Geteilte Hormone sind halbe oder doch eher doppelte Hormone?

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Leichenblass und schwankend trat Harry aus dem Badezimmer und musste dabei von Lucius gestützt werden. Ohne dessen Hilfe wäre er mit Sicherheit umgekippt.
„Wenn ich den Trottel in die Finger bekomme der es Morgenübelkeit nannte, dann kotz ich ihn voll", krächzte der junge Mann.
Der blonde Gott führte seinen jungen Mann mitleidig zu einem der Sofas. Dort wartete bereits Winky auf den Leidenden.
„Ich habe einen Tee für dich zubereitet, Herr. Der hilft bei Schwangerschaftsübelkeit. Außerdem sollte er deine Nerven ein wenig beruhigen."
„Danke meine Liebe. Auch dafür das du es nicht ebenfalls Morgenübelkeit nennst."
Die kleine Elfe lächelte nachsichtig.
„Auf diese Idee würde ich nie kommen. Du jammerst schon seit fast drei Wochen ununterbrochen vor dich hin. Und das zu jeder Tageszeit."
„Weil ich es hasse mich zu übergeben."
„Wer nicht?", kam es lakonisch von Lucius.
„Luc, kannst du nicht etwas dagegen unternehmen?", bettelte der Ganymed und schlürfte seinen Tee.
„Leider nein, mit Hormonen kenne ich mich nicht aus. Es könnte leicht sein das dir danach zwar nicht mehr schlecht ist du dafür aber Hitzewallungen, Wutanfälle oder Weinkrämpfe bekommst."
„Also so wie es bereits der Fall ist."
„In etwa, allerdings noch viel schlimmer."
Großartig, die Zeit kannst du beeinflussen, die Gezeiten und die Menschen in deiner Umgebung ebenfalls, aber mit ein paar läppischen Schwangerschaftshormonen bist du überfordert. Ein schöner Gott bist du."
Winky fing an zu lachen als sie den beleidigten Gesichtsausdruck ihres Meisters und den resignierten des Gottes sah.
„Mach dir nichts draus, er ist schwanger, mit diesen Stimmungsschwankungen wirst du dich abfinden müssen", gluckste sie in Richtung Gott.
„Tu ich ja, ich hätte mir nur nie gedacht das die so rapide sind. Da bekommt die Bezeichnung ‚von einer auf die andere Sekunde' eine ganz neue Bedeutung. Außerdem hat unser lieber Harry ja nicht unrecht. Was nützt es denn bitte so mächtig zu sein wenn man nicht mal seinem schwangeren Mann helfen kann?"
„Du bist für mich da, das reicht schon. Dabei mache ich es dir im Moment echt nicht leicht. Tut mir leid dass ich dich so angepflaumt habe. Ich wollte dich doch nicht kränken."
In der nächsten Sekunde flossen bei Harry auch schon die Tränen. Und das schlimmer als bei Albus wenn der traurig war. Lucius schloss den schluchzenden Mann in seine Arme und versicherte ihm das ihn die Worte nicht verletzt hatten.

So ging das nun schon seit gut drei Wochen. Die Hormone hatten bei Harry für extreme Veränderungen gesorgt. Nicht nur körperlich sondern auch psychisch wurde der Ganymed mehr als gebeutelt. Wenn dann noch die Übelkeit dazu kam war es mit der Beherrschung des Grünäugigen komplett aus. Spätestens dann musste man ihn mit Samthandschuhen anfassen ansonsten konnte es leicht passieren dass der gute Harry ausrastete. Da waren die sturzbachartigen Tränen schon fast harmlos. Den größten Fehler den man allerdings machen konnte war Harry vorzuschlagen die Schwangerschaft abzukürzen oder umzusiedeln. Severus hatte es einmal versucht und musste sich im nächsten Moment ducken um nicht von den Schuhen ihres jungen Mannes getroffen zu werden. Dann wurde der arme Tränkemeister auch noch als Esel und gefühlloses Trampeltier beschimpft. Der Höhepunkt war allerdings als der Grünäugige behauptete Severus hätte so viel Einfühlungsvermögen wie Ron. Nach dieser Aktion war das Thema verkürzte Schwangerschaft vom Tisch.

„Schhh, es ist ja alles gut. Bald geht es dir besser, versprochen", beschwichtige Lucius und flößte Harry vorsichtig Winkys Tee ein.
„Wenigstens ihr seid bei mir. Wo ist denn mein anderer Ehemann? Hat der Feigling sich wieder in seinem Labor verkrochen? Eines sage ich dir, wenn er wieder mit der Ausrede kommt das er mir nur einen Trank gegen meine Übelkeit brauen wollte dann zwinge ich ihn das scheußliche Zeug selbst zu trinken", heulte er.
„Das war keine Ausrede, allerdings kann ich dich beruhigen. Ich werde dir ganz bestimmt keine übelschmeckenden Tränke mehr verabreichen. Noch mal will ich nicht sehen müssen wie du diese auf Lucius' Hemd spuckst."
Harry hob den Kopf und blickte anklagend zu Severus der gerade eben den Raum betrat.
„Die Brühe hat ekelerregend geschmeckt. Willst du unser Kind und mich vergiften? Und wo hast du dich schon wieder herumgetrieben?"
Der Tränkemeister setzte sich auf die andere Seite von Harry und strich diesem sanft über den Bauch. Dieses Mal ließ der junge Mann es sich sogar gefallen. Es war auch schon vorgekommen dass er Berührungen ausgewichen war weil seine Haut mitunter überempfindlich reagierte. Jedes Anfassen schien die Haut zu reizen und fast schon zu schmerzen.
„Ich war kurz in einer Apotheke um etwas gegen deine Übelkeit zu besorgen. Allerdings in der nichtmagischen Welt."
„Tabletten?", wollte Lucius misstrauisch wissen.
Er hatte nichts gegen die Heilmethoden der Muggel nur wollte er seinen Mann und sein Ungeborenes nur ungern mit Chemie vollstopfen. Die war um Längen ungesünder als alles was die magische Welt zu bieten hatte.
„Nein, keine Medikamente. Sondern das hier."
Neugierig blickten Harry und Lucius auf eine Schachtel aus welcher Severus zwei komische Armbänder rausholte. In der Mitte eines jeden Armbandes befand sich eine Art Knopf.
„Was soll das sein? Sieht aus wie der hässlichste Schmuck den ich je gesehen habe", stellte Lucius missmutig fest.
„Das sind Akupressur-Bänder. Man legt sie um die Handgelenke und zwar so dass die Knöpfe auf den Pulsadern liegen. Durch den ausgeübten Druck sollte die Übelkeit verschwinden", erklärte Severus geduldig und legte Harry die Bänder an.
„Eng", stellte der fest.
„Muss leider so sein. Lass sie eine Weile oben, wenn sie, in einer Stunde, nicht helfen kannst du mich von mir aus damit bewerfen. Aber gib ihnen eine Chance."
„Danke Sev", war alles was Harry sagte ehe er sich schluchzend in die Arme des Dunkelhaarigen warf.
Severus streichelte den Hormongebeutelten und zog ihn auf seinen Schoß.
„Wir bekommen das hin. Denk nur an das wundervolle Geschenk das wir in acht Monaten bekommen werden."
„Ist das einzige was mich davon abhält komplett durchzudrehen. Mensch, ich kann ja im Moment nicht mal arbeiten. Meine Klienten würden vor mir noch mehr Panik bekommen als sie vor ihrer Aufgabe als Ganymed haben."
„Wäre vielleicht eine Möglichkeit den Widerwillen einiger sturer Böcke zu beheben", gluckste Lucius.
Natürlich meinte er das nicht ernst aber er wollte seinen verzweifelten Mann auf andere Gedanken bringen.
Severus hielt unwillkürlich die Luft an, denn es konnte sehr gut sein das ihr kleiner Gefährte den Witz in den falschen Hals bekam und dann war wieder Theater angesagt. Aber dieses Mal schien das zum Glück nicht der Fall zu sein. Harry entspannte sich sogar ein wenig.
„Ich bewundere jede Frau die das je durchgestanden hat. Und auch wenn ich es hasse das zuzugeben, besonders Molly Weasley hat, was das betrifft, meine volle Bewunderung."
„Sie ist ein dummer Trampel aber keiner bestreitet dass die Frau ihre Familie liebt. Auch die Söhne die gerade gar nichts von ihr wissen wollen. Sie ist verbohrt, von sich eingenommen und gierig, dennoch würde ich sie nicht als böse bezeichnen. Menschen haben eben sehr viele Facetten, die wir aber bei weitem nicht alle mögen müssen", erklärte Severus sanft.
„Schön gesagt", murmelte Harry.
„Müde?", wollte Lucius sanft wissen.
„Ein wenig", nuschelte der junge Mann.
„Dann ruh dich aus. Bis du wach bist hat dir Juju bestimmt etwas Tolles zu Essen gemacht. Nicht wahr, Winky?"
Die kleine Elfe, die sich noch keinen Millimeter von ihrem jungen Herrn wegbewegt hatte nickte.
„Juju weiß ganz genau was ein schwangerer Körper braucht. Von ihrem Essen wurde dir bisher nie schlecht. Sie hat mir auch das Rezept für den Tee gegeben. Keine Sorge, Meister, wir werden alles tun damit es dir und deinem Kind an nichts mangelt."
Die Versicherung der kleinen Elfe hatte der junge Mann gar nicht mehr gehört, da er tatsächlich eingeschlafen war.

GanymedWhere stories live. Discover now