Die Belohnung für alles

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„AAAAAHHHHHH! FFFFFHHHHH! AARRRGG!"
„Weiter so, du machst das ganz toll. Gleich ist die Wehe vorbei."
„Severus, red keinen Blödsinn, ich mache hier gar nichts, und toll schon mal ganz sicher nicht!", jaulte der leidgeprüfte Gebärdende.
„Doch du machst etwas, du hältst durch", versuchte der Wächter seinen Ehemann und Schützling zu beschwichtigen.
„Worauf ich auch gut und gerne verzichten könnte. Setzt mich in den Tiefschlaf und weckt mich wenn es vorbei ist. Ich bin ein Weichling", keuchte Harry als der Schmerz der letzten Wehe endlich nachließ.
Lucius und Severus saßen je an einer Seite des Krankenausbettes und hielten ihren leidenden Gatten bei den Händen. Mit der anderen streichelten sie ihn unentwegt.
„Bist du nicht, als deine Fruchtblase geplatzt ist warst du sehr ruhig und gefasst", erinnerte Lucius seinen Ganymed.
Harry lachte humorlos auf.
„Aber nur bis du mir gesagt hast das du mir nicht mal mit deiner göttlichen Macht die Schmerzen nehmen kannst. Dabei habe ich mich total darauf verlassen."
„Es tut mir leid, aber da ich streng genommen mitverantwortlich für deinen Zustand bin ist es mir nicht möglich etwas dagegen zu tun", entschuldigte sich der Gott.
„Pah, du und Sev ihr habt mich geschwängert und nicht verstümmelt", grummelte Harry.
„Das kosmische Gesetz, oder was auch immer, sieht das anders", erläuterte Lucius.
„Hmpf."
„Du schaffst das auch ohne göttliche Kraft, bis jetzt hältst du dich großartig", versicherte Severus dem jungen Mann ein weiteres Mal.
„Danke, auch wenn es nicht wahr ist. Männer sind für so was einfach nicht gemacht, Luna hat nicht halb so viel gejammert wie ich."


„Hmhmhmhm."
Das unterdrückte Kichern forderte sofort die Aufmerksamkeit der drei Männer ein. Es kam von der Hebamme, die sich auch schon um Luna gekümmert hatte.
„Hat unser Mann etwas lustiges gesagt?", kam es sehr misstrauisch von Severus.
„In der Tat, denn Mrs. Lovegood hat sich genauso benommen wie jede andere werdende Mutter. Mit anderen Worten, nicht anders als Mr. Potter. Und bevor Sie sich gleich aufregen. Die junge Dame hat mich ausdrücklich darum gebeten Ihnen das zu sagen, sollte der werdende Muttervater, genau die eben getätigte Behauptung aufstellen."
„Muttervater?", echote Harry perplex.
„Richtig gehört, so bezeichnen wir Männer die Kinder austragen. Sie dachten doch wohl nicht das Sie der einzige sind?"
„Nicht im Geringsten, aber ich hätte mir nie träumen lassen das es dafür eine Bezeichnung gibt."
„Und ich hätte mir nie träumen lassen das wir eine Hebamme erwischen, die sich so gestelzt ausdrückt als wäre sie einem Shakespeare entsprungen", grummelte der Tränkemeister.
„Luna hat also auch die Nerven verloren?", vergewisserte sich der Blonde.
„Natürlich, es ist eine ganz normale Reaktion. Zumindest bei den meisten sie versuchen damit den Schmerz in den Griff zu bekommen."
„Drogen wären mir in dieser Situation lieber", maulte Harry, der spürte das sich schon die nächste Wehe bereit machte.
„Die brauchen Sie zum Glück noch nicht."
„Ach nein? Ich verrate Ihnen mal ein Geheimnis, ich bin kurz davor die Wände hochzugehen oder mich an die Schrankwand zu nageln damit das Kleine, schwerkraftbedingt, aus mir rausfällt. Männer sind echte Memmen, zumindest wenn es um so etwas geht."
„Nein, du bist keine Memme. Du hast uns noch nicht mal die Finger gebrochen, da kenne ich ganz andere Geschichten. Glaub mir, in meiner Zeit als Lehrer musste ich eine ganze Menge Knochenwachs brauen, weil die werdenden Teenagermütter ihren Partnern die Handknochen zerquetscht haben."
Harry blickte Severus ungläubig an und schielte dann zur Hebamme.
„Ja, auch hier kommt das manchmal vor. Sie können also versichert sein das Sie ihre Sache wirklich gut machen."
„Sagen Sie das mal dieser Scheiß, .... AAAAHHHH, HILFE!"



So ging es nun schon seit Stunden und Harry war langsam am Limit. Die Hebamme und seine Männer konnten sagen was sie wollten, er fühlte sich alles andere als stark. Eher so als hätte würde man ihm gewisse Organe zuerst zusammendrücken nur um sie dann wieder auseinander zu denen bis sie beinahe rissen. Wie ein wildgewordener Mustang, der versuchte sich von einem Lasso zu befreien bäumte sich der Ganymed immer wieder auf und verfluchte alle Mächte des Universums die für diese Qualen verantwortlich waren.
„LUCIUS, BESCHLEUNIGE DIE ZEIT! JETZT SOFORT UND AUF DER STELLE!"
„So gern ich das tun würde, es geht nicht", seufzte Lucius.
Der Gott kam sich irgendwie vor wie in einer Endlosschleife, denn es war bei weitem nicht das erste Mal das Harry diesen Wunsch, oder eher Befehl geäußert hatte. Zuerst nur weil der Ganymed unbedingt ihr Kleines im Arm halten wollte, aber seit er hier im Krankenhaus war und die Wehen ertragen musste flehte er bei jeder neuen Schmerzwelle um einen Zeitzauber.


„Warum denn nicht? Verdammt noch mal?"
„Hatten wir das nicht auch schon?", kam es halb belustigt von Severus wofür er sich ein gewaltiges Handquetschen einhandelte.
„Verdient", gab er betroffen zu.
„Ich kann nicht denken, wenn ich Schmerzen habe", knurrte Harry ehe er wieder schrie und ein weiteres Mal um einen Zauber in die Zukunft flehte.
Beruhigend strich Lucius seinem jungen Gefährten über die verschwitzte Stirn und hauchte einen Kuss auf dessen Handrücken. Er wartete bis die Wehe abgeklungen war ehe er auch nur den Versuch machte es seinem Ganymed ein weiteres Mal zu erklären. Auch wenn er vermutete das Harry es wieder nicht verstehen würde, dafür er im Moment einfach zu beschäftigt. Aber vielleicht schaffte es Lucius ja doch den jungen Mann wenigstens ein bisschen abzulenken.
„Man kann Zeit zwar verlangsamen oder sogar in ihr zurückreisen, wenn auch nur mit Einschränkungen, aber in die Zukunft kann man nicht, nicht mal für fünf Sekunden. Wahrsager sind die einzigen Lebewesen die einen Blick auf Ereignisse werfen können, die noch nicht passiert sind. Die Zukunft ist nicht nur absolutes Sperrgebiet, sondern eine unmöglich einzunehmende Festung. Niemand kommt dorthin, außer auf dem natürlichen Weg, durch warten und erleben."
„Und warum?", beharrte Harry auf einer Antwort.
„Um ehrlich zu sein habe ich keine Ahnung, ich weiß nur dass es so ist."
„Wozu sind Gesetze da, wenn man nicht weiß warum?", murrte nun auch Severus.
„Es ist kein Gesetz, sondern eine Gegebenheit. Genauso gut könntest du fragen warum das Gras grün ist, auch darauf wirst du keine Antwort bekommen."
Severus und Harry grinsten den Gott an.
„Wetten?"
„Gut, dummes Beispiel. Aber ihr versteht hoffentlich dennoch was ich meine."
„Ja, das Schicksal ist manchmal ein Arschloch und hat mit Sicherheit noch nie selbst in den Wehen gelegen. AAAAARRRRGG! WAS WAR DAS, DIE RACHE?!", brüllte Harry als die nächste Wehe ihn fast aus dem Bett warf.


„Es ist soweit, Mr. Potter, das Kleine hat offensichtlich ebenfalls keine Geduld mehr. Sie müssen jetzt pressen."
„Na endlich!", jubelte Harry.
„Nicht im Gesicht, Sie müssen nach unten pressen", wies ihn die Hebamme resolut an.
Kurz stoppte der Ganymed in seinem Tun um die Worte der Hebamme einsinken zu lassen. Und wie er feststellen musste hatte sie recht, er presste wirklich an der komplett falschen Körperstelle. Sofort besann er sich eines Besseren und tat nun was er machen sollte, er half seinem Kind auf die Welt zu kommen.
„Gut, immer weiter so, gleich haben Sie es geschafft", lobte die Frau.
Auch Severus und Lucius unterstützten ihren Gatten so gut es ging. Und der war für jede Hilfe dankbar die er bekommen konnte.
„Noch einmal pressen."
Mit letzter Kraftanstrengung bäumte der junge Mann sich noch mal auf, presste was sein Körper hergab, und schrie aus Leibeskräften ehe er entkräftet aufs Bett zurückfiel.
Wenige Augenblicke hörte er das schönste Geräusch, das er sich nur vorstellen konnte. Das empörte Schreien eines gerade geborenen Babys. Ihres gerade geborenen Babys.
Mühsam versuchte Harry sich wieder aufzusetzen und musste sich von seinen Männern helfen lassen. Aber auf keinen Fall wollte er noch länger auf sein Baby warten.
Sehnsüchtig strecke er die Arme aus.
„Herzlichen Glückwunsch, Sie haben eine kleine gesunde Tochter", mit den Worten überreichte die Amme dem Muttervater das kleine Mädchen.
Gerührt nahm der es entgegen und lehnte sich in den Kissen zurück.
„Seht nur, ist sie nicht wunderschön?", hauchte er.
„Ja, unser kleines Wunder", strahlte auch der Gott.
„Sie ist bildhübsch", flüsterte Severus und strich seinem Töchterchen über die weiche Wange.
„Ich brauche noch einen Namen, für die Geburtsurkunde."
Harry hörte gar nicht was die Frau sagte, viel zu hingerissen war er von seinem Mädchen, und selbst Severus konnte die Augen nicht von diesem Wunder nehmen das vor wenigen Momenten noch gar nicht auf der Welt gewesen war, so gab Lucius die gewünschte Auskunft und bat die Dame dann sie ein wenig allein zu lassen, was diese auch tat.

GanymedTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon