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Rain

Der Spiegel zeigte einen weißen Haufen, hundert Stoffblumen und irgendetwas atmendes.

Darunter lugte ein repräsentativer Kreis, als mein Gesicht hervor und darin kreisten – ja es kreisten zwei braune Augen herum.

Und sie sahen wirklich sehr panisch aus.

Und dahinter stand eine in einem blauen Kleid gekleidete Brautjungfer mit einer Art Müllsack über den Kleid, um das schöne Teil nicht mit Haarspray zu verschmutzen.

Céline keuchte anhand des Schleiers.

Nach einer Riesendiskussion mit einer beleidigten kleinen Schwester (ich hatte ihr so was ähnliches mit Jugendorganisation erklärt, damit klar war, wieso ihre große Schwester kurz vor der Verlobung die Schlosswand heruntergeklettert war, Eli jedoch die Wahrheit gesagt), hatte ich dem Schleier zugestimmt.

Ich hatte mir ein ganz bestimmtes Kleid ausgesucht, dass sicher und wohlbehalten in einem eigenen Tresor stand.

Und der Tag war lang, denn die Hochzeit wurde mit der Krönung Jem's zum neuen König und ich zu der neuen Königin verbunden.

Verdammt, ich war neunzehn!

Gerade geworden.

Und ich hatte mein Kabinett mit einer sensationellen Beraterin namens Annie, einer Ministerin für Sicherheit von chemischen Stoffen - bitte raten – Leony erweitert, die aufgrund der Not auch mit etwas stärkeren Waffen beauftragt wurde und einigen Wachen aufgefüllt.

Milla war jetzt im vierten Monat und glücklich mit Christian Morgenstern verlobt.

Außerhalb der Öffentlichkeit natürlich.

Ich hatte noch meine guten alten Zofen.

Den König? Vermisste keiner mehr. Jem hatte schon vorher alle Aufgaben übernommen, für ihn würde es also keinen Unterschied mehr machen.

Und wenn ich ihn unterstützte, dann würden wir das gemeinsam meistern.

Eli fing mit Maschinenbau an, was perfekt zu ihm passte.

Und gnädigerweise hatte ich Ian bei dem ganzen auch noch mitmachen lassen.

Die turbulente Verlobung war jetzt auch noch Thema, aber Stellung hatte ich nicht dazu genommen. Und an die ganze Peinlichkeit wollte ich ehrlich gesagt auch nicht denken.

Nein, wirklich nicht.

Und alle anderen Sachen auch nicht.

Cecilia war dabei meinen Schmuck fertigzustellen.

Ich sah auf meine Hand, wo der schlichte Ring meinen Finger zierte.

Als Jem mir erklärt hatte, was er wirklich war, musste ich für einen Moment wirklich weinen.

Es war eine silberne Metallplatte, wo eine Mohnblume verschmolzen mit dem Zeichen von Jéla, den blauen Spatzen zeigte.

„Der Siegelring der Königin.", hörte ich ihn sagen.

Ja, ein Siegelring. Und heute Abend würde ich meinen ersten Brief damit versiegeln, der dann kopiert wurde und an alle Bewohner Jélas verschickt werden sollte.

„Mylady – wir sind fertig. Die Hochzeit beginnt erst in zwei Stunden – aber ich denke Sie wollen noch ein wenig alleine sein – in einer Stunde legen wir Ihnen das Hochzeitskleid an."

Ich nickte Camille zu.

Die drei Zofen knicksten und verließen den Raum.

Ich musste an Anne, der Zofe aus Illéa denken, die wirklich Oberste Zofe geworden wäre. Lady America war jetzt Königin.

A Selection Story: Die Rebellin /  #Wattys2016Where stories live. Discover now