Seele

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Die nächsten Tage sah man Albus fast gar nicht mehr im Schloss herumrennen. Das war so ungewöhnlich, dass die Schüler schon bei den Lehrern und der Direktorin nachfragten, ob es ihrem ehemaligen Schulleiter und jetzigen Freund auch gut ging. Sie machten sich Sorgen um den lieben alten Mann.Die Lehrer konnten zum Glück Entwarnung geben. Albus verbrachte einfach nur Zeit mit einem alten Freund.„Alter Freund ist gut, Gellert ist auf jeden Fall mehr als nur ein Freund", schmunzelte Lucius.„Aber Albus ist sicher nicht mehr dazu in der Lage, dass auch so zu sehen", gab Severus zu bedenken.„Es muss schwer für den Mann sein", überlegte Harry.Die drei saßen gerade beim Abendessen in Severus' Quartieren. Immer noch weigerten sie sich ihre Mahlzeiten in der großen Halle einzunehmen. Zumindest, wenn Lucius gefüttert werden sollte, das ging niemanden etwas an. Und, da der Gott es gar nicht mochte alleine zu essen, speisten sie nun immer zu dritt in den Kerkern.Heute Abend gab es japanisch, mittlerweile konnte Harry seinen Gott sogar mit Stäbchen füttern. Am Anfang sah das immer eher nach einem Balanceakt aus. Mal abgesehen davon, dass das halbe Essen nicht da landete wo es sollte. „Schlachtfeld der Gefühle" hatte Severus das scherzhaft genannt.Lucius hatte gerade einen Bissen im Mund weswegen er nicht antworten konnte sondern lediglich die Augenbraue hochzog.„Meinst du Albus oder Gellert?", fragte Severus.„Grindelwald, natürlich. Versetz dich doch mal in seine Lage. Da kommt er endlich aus dem Gefängnis, hat vermutlich noch immer immense Schuldgefühle wegen der ganzen Verbrechen die er damals begangen hat und dann sieht er seine große Liebe in diesem Zustand. Also mir an seine Stelle würde das Herz brechen."Harry schauderte es bei dieser Vorstellung richtig. Er konnte nichts dagegen machen als sich seine geliebten Männer mit so einer Krankheit vorzustellen.Sowohl Severus als auch Lucius bemerkten den Stimmungsumschwung von Harry, da der richtig blass geworden war, und nahmen ihn zwischen sich in die Arme.„Hey, alles ist in Ordnung, uns geht es gut, wir leiden nicht an irgendwelchen Krankheiten", versicherte ihm sein Gott.„Und an diesen zwei werden wir mit Sicherheit nie erkranken. Ich bin dein Wächter und muss immer für dich da sein, also bin ich immun gegen alles was das verhindern könnte. Und Lucius ist ein Gott."„Und, was ist mit mir? Ich möchte auch nicht, dass ich je an so einer Krankheit leide. Auf keinen Fall will ich euch zumuten euch um mich kümmern zu müssen. Vor allem weil ich dich dann vielleicht nicht mehr füttern könnte. Bei Morgana, du könntest verhungern."Harry begann immer stärker zu zittern.„Kleiner, beruhige dich, du steigerst dich gerade in eine Panikattacke. Dir wird nichts passieren und Luc wird bestimmt nicht verhungern. Ich werde auf euch beide aufpassen", redete Severus beschwörend auf seinen Schützling ein.„Selbst wenn du krank werden würdest, wir würden immer an deiner Seite bleiben. Aber ich kann dich beruhigen, du wirst dieses Schicksal nie erleiden. Du bist mein Ganymed, und das bedeutet, ich kann dich von allen Krankheiten und Verletzungen heilen. Es sei denn, ich füge sie dir zu", versicherte Lucius seinem Kleinen.Der letzte Teil war natürlich ein Verweis auf ihre Untriebe im Bett. Denn wenn Lucius und Severus Harry dort zu sehr rann nahmen, dann mussten am nächsten Tag eben doch die Salben her. Da half die göttliche Kraft gar nichts.Harry beruhigte sich durch die Worte ein wenig und fütterte seinen Gott weiter.„Kannst du Albus nicht heilen?", wollte er dann wissen.„Das hatten wir doch schon mal", erinnerte Severus seinen Schüler und Geliebten.„Stimmt, ich habe es nur verdrängt."„Die Menschen denken wir Götter sind allmächtig. Aber ich sage es immer wieder gerne, die Sterblichen, wenn ich mal eben diesen blöden Begriff verwenden darf, haben uns diese Eigenschaften zugeschrieben. Sie beteten uns an und tuen es teilweise immer noch, aber das macht uns nicht omnipotent. Auch wenn es manche sicher gerne wären."„Ich weiß, aber dennoch seid ihr, mit den Titanen, die mächtigsten Wesen auf diesem Planeten", kam es trotzig von Harry.„Ja, aber auch wir haben unsere Grenzen, was nur gut ist sonst wären die dominanten Götter noch arroganter. Und die brauchen nun wirklich keinen Ego Booster mehr."Mit diesen Worten schnappte sich Lucius das nächste köstliche Fischstückchen.„Wo wir gerade bei dem Thema sind. Werden sich die Titanen nun doch nicht outen, oder warum dauert das so lange?", maulte Severus und giftete seinen Reistee an.„Doch, werden sie. Luna meinte, dass sie sich lediglich nicht mehr hetzen lassen da es anscheinend auch einige dominante Götter gibt die ihren Verstand noch besitzen", erklärte Harry.„Ich kann es dennoch kaum noch erwarten, zwar haben sich die Überfälle gemindert, aber es gibt sie immer noch. Langsam habe ich die Schnauze voll davon, dass ständig neue Zauberer ‚geliefert' werden die versucht haben sich durch einen Mord an einem Devoten einen Namen zu machen."„Vielleicht sollte ich denen noch mal sagen, dass ihr heißgeliebter Held selber ein Ganymed und mit einem devoten Gott zusammen ist. Vielleicht begreifen sie es dann. Sonst haben sie den nächsten Krieg am Hals. Ich lasse es nicht zu, dass dich jemand angreift", knurrte Harry und spießte seinen unschuldigen Fisch auf die Stäbchen.„Damit würdest du ihnen nur neues Futter geben. Die Bevölkerung wartet doch nur alle darauf, dass ihr Held in Erscheinung tritt", erinnerte ihn Severus.„Ich weiß, aber gar nichts zu tun liegt mir auch nicht. Wenn dem so wäre, hätte ich mich nie in irgendwas eingemischt. Sev, sag bloß du bist nicht auf hundertachtzig wenn du an diese Idioten da draußen denkst? Ich meine, die wollen Leute wie Luc töten nur um ein wenig Macht zu bekommen."„Natürlich macht es mich wahnsinnig, aber ich weiß auch, dass eine Einmischung nichts bringen würde. Zumindest nichts Gutes. Wenn ich auf die Angriffe reagiere, dann würden sich Leute wie Arthur Weasley nur bestätigt fühlen und diese Genugtuung will ich niemanden geben. Ich weiß, diese Logik ist bescheuert, aber du weißt ja wie die Menschen denken. Wenn sie es denn mal tun."„Wir werden aussterben."„Kleiner, ich kann deinen Gedankensprüngen nicht ganz folgen", warf Lucius vorsichtig ein.„Ich meine die magische Gesellschaft. Wenn sie jetzt Jagd auf euch Götter machen und deswegen ins Gefängnis wandern werden wir irgendwann aussterben. Im Knast kann man nun mal keine Kinder zeugen."„Im Moment müssen wir uns darum noch keine Sorgen machen es gab noch keinen Angriff von Leuten die unter vierzig gewesen wären", beruhigte Lucius seinen Ganymed.„Außerdem sind die Schüler hier nicht dumm. Sie fragen Tonks, Remus und mich zwar Löcher in den Bauch und wollen alles über Götter, Wächter und dergleichen wissen, aber sie zeigen keine Tendenzen sich an einem Gott zu vergreifen. Vor allem nicht, nachdem du einen von ihnen in einen Leguan verwandelt hast", schmunzelte Severus.„Nur für einige Stunden. Allerdings muss ich den heutigen Tag rot im Kalender anstreichen. Du hast gerade zugegeben, dass deine Schüler nicht dumm sind."„Das liegt nur an meiner neuen Unterrichtsmethode", wiegelte Severus sofort ab.Seine zwei Geliebten brachen in lautes Lachen aus.„Harry, Luc, Sev, kommt doch endlich!"„Al, wir sind gerade zur Tür rein gekommen hetz uns doch nicht. Wir laufen sicher nicht wieder weg", schmunzelte Harry.„Aber, ich freue mich doch so. Endlich seid ihr gekommen!"„Albus, Harry hat dir doch schon am Anfang des Schuljahres gesagt dass er nicht immer kommen kann wenn du es willst. Vergiss nicht, er hat auch Unterricht", erinnerte ihn Severus.„Ja, bei dir", kicherte der alte Mann.„Jetzt hat er dich", schmunzelte Lucius.Albus hüpfte in der Zwischenzeit ganz aufgeregt um die drei herum. Die kleine Lady Mimi hielt das für ein Spiel und machte es ihm nach. Auch Fawkes flog um die Gruppe herum, ganz zu schweigen von der wildgewordenen Ziege. Denen schien das allen einen unglaublichen Spaß zu machen.„Wie im Tollhaus", schnaubte Severus.„Sollten wir irgendwann eigene Kinder haben wird es bei uns nicht anders aussehen", erinnerte Harry den Mann.Der Tränkemeister blieb wie angewurzelt stehen und starrte seinen Schützling an.„Eigene Kinder?"Auch Harry und Lucius hatten nun angehalten, sehr zum Missmut von Albus.„Ist das überhaupt möglich?", wollte Harry leise wissen.„Jetzt kommt schon, worauf wartet ihr denn?", quengelte der ehemalige Schulleiter.„Reden wir später darüber", schlug Lucius vor.Seine beiden Gefährten nicken und folgten dann dem aufgedrehten alten Mann.„Gellert, schau mal wer da ist!", jauchzte Albus.„Ich sehe es, wir haben Besuch", schmunzelte der alte Mann.Harry sah sich den Zauberer, der auf einem bequemen Sessel saß, genauer an. Eigentlich bestand gar kein so großer Unterschied zwischen ihm und Albus. Beide waren alte Männer mit langen Bärten und Haaren. Nur, war Gellert Grindelwald nicht so dünn wie Albus und seine Augen hatten auch nicht dieses strahlende blau. Vielleicht fand Harry auch keine anderen Unterschiede weil sie eben beide so von ihren Bärten bedeckt waren. Bei Aberforth war es ja genauso.‚Memo an mich selber, meine beiden Männer unbedingt darauf hinweisen, das ich Bärte hasse.'Gellert hatte sich mittlerweile erhoben, und kam auf die Triade zu, dicht gefolgt von Aberforth.„Es freut mich euch alle kennenzulernen. Albus plappert fast ständig von seinen Freunden. Vor allem von Ihnen", schmunzelte der alte Mann und reichte dem Ganymed die Hand.„Guten Tag, Mr. Grindelwald, auch ich freue mich Sie endlich persönlich zu treffen. Albus hat auch uns immer von Ihnen erzählt. Er scheint unwahrscheinlich an Ihnen zu hängen."Albus beobachtete wie sich alle Männer begrüßten und runzelte dabei immer mehr die Stirn.„Abe, warum sind die denn so komisch? Und warum nennen sie sich alle beim Nachnamen? Das ist doch Gellert. Er ist endlich wieder da."Aberforth seufzte leise.„Du vergisst, dass sie sich noch nie gesehen haben. Darum sind sie so förmlich."Albus blickte erschrocken in die Runde, dann zupfte er Harry an.„Du, stimmt das? Ihr kennt euch noch gar nicht? Aber ich dachte wir sind Freunde?", verlangte der alte Mann zu wissen.Harry lächelte und strich seinem ehemaligen Schulleiter sanft über die Wange.„Natürlich sind wir Freunde, aber du bist älter als wir. Darum kennst du mehr Menschen als Sev, Luc und ich. Leider haben wir Mr. Grindelwald bis heute noch nie gesehen. Das scheinst du in der Aufregung ganz vergessen zu haben. Umso mehr freuen wir uns, dass es endlich so weit ist. Vor allem, weil ich weiß wie lieb du ihn hast. Das stimmt doch, oder?"Albus nickte ganz wild.„Ja, natürlich habe ich Gellert lieb, ich habe ihn so vermisst. Weißt du, er ist nämlich der Beste überhaupt und ihr werdet sicher auch alle Freunde. Stimmt doch, Gellert?"„Ja, Albus, das stimmt", pflichtete ihm der alte Zauberer bei.Irgendwann setzten sie sich und konnten sich unterhalten. Natürlich hatte Albus wieder darauf bestanden auf Gellerts Schoß zu klettern.„Ist er dir nicht zu schwer?", wollte Aberforth wissen und wurde sofort von seinem Bruder an geschmollt.„Ach was, Albus ist doch leicht wie eine Feder", wehrte der alte Mann ab.Dieser grinste glücklich und schmiegte sich weiter an seinen Partner, auch wenn er selber diese Bezeichnung nie verwenden würde.Lady Mimi hatte sich an Albus ein Beispiel genommen und thronte nun auf Harry, der zwischen seinen beiden Geliebten saß.Die nächsten Stunden plätscherte das Gespräch so dahin, dabei lernten sie den ehemaligen Verbrecher von einer ganz anderen Seite kennen als aus dem Geschichtsunterricht.Die Triade kam allerdings nicht umhin zu bemerken wie zerrissen Grindelwald war.Man sah ihm die Liebe zu Albus deutlich an, aber er konnte sie nicht so zeigen wie er wollte. Deshalb begnügte er sich damit seinem Geliebten über den Rücken und die Hände zu streicheln und ihm immer wieder kleine Küsse auf den Kopf, die Wange oder die Stirn zu geben. Albus genoss die kleinen Zärtlichkeiten sichtlich und gab sie auch immer wieder zurück.Aber erst durch dieses Treffen konnte die Triade sehen wie schwer es sein musste immer neben Albus zu leben. Auch wenn er noch so süß war, es kostete sicher unglaubliche Kraft. Zwar hatte Aberforth es ein wenig leichter als Grindelwald, aber auch für ihn war es sicher eine Herausforderung.Sie aßen zusammen, wobei Lucius dieses Mal nicht gefüttert wurde, und Aberforth brachte Albus danach ins Bad. Das war Absicht, denn Gellert wollte kurz alleine mit den anderen reden.„Mr. Malfoy, können Sie ihm helfen?", wollte der alte Mann hoffnungsvoll wissen.Der Gott schüttelte bedauernd den Kopf.„Nein, nicht bei dieser Krankheit. Wenn es ‚nur' vom Gehirn ausgehen würde dann ja. Aber die Rückentwicklung hat auch etwas mit der Seele zu tun, und da sind Götter absolut machtlos. Wir dürfen uns da nicht mal einmischen. Vor allem weil es ein Gott war, der den Menschen diese überhaupt erst gab."„Sie reden aber jetzt nicht von Psyche? Ich dachte das wäre nur eine Geschichte. Ist die nicht in ewigen Schlaf gefallen weil sie ein Behältnis mit einem Teil der Schönheit der Persephone geöffnet hat? Und das alles wegen der Eifersucht von Aphrodite."Lucius schmunzelte.„Sie sind genauso gut über die griechischen Götter informiert wie Harry. Das ist allerdings, wie Sie richtig bemerkt haben, nur eine Sage.Der Grund warum Menschen Götter so verehren ist der, dass wir es waren die ihnen ihre unsterbliche Seele gaben. Naja, nicht nur wir, es gab noch andere Wesen die das ebenfalls gemacht haben, aber mir steht es nicht zu darüber zu sprechen", natürlich meinte der Blonde damit die Titanen, aber die existierten ja offiziell noch nicht.„Und bei der Seele kann man nicht so einfach rumpfuschen", seufzte Gellert.„Wenn das möglich wäre, dann hätte ich Luc schon lange darum gebeten Nevilles Eltern zu heilen", mischte sich nun Harry in das Gespräch ein.Der alte Zauberer seufzte wieder.„Ich vermisse Albus", gab er zu.„Werden Sie bei ihm bleiben?", wollte Severus wissen.„Natürlich, daran darf nie jemand zweifeln. Ich liebe diesen Mann und habe es immer getan. Daran wird sich nie etwas ändern. Aber das macht es nicht leichter. Albus will mich gar nicht mehr gehen lassen, ich bin seit Tagen hier und spiele mit ihm. Haben Sie eine Ahnung wie schwer es mir fällt nicht einfach vor ihm zusammenzubrechen? Aber das würde er mit Sicherheit nicht verstehen, also bleibe ich stark, aber in der Nacht wenn er schläft überwältigen mich die Gefühle dann doch."Alle drei schluckten hart als sie dieses Eingeständnis hörten. Zum Glück würden sie diese Erfahrung selber nie machen müssen. Aber dadurch stieg der Respekt den sie vor Gellert hatten nur noch weiter an. Denn er gab nicht auf, er würde bei Albus bleiben, egal wie sehr es ihn schmerzte.„GELLERT!"„Entschuldigt mich, Albus will etwas von mir", schmunzelte der Mann und ging dem Ruf nach.„Vermutlich will er zusammen mit ihm baden", warf Lucius ein.Harry lehnte sich an den Blonden und schnappte sich gleichzeitig Severus' Hand.„Wir können wirklich glücklich sein. Zwar haben auch wir Probleme aber keine solchen."Luc küsste seinen Ganymed sanft auf den Mund. Severus hob dessen Hand und drückte dort seine Lippen drauf.„Ja, das können wir", flüsterte der Gott.Severus nickte einfach nur.

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