65.

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Rain

„Verdammt! Das war knapp!", Éd kam auf mich zugestürmt. Er war verdächtig blass.

„Nein. Alles gut!"

Ich stütze mich mit den Händen auf meine Knie. Noch nie war ich so schnell gerannt!

Ich schnappte ringend nach Luft.

„Es. War. Wirklich." Ich hechelte wie ein Hund. „Knapp gewesen. Konnte doch nicht wissen, dass -" Ich stöhnte, als ich ein fieses Stechen im Brustkorb bemerkte. „ - die so schnell ihre Sicherheit wieder in Gang kriegen!"

Ich ließ mich auf mein Schlaflager plumpsen.

„Also. Diese beschissenen Wachen haben mich fast nicht durchgelassen! Zum Glück haben sie es zu spät geblickt."

Ich schnaubte.

Mein Blick war verschwommen und ich schloss die Augen. „Hast du Wasser?"

Éd griff einmal nach hinten und drückte mir die Flasche in die Hand. Besorgt sah er mich an.

„Mein Gott! Ich hab mir das angesehen. Durch die Kameras - diese abscheuliche Gewalt -" Seine Augen funkelten. „Es muss Dutzende Tote geben - verdammt wie haben wir das verpassen können?"

Ich zuckte die Schultern.

„Das war ein Anfängertrick - verflucht!", wütete er weiter. „Ich hätte spätestens dann misstrauisch werden sollen, als du so leicht hereinkamst!"

Ich legte ihm einen Arm auf die Schulter. „Ist schon okay - Éd."

„Nein." Seine Stimme war eiskalt. „Ist nicht okay Rain. Ich habe Leslie getötet. Ein Jahr lang musste ich damit leben, dass ich dich ebenfalls umgebracht hätte. Und jetzt -"

Er schloss die Augen.

„Éd...", sagte ich hilflos.

„Schon gut Rain. Wir müssen los.", sagte er schroff."

Ich schwieg.

Dann stemmte ich mich hoch und ignorierte einen Aufschrei.

Das nannte man Kinderarbeit.

„Aua.", murmelte ich dann doch.

„Komm."

Éd begann das Zeug zusammenzupacken.

„Komm."

Ich wand mich unbehaglich. „Willst du nicht wissen, was ich...herausgefunden habe?"

Er drehte sich um. Seine Brille rutschte wieder herunter.

„Nein. Ich denke es ist besser so."

„Éd."

Er hob die Hand. „Vielleicht, ist es besser, wenn du nicht sagst."

Mit einem Ruck zog er den Reißverschluss seines Rucksacks zu.

Ich packte langsam mein Zeug zusammen und schulterte die Tasche. Neben mir machte Éd sich ebenfalls fertig.

„Soll ich denn deinen Rucksack nehmen?"

Er schüttelte den Kopf.

„Nein."

Ich öffnete die Tür und ging ins Freie. „Éd."

Ich legte ihm die Hand auf dem Arm.

„Bitte bleib stehen."

Er hielt an.

A Selection Story: Die Rebellin /  #Wattys2016Where stories live. Discover now