60.

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Rain

„Das Kind von Milla ist nicht von Jem – das glaube ich ihm."

Ich spähte zu Éd. Er schlief schon – es war immerhin schon nach ein Uhr morgens, jedoch hatte ich Nachtwache.

„Ich weiß."

„Du hast es gewusst?"

„Ja. Das hat er mir auch schon gesagt."

„Bevor du ihm das Herz herausgerissen hast."

Ich stöhnte. „Ich weiß. Wie oft musst du das betonen?"

„Oft genug."

Ich hörte Trish's Atem. „Aber das bedeutet, dass auch Milla eine Person ist, die ihm nicht treu ist – oh Gott Rain, ich habe so ein schlechtes Gewissen."

Ich unterdrückte die Tränen. „Ja."

„Okay. Gut. Wie weit bist du?"

Ich schnaubte. „Fast gar nichts – es gibt keinerlei Anhaltspunkte.

„Ich versuche noch mehr über das Ganze herauszufinden."

„Ist schon okay, Trish. Versuch das hier noch ein Weilchen durchzuziehen. In Illéa gibt es riesige Probleme. Die Südrebellen haben schon Familienangehörige der dortigen Erwählten getötet – wir tun alles um das einzudämmen – hast du schon mit der Königin gesprochen?"

„Nein. Sie muss noch viele Dinge erledigen. Die Zeit läuft – übrigens. Elvira die Uhr von Nicoletta erhalten – sie hat sie gestern übergeben lassen."

Ich atmete erleichtert auf. „Wenigstens das."

„Ich geh jetzt ins Bett, Rain."

„Mach das."

„Komm bald zurück.", ihre Stimme klang bittend.

Ich schwieg. „Mach ich. Tschüss."

„Tschüss."

Ich unterbrach die Verbindung.

Wir campierten ein paar hundert Meter vor dem Schloss von Illéa und beobachteten jede Reaktion. Schon übermorgen würde Prinz Maxon seine Erwählte bekanntzugeben.

Es ging alles so...schnell.

Es kam mir vor, als wäre ich erst gestern in das Schloss gekommen.

Gedankenverloren packte ich meinen Rucksack aus.

Es konnte doch unmöglich überhaupt keine Spur geben!

Block, Stift, Karten – ein zerbröselter Keks.

Wehmütig dachte ich an das gute Essen im Schloss. Mein Magen knurrte. Würde ich mich überhaupt jemals eingewöhnen können?

Wahrscheinlich nicht.

Eine kaputte Feder von einem Kugelschreiber, einen Schlüsselanhänger mit diversen Schlüsseln. Ein halb leeres Pad, einige Speicherkarten, ein Einmal – Telefon, wo man danach die Speicherkarte zerstören konnte, ein Erste – Hilfe Kasten.

Eine große Flasche Wasser.

Stirnrunzelnd faltete ich einen Zettel auf, auf dem jedoch nur eine aus Langweile gekritzelte Blume darauf war.

Dann einen Zip – Beutel mit ein paar Schmerzspritzen, die wir zur Betäubung von Wachen oder so benutzten.

Gefühlt hundert Stifte.

Plötzlich hielt ich inne und sah auf die Schmerzspritzen.

Als ich bei der Mission bewusstlos im Wald aufgefunden worden war, war eine winzige Menge an Alkohol in meinem Blut gefunden worden.

A Selection Story: Die Rebellin /  #Wattys2016Where stories live. Discover now