15.

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15.

Rain

Ich ließ dem Prinz den Vortritt, weil ich nicht wusste, wo es langging.

Er ging vor. Ich spürte, dass er total verunsichert war.

Verdammt! Ich hatte auch total idiotisch und frustriert die Flasche Wasser aufgehauen!

Wenn ich frustriert bin, rede ich mit niemanden.

Eli hatte das ziemlich schnell begriffen, und hatte mich in Ruhe gelassen. Für Leute die mich allerdings erst einen Tag kannten, war ich die merkwürdigste Person der Welt.

Mir war wirklich ein wenig schwindelig. Beim Abendessen war neben dem Wein nur ein winziges Glas Wasser gereicht worden und ich konnte schlecht sechs Gläser Wasser trinken, ohne aufzufallen. Während ich Prinz Jemirah durch den dunklen Gang folgte, fragte ich mich, wo er mich hinbringen würde. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wie es im Schlosspark aussah, der sich über dreißig Kilometer erstreckte. Es wurde gemunkelt, dass es ein Jagdgebiet und einen Wald umfasste.

Ich seufzte innerlich. Zu gerne hätte ich mir eine alte Hose geschnappt und wäre Stunden durch den Garten spaziert. Mein hellgrünes Abendkleid ließ jedoch nicht so viel Platz dafür, von den Schuhen wollte ich schon gar nicht zu sprechen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit bogen wir einen kleinen Weg ab und standen urplötzlich im Freien.

Ich blinzelte erstaunt.

Der Garten war wunderschön. Obwohl es später Herbst war, blühten noch einige Blume. Die wenigen Lampen beleuchtete die gepflegten Grünflächen. Da das Schloss am Rande der Stadt lag, sah man einen wunderschönen Sternenhimmel. Zuhause hatten wir eine viel zu hohe Luftverschmutzung, weshalb wir nie einen einzigen Stern sahen.

Es war ein kühler, aber klarer Abend und ich fror ein bisschen in meiner dünnen Jacke.

Als ich mich umsah, bemerkte ich, dass Jemirah mich beobachtete.

Ich lächelte schwach.

„Gefällt es Ihnen?“, fragte er. Ich nickte.

„Mir gefällt es auch sehr gut. Der Garten ist mein Lieblingsort.“ Er machte eine kurze Pause.

Dann lachte er. „Ich habe heute Nachmittag etwas vergessen: Eine meiner Lieblingsbeschäftigung ist hier zu sitzen und die Sterne zu beobachten. Ich liebe es, die Sternenbilder zu suchen. Erkennen Sie den Nordstern?“

Hmm. In Sternenbilder lesen war ich nie so die Leuchte gewesen. Ich schüttelte den Kopf.

Er deutete auf einen Stern vor uns. Ich kniff die Augen zusammen, ging mit den Augen ein wenig herunter... der große Wagen.

Ich zeichnete mit meinem Finger das Sternenbild nach. Ich sah in an. Er lächelte.

Meine Augen schweiften durch den Garten. Ich sah die Mauern, ein paar Wachen, die ein Auge auf uns hatten und die verspiegelten Gläser.

Bevor ich mich jedoch wieder zu Jemirah wenden konnte, sah ich eine Bewegung hinter dem Fenster. Eine Frau mit langen Haaren auf jeden Fall. Eine Erwählte? Ich kniff meine Augen noch fester zusammen. Es war die Königin.

„Majestät.“, flüsterte ich.

Er sah in meine Richtung. „Was...?“ Dann stöhnte er, verdrehte die Augen und sagte: „Mutter!“

Ich wusste nicht recht was ich machen sollte und machte einen Knicks in Richtung Fenster.

Das Fenster ging auf und Königin Rhea steckte den Kopf heraus.

A Selection Story: Die Rebellin /  #Wattys2016Where stories live. Discover now