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Jem

Als ich die Liste sah, konnte ich einfach nicht anders und war einen Moment sprachlos - etwas, was mir so gut wie nie passierte. Es waren gefühlt hundert Ordner, mit Bildern, Informationen von den Mädchen und das sollte ich innerhalb von zwei Wochen aussortieren. Es war schlichtweg unmöglich.

"Keine Sorge Eure Majestät. Wir haben uns einen groben Überblick über die Mädchen verschafft. Es dürfte also kein Problem sein. Sie müssten aus etwa fünfhundert eine aussuchen."

Klar. Nur aus fünfhundert Mädchen eine aussuchen, geht klar Jem. Etwas einfacheres gibt es doch nicht - locker bleiben...

Ich seufzte innerlich. Neben dem Krieg, den wir zusammen mit Illéa gegen New Asia führten, gab es zahlreiche wirtschaftliche Probleme in Jéla. Unser Land war noch jünger als unser Bündnispartner Illéa, was uns den Aufstieg in einen besseren Lebensstand erschwerte. Ich war der nächste König von Jéla und musste somit gewisse Pflichten erfüllen. Und nebenbei dieses lächerliche Casting abhalten. Das Allerletzte was ich gebrauchen konnte.

"... muss sich jetzt auch entscheiden...", sagte einer der Berater. "... Eure Majestät?"

Ich zuckte zusammen, als ich angesprochen wurde. Als ich den Berater - ein Mann namens Binningham verständnislos anstarrte, seufzte dieser und wiederholte ein weiteres Mal seine Frage.

"Der Prinz von Illéa, Maxon Schreave, muss sich jetzt auch für eine Frau entscheiden. Sein Casting wird zur gleichen Zeit wie Ihres stattfinden."

Stimmt. Vor einigen Wochen hatte das unsere Organisatorin erwähnt. Maxon habe ich erst nur ein oder zwei mal gesehen. Wir hatten nie viel miteinander zu tun gehabt, weil meist unsere Väter miteinander kooperierten. Vor ungefähr dreißig Jahren, hatten Illéa und Jéla einen Pakt geschlossen. Beide Länder hatten das selbe System. Es gab die Kasten zwei bis acht. Der Prinz heiratet eine Frau aus dem Volk, die er sich bei einem Casting aussuchte. Ich wusste nicht, wie Maxon sich fühlte, wo ihm doch dieselbe schwierige Frage bevorstand wie mir.

Ich zog eine Augenbraue hoch. "Und was wollen Sie mir sagen Mr. Binningham?"

"Burningham, Eure Hoheit."

Burningham. Binningham. Klang beides lächerlich.

"Also, Mr. Burningham. Was wollen Sie mir sagen?" Ich bemerkte, wie sich ein gereizter Unterton in meine Stimme einschlich.

"Wir haben eine große Auswahl an Mädchen, die wir aussortieren müssen. Ich würde Ihnen gerne behilflich sein."

"Das ist ein freundliches Angebot. Ich werde Ihren Vorschlag überdenken."

Diese Höflichkeitsfloskeln waren einfach nur schlimm. Von Burningham/Binningham würde ich mich sicherlich nicht beraten lassen. Ich bemerkte, wie sich Kopfschmerzen bemerkbar machten. Das war in letzter Zeit häufig so. Spätestens in zwei Stunden würde mein Kopf sich anfühlen, als wäre eine Bombe darin explodiert.

Nach einigem Hin- und Hergerede, welches ich nicht beachtete, kamen wir endlich mal zur Sache und begannen uns die Mappen durchzusehen.

Während ich mir den Ordner von einer blonden Schönheit ansah, hörte ich neben mir eine unbekannte Stimme: "Ich bringe Ihnen noch ein paar Bewerbungen vorbei, ach ja ein Rat, versuchen Sie die Mädchen auch nach ihren Fähigkeiten auszusortieren. ... Selbstverständlich..."

"Eure Majestät?" Ich blickte auf und sah einen kühlen Mann, der gerade angekommen war.

"Darf ich mich vorstellen? Ich bin einer Ihrer Berater, der Ihnen bei der Auswahl des Castings behilflich sein wird. Mein Name ist Cohen."

◇✵◇

A Selection Story: Die Rebellin /  #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt