die anderen Reiter und Reiterinnen versammelten sich links und rechts vom Podest. Den ersten drei Plätzen wurden noch große gelbe Blumensträuße überreicht, dann wurden einige Fotos der besten 10 gemacht, danach noch von jedem eins und zum Schluss folgten einige Interviews.

Kurz nachdem ich die erste Frage beantwortet hatte, kam gleich der nächste Reporter zu mir und bombardierte mich mit Fragen.

„Sind die Gerüchte wahr, dass sie mit ihrem Trainer zusammen sind? Wenn ja, wie lange schon?"

Etwas entgeistert sah ich den Typen mit dem Mikro an, bevor ich in dieses sprach.

„Nein. Ich bin nicht mit meinem Trainer zusammen. Wir sind beide glücklich an andere Personen vergeben."

Allein bei dem Gedanken an Rin musste ich schon Lachen.

Nach den ganzen Interviews folgte noch ein Gespräch mit den Juroren. Sie erklärten mir, was ich alles besser hätte machen können, dass ich jetzt eine große Verantwortung trage und unser Land vielleicht repräsentieren muss. Ich sprach sie noch auf den Urlaub an, also dass ich Rin in Australien besuchen konnte. Ich müsste zwar danach wieder viel mehr trainieren, aber an sich ging es klar.

Müde schleppte ich mich in meine Wohnung hoch. Der Blumenstrauß wurde von Treppe zu Treppe schwerer und auch die anderen Dinge, wie mein Rucksack oder die Medaille waren auf Dauer schwer. In der Wohnung stellte ich die Blumen in eine Vase und legte die Schärpe samt Medaille auf meinem Küchentisch ab. In meinem Badezimmer nahm ich eine warme Dusche, zog mir bequeme Kleidung an und ließ mich auf die Couch plumpsen. Meine Nase hatte ich in ein Buch gesteckt und war völlig in meine eigene Welt versunken, als mich mein Handy aus meiner Gedankenwelt riss.

„Hey Sousuke, was gibt's?", begrüßte ich Rins besten Freund.
„Hey Kara. Ich wollte fragen, wann und vor allem wo wir uns am Montag treffen. Könntest du mir die Adresse schicken. Ich verirre mich sonst wieder."
„Wir treffen uns am besten gleich am Flughafen. Ich denke dort müsstest du hin finden."
„Ja das sollte ich schaffen. Wo genau sollen wir uns treffen?"
„Beim Eingang auf der Südseite. Das ist das große Tor mit den bunten Verzierungen. Frag sonst Yuno ob sie dir hilft."
„Okay passt. Sollen wir Gou abholen oder nimmst du sie mit? Kommt sonst noch jemand mit?"
„Ich nehme Gou mit. Makoto und Haruka kommen auch mit, werden aber von Makotos Eltern zum Flughafen gebracht."
„Gut. Sollten Yuno und ich euch vielleicht mitnehmen, dann müssen wir nur eine Parkgebühr zahlen."
„Das wäre sehr nett von euch. Reicht es dann wenn wir um circa halb eins bei euch sind? Der Flug geht um drei Uhr nachmittags."
„Das sollte sich ausgehen."
„Perfekt vielen Dank. Bis Montag."
„Bis Montag."

Ich legte mein Handy zur Seite und widmete mich wieder meinem Buch. Damals hatten wir uns beim Grillen ausgemacht, dass wir nach Australien fliegen. Zwar war das damals noch gar nicht sicher, aber wir hatten uns zusammengesetzt und beschlossen Rin bei seinem Turnier im März zu überraschen. Ich war schon sehr gespannt auf sein Gesicht, wenn er nicht nur mich, sondern auch alle anderen sah. Immerhin meinte er, er würde sich freuen nur mich zu sehen. Vielleicht bereiteten ihm die anderen noch mehr Freude.

Rin Matsuoka x OCWhere stories live. Discover now