50.

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50.

Rain

Nach drei Tagen kam sie wieder zu mir. Ihr blasses Gesicht wirkte gespenstisch im Kontrast mit dem leuchtenden Rot ihres Tageskleides.

Ich saß wieder im Morgenmantel auf meinem Bett und hatte überlegt, ob ich Jem eine Nachricht zukommen lassen könnte – aber das war angesichts der vergangenen Ereignisse wohl nicht gerade die beste Idee.

Aber wir konnten uns schließlich nicht immer ignorieren.

Als ich ein Klopfen an der Tür hörte, machte Céline widerspruchslos auf und verschwand ohne Aufforderung im Gang. Auch meine Zofen waren niedergeschlagen und Cecilia hatte sich für den heutigen Tag krankgemeldet. Camille hatte ich überhaupt nicht gesehen.

Mit schnellen Schritten ging ich auf Trish zu und wollte sie umarmen, als sie nur müde die Hand hob und auf den Schrank deutete.

Sie wollte ganz in Ruhe reden – und da ich nicht so talentiert wie Éd war, der es schaffte selbst die Kameras hier im Raum unschädlich zu machen, öffnete ich schweigend die hölzerne Falltür und ließ mich nach unten gleiten.

Als ich einen Schritt zur Seite machte, stolperte ich über eine Person. Erschrocken zuckte ich zusammen. Man konnte überhaupt nichts erkennen.

In der Dunkelheit kniff ich die Augen zusammen. „Éd?"

„Nein.", sagte eine ruhige Stimme. „Elvira."

Ich nickte. „Wolltest du mich sprechen?"

Sie nickte wieder.

Mit einem sanften Ruck landete Trish neben mir. Sie schien Elvira nicht richtig wahr zu nehmen, doch die schwedische Prinzessin kniff misstrauisch die Augen zusammen.

Ich machte das Licht an und seufzte. „Sie weiß davon."

Elvira nickte langsam und setzte sich ungerührt auf dem Boden.

„Nun, da wir jetzt alle beisammen sind -"

Die Tür ging knarrend auf und Éd trat ein. Die Mädchen drehten sich verwirrt um und ich schnaubte.

„Möchtest du dich dazu gesellen Éd oder gehst du wieder?"

Er antwortete mir nicht sofort, aber er musterte uns forschend. Dann schüttelte er den Kopf. „Nein." Nach einer kleinen Pause fügte er leise hinzu: „Ich denke das was ihr zu besprechen habt, geht mich nichts an."

Mit diesen Worten öffnete er die Luke neben der Leiter, die zu meinem Zimmer führte und begann hochzuklettern.

Nach ein paar Minuten verklang das Knarren und das Zuknallen einer Metalltür signalisierte, dass wir jetzt alleine waren.

„Ich weiß-". begann ich nach ein paar Sekunden Stille, „dass das alles verdammt...schwierig ist, aber ich denke, wir können uns einander gerade so vertrauen, dass wir einander nicht den Tod wünschen – und das ist alles was zählt."

Eine Träne rollte über Trishs Wange und ich biss mir auf die Lippe.

Elvira sah weg.

Ich holte einmal tief Luft und fuhr mit stockender Stimme fort: „Am Ende des Ganzen, wird hier alles außer Kontrolle geraten und darum bitte ich euch beide: Die eigene Sicherheit geht vor. Es nützt keinem, wenn ihr ebenfalls tot seid."

Als keiner etwas sagte verließ mich auch der Mut und eine weitere, der vielen erdrückenden Stillen begann.

„Die italienische Prinzessin. Ich habe es geschafft das Videomaterial von der Bestrafung zu kriegen." Elvira sprach leise und ihr schwedischer Akzent war noch deutlicher zu hören. „Nicoletta ist meine beste Freundin – wir kennen uns schon seit Jahren. Ich habe es ihr geschickt."

A Selection Story: Die Rebellin /  #Wattys2016Where stories live. Discover now