72.

4.1K 307 2
                                    

72.

Geld ist Macht.

Aber Geld ist auch ein Fluch.

Was machen wir mit dem ganzen Reichtum?

Aber, das mein lieber Nachfahre, wird überraschend klingen. In mancher Hinsicht sind reiche Menschen glücklicher als Arme.

Aber leider verleitet es auch, viele Fehler zu machen.

Wie ich.

Es war ein Fehler Gregory Illéa zu vertrauen. Aber ohne ihn, würdet ihr nicht hier stehen.

Ich bin Biologe und Chemiker.

Und ich verfolge immer den gleichen Prinzip, dem Prinzip der Natur.

Was entsteht ist auch verdammt wieder unterzugehen.

Dabei kann man unterschiedliche Dinge machen, um sie zu beschleunigen.

Das Leben, kann in unterschiedlichen Zeiten beendet werden, aber auch verlängert werden.

Und zu meinen Lebzeiten habe ich mehr Menschen ihre Zeit vorzeitig beendet, als ich sie verlängert habe – und das bereue ich zutiefst.

Aber Neugier steht direkt neben Unwissen.

Und vielleicht ist es das, wovor sich die Menschen fürchten.

Ich habe meine Familie beschützt, aber dafür zahlreiche Menschenleben geopfert. Aber ich habe etwas in dieser Zeit gelernt:

Was machen wir, wenn wir etwas wissen? Was tun wir mit diesem Wissen? Wissen kann gefährlich sein, aber Wissen kann aber auch viele Menschen retten.

Dasselbe gilt für das Unwissen. Unwissen kann Menschen schaden, aber auch vor den Unglück bewahren.

Dasselbe gilt für Geld oder sagen wir mal Reichtum.

Reichtum kann Glück aber auch Unglück bedeuten.

Alles zur selben Zeit.

Und ich habe diese Wichtigkeit von Informationen nicht beachtet, damals.

Der Ausgleich von Wissen und Unwissen.

Und an wen ich mein Wissen weitergeben sollte.

Ich war damals ein junger Mann – Gregory Illéa war zehn Jahre älter als ich und ich sah zu ihm auf wie ein Lehrer und aber auch Freund.

Damals im Krieg gegen New Asia, habe ich nicht daran gedacht, wie perfide die Welt ist, wie verstrickt – und man kann diesen Knoten unmöglich öffnen.

Aber Fakt ist doch: Ich habe die falsche Entscheidung getroffen.

Wieso?

Geld ist Macht.

Das habe ich dir schon bereits am Anfang dieses Briefes gesagt.

Und wenn man es nicht hat, dann kann man auch keine Macht erlangen.

Ohne Reichtum ist Macht nicht möglich.

Wieder ein Ausgleich.

Gold.

Gold hat mich schon immer fasziniert, nicht nur die Farbe, sondern seine Seltenheit, seine Bedeutung und Beschaffenheit.

Damals saß ich als Kind am Fluss und habe versucht Gold zu schöpfen – aber habe über Stunden nichts gefunden.

Erst als ich bei der letzten Kelle schon aufgeben wollte, sah ich einen winzigen Funken im Sand aufblitzen.

Seitdem habe ich Gold geforscht.

Und ich habe viele interessante Dinge darüber herausgefunden.

Ich will dich nicht langweilen, mein lieber Nachfahre.

Aber als Illéa Geld gebraucht habe, habe ich es ihm ermöglicht.

Und habe ich sämtliche Goldgruben ausgegraben?

Zahlreiche Flüsse geplündert?

Leute versklavt?

Natürlich nicht.

Die Antwort war die Wissenschaft.

Wissenschaft ermöglicht vieles.

Aus wenig Material viel zu machen.

Und ich habe es gefunden.

Ja, das Mittel gefunden.

Eine einfache chemische Formel.

Um es abzukürzen: Ich hatte nur eine Möglichkeit, so viel Gold zu beschaffen.

Ich stellte es künstliches her.

Es war eine Sensation.

Und sie gefiel meinen Lehrmeister.

Oh ja, sie gefiel Illéa sogar sehr.

Er befahl mir mehr herzustellen.

Und ich tat es, denn ich wollte meinem Lehrmeister gefallen.

Illéas Erfolg explodierte.

Der ganze Grundbaustein dieses Königreiches, wurde von praktisch nichts bezahlt. Damals lagerte ich zahlreiche Barren unter dem so genannten Splittered Stone. Vielleicht kennt ihr ihn heute noch unter demselben Namen.

Meine Mutter sagte einmal: Was schnell entsteht, zerfällt auch schnell.

Sicherlich hast du schon einmal etwas von einer Halbwertszeit gehört?

Ein Stoff halbiert sich in dieser Zeit.

Er zerfällt.

Was mein Problem war, lieber Nachkomme?

Das künstliche Gold halbiert sich innerhalb von zwanzig Jahren. Nach weiteren zwanzig Jahren ist nur noch fünfzig Prozent vorhanden, nach weiteren zwanzig fünfundzwanzig. Nach etwa hundert Jahren, wird nichts mehr von dem Bestand existieren.

Und bis sich die Wahrscheinlichkeit ergibt, dass ein Jéla und ein Illéa zusammentreffen, sind mehr als hundert Jahre vergangen lieber Ur – ur – ur – ur – Enkel.

Was bedeutet, dass Illéas Grundeinkommen, eigentlich aus ein wenig Sand und Erde besteht.

So einfach ist das Geheimnis, welches du gesucht hast:

Illéa hat nichts. Keinen Besitz.

Das erkläre ich dir mit der Schlichtheit dieses Briefes.

Du hast nun die Wahl: Du machst dieses Geheimnis öffentlich und zerstörst dieses Reich oder du gibst ihm noch eine Chance.

Denken Sie daran, es liegt nun in Ihrer Hand was sie mit dem Wissen machen.

Schlagen Sie den richtigen Weg ein.

Es würde das Königreich Illéa stürzen, aber vielleicht überdenkst du, ob du das wirklich willst.

Es liegt in deiner Hand.


A Selection Story: Die Rebellin /  #Wattys2016Where stories live. Discover now