14.

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Jem

„Ich werde mit Ihnen nun versuchen ein kleines Kennenlerngespräch zu führen. Darum bitte ich Sie, einfach zu warten, bis sie aufgefordert werden. Sie dürfen sich ruhig eine wenig unterhalten - kein Problem." Fünfundreißig Augenpaare schauten mich an. Dazu total durchgedrehte Gesichtsausdrücke. Himmel! Fast jede war aufgeputscht mit Schmuck, Make-Up und übertriebenen Kleidern.Beim zweiten Hinsehen, stellte ich fest, dass es nur vierundreißig Augenpaare waren, die mich neugierig anglotzen. Nummer fünfundreißig hatte die Augen leicht geschlossen und sah sich bewundernd den Versammlungsraum an.Rain war wirklich witzig. Bei Tageslicht stellte ich fest, dass sie höchstens eine Meter fünfunfünfzig sein konnte. Das Licht schien auf ihre schwarzen Haare...Dann riss ich mich zusammen und konzentrierte mich auf die anderen Mädchen.Ich lächelte eine Braunhaarige an und sie knickste. „Wie heißt du?"„Isaabel, Eure Majestät." Sie wirkte ganz nett, mochte Eiscreme und kam aus Toronto. Ich setzte mein Dauerlächeln auf und sie redete weiter. Am Ende nickte sie, knickste und ging wieder, ohne dass ich mich an den Inhalt des Gespräches erinnern konnte.

◇✵◇

Antonia war eine sehr ruhige Person. Sie erzählte ein wenig über ihre Familie und ihre Freunde aus Québec. Sie sprach mit einem französischen Akzent, was bedeutete, dass sie Zuhause noch französisch sprach.Ich versuchte nicht, gelangweilt auszusehen, als sie schließlich ging, richtete ich mich auf und fragte mich, wer wohl als nächstes kommen würde.

◇✵◇

Die Antwort wurde mir durch einen Schwall hellbrauner Haare gegeben. Dann ein aufgeregtes: „Hi ich bin Liza!"Sie sprach ihren Namen ein wenig wie Liiiiizzaa aus, und sie erinnerte mich ein wenig an ein vierjähriges Mädchen in der Kinderkrippe.Nach den drei Minuten war ich kein einziges Mal zu Wort gekommen, wusste allerdings, dass sie einen Hund namens Apfeltorte hatte, (ja Apfeltorte) und fünfzehn Kaninchen (ich hasse diese Viecher, eines hatte mich mal in den Finger gebissen) namens Biibi, Bobo,Bodo, Bolo, Bowo und so weiter und so weiter hatte und dass Bolli am Tag der Abreise verstorben sei.Sie war wohl ein richtiger Tierfreund.Am Ende des Gespräches, hatte ich mit Liza nur die Worte „Hallo Miss North." und „Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag." gewechselt. Na toll.

◇✵◇

Nach Cherry, Chantalle, Victrica und Melanie, hatte ich keine Lust mehr auf Butterkekse.Meine Beine fühlten sich langsam taub an und ich wollte, dass das hier so schnell wiemöglich zuende ging.
Milla weckte jedoch mein aufrichtiges Interesse. Sie war honigblond, hatte grüne Augen und einen schwedischen Akzent.„Wie geht es Ihnen, Lady Milla?"„Gut, gut. Ihnen scheint es jedoch nicht so gut zu gehen nach fünfzehn Butterkeksen."Hatte sie mitgezählt? Ich errötete leicht.„Lady Milla, wo wohnen Sie denn?"„Toronto. Ich bin mit Lady Zhilly und Lady Victrica gekommen."„Was sind Ihre Hobbys?"Sie lächelte.„Zeichnen, absolut."Ich überlegte, nahm eine Serviertte und reichte ihr den Stift von der Organisatorin.„Würden Sie mir die Ehre erweisen, etwas zu malen, Lady Milla?"Sie errötete, überlegte und setzte den Kugelschreiber an.Eine Minuten später, ließ sie den Arm sinken und schob sie zu mir zurück.Mein Atem stockte. Mit ein paar wenigen Strichen hatte sie mich im allergenaustengetroffen. Selbst die Fältchen um meine Augen hatte sie beachtet.Ich hielt den Atem an.„Gefällt Ihnen meine Zeichnung, Eure Majestät?"Ich nickte überwältigt. „Sie sind ein Naturtalent Lady Milla. Wirklich ein Naturtalent."Ihre Wangen färbten sich rot.„Sie sind zu großzügig, Eure Majestät."Ich verneinte vehement.„Bitte, Sie sind wirklich gut.", sagte ich. Dann hörte ich ein leises Piepen. Die Zeit war vorbei.„Wir haben keine Zeit mehr." Ich machte eine Pause.Sie nickte.„Auf Wiedersehen Lady Milla."Ihr Gesicht erhellte sich.„Auf Wiedersehen, Eure Majestät.

◇✵◇

Als ich wieder aufblickte, sah ich in die Augen einer wasserstoffblonden Blondine.„Hi!" Ihre Stimme war rauchig. „Ich bin Leony."Ich hätte gerne mit der gleichen rauchigern Stimme gesagt: „Hi - ich bin Prinz Jemirah.",jedoch wäre es sehr... einladend gewesen.„Setzen Sie sich Lady Leony."Sie setzte sich, mit übereinandergeschlagenen Beinen und beugte sich vor, sodass ich einen ausführlichen Einblick in ihr Dekollté bekam.Sie hatte ein furchtbares dunkelgrünes Kleid ein, dass schlecht mit ihren fast weißen Haarenharmonierte.Der knallrote Lippenstift passte ebenfalls nicht zu ihrem Image.„Ich erwünsche mir doch, dass Sie eine gute Anreise hatten, meine hochverehrte Lady?"Auf Schmeicheln konnte ich auch machen.„Natürlich," , schnurrte sie, „mit Ihnen wäre es jedoch ein wenig...schnuckeliger gewesen,Eure Majestät..."Ich fand das „Eure Majestät" ein wenig übertrieben und ignorierte gekonnt den letzten Kommentar.„Und meine Lady, was machen Sie so?"„Ich tanze. Soll ich Ihnen etwas vorführen?"Ich lachte, schüttelte aber den Kopf. Die Art dieses Tanzes, hatte ich schon oft im Fernseher gesehen.

A Selection Story: Die Rebellin /  #Wattys2016Where stories live. Discover now