16.

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Jem/Rain

Jem

Das war das kürzeste Date meines Lebens gewesen. Es hatte nicht einmal eine viertel Stunde gedauert, doch ich hatte das Gefühl, jetzt mehr über Lady Rain zu wissen.

Sie hatte mich total irritiert, besonders weil sie die ganze Zeit Wasser getrunken hatte.

Ich sah ihr nach, wie sie in der Tür verschwand. Der Wind wehte ihr durch die kurzen Haare und ich merkte, dass es wirklich zu kühl war. Ich machte mich auf dem Weg zu meinem Zimmer.

Dort wartete schon eine ziemlich saure Königin.

„Verräter.“, sagte sie anklagend.

„War nicht meine Idee, Mum. Es war ein Date – wenn auch ein sehr kurzes, aber es war ein Date.“

Sie schnaufte. Königin Rhea verlor einfach nicht gerne. Und sie war sich ziemlich sicher gewesen, dass ich Rain nicht zu einem Date bringen konnte – aber es hatte geklappt.

„Dann war es ein sehr spartanisches Date.“, meckerte sie.

Ja, kurz war es schon ein wenig gewesen.

„Es gibt noch siebenundzwanzig andere Mädchen hier, Mutter. Wenn ich es schaffe, mit jeder von ihnen eine Stunde zu verbringen, kann ich glücklich sein, wenn ich es bis Ende nächster Woche geschafft habe. Immerhin ist jetzt schon eine weg.“, erwiderte ich.

Darauf verdrehte sie die Augen und sah mich auffordernd an.

„Was hat sie gesagt? Viele Details bitte!“

„Frag mal, was sie nicht gesagt hat!“, schnappte ich.

„Was hat sie denn nicht gesagt?“, fragte sie automatisch.

„Wo sie wohnt. Wie sie heißt. Ich glaube ich habe mehr geredet als sie.“

„Wieso?“

„Sie meinte, sie beantworte meine Frage nur, wenn sie eine Gegenfrage stellen dürfte.“

„Wie schlau.“, meinte Mum. Na dann.

„Es ging schon damit los, dass ich an der falschen Tür geklopft habe, die von Lady Leony. Die Blonde.“

Mum rümpfte die Nase, sage aber nichts.

„Ich habe also reflexartig die gegenüberliegende Tür aufgemacht und bin über sie gestolpert...“

Sie grinste. Ich sah sie verärgert an. „Sehr lustig ich weiß. Dann habe ich festgestellt, dass Lady Rain keine besonders weiche Matte ist und als wir beide wieder standen, hatte sie sich die Pumps von den Füßen geschmissen und ich habe sie gefragt, ob sie Zeit hätte. Ach ja, vorher kam der Diener mit der Wasserflasche, die sie ihm einfach aus der Hand gerissen hat. Bevor wir gingen, hat sie die Flasche am Türrahmen geöffnet und sie ist in Ballerinas mit mir herausgegangen.

Dann sind wir in den Garten gegangen um Sterne anzuschauen.

Sie hat drei Geschwister. Sie trinkt für ihr Leben gerne Mineralwasser. Tja, und irgendwann hat sie sich verabschiedet, weil die anderen Mädchen kamen und – tschüss. Sind das jetzt genug Details, Mum?“, fragte ich genervt.

Sie grinste. „Es gibt nie genug Details, mein Sohn.“ Ich schnaubte.

„Weißt du was der Vorteil an kurzen Dates ist?“, fragte sie urplötzlich.

„Nein?!“

„Man muss wieder ein zweites Date ausmachen. Oder ein drittes.“

Mit diesen Worten stand sie auf und ließ mich vollkommen verwirrt zurück.

A Selection Story: Die Rebellin /  #Wattys2016Where stories live. Discover now