24.

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Rain

 Der Prinz kam wieder und ich setzte ein Lächeln auf. „Eure Majestät. Schön, dass Sie mich abholen kommen.“

 Er rang sich ein Lächeln ab. Er war wohl wieder in der Besenkammer gelandet.

 „Sie sehen bezaubernd aus, Lady Rain.“ Ich nickte. Schließlich sagte er: „Wollen wir in den Garten gehen?“

 Ich nickte.

 Er bat mir seinen Arm an und wir gingen den Gang entlang.

 „Wieder Frage – Gegenfrage – Prinzip?“, fragte er.

 Ich lachte gequält. „Meine Joker werden sehr schnell verbraucht sein.“, antwortete ich.

 Er nickte. „Sie fangen an.“

 Ich überlegte.

 „Wie viele verschiedene Schokoladensorten haben Sie hier?“ Er sah mich erstaunt an.

 „Zehn, zwölf.“

 „Falsch.“, sagte ich. „Exakt fünfundzwanzig – oder noch mehr. Ich habe gerade eine ganze Auswahl gehabt.“

 Er lachte. „Sie sind seltsam, Lady Rain. Nun gut. Wieso ist Ian Ihr Cousin?“

 Als er merkte, wie dumm diese Frage war, wurde er rot.

 „Weil meine Mutter und seine Mutter verwandt sind.“, antwortete ich spitzbübig. „Okay, haben Sie hier Bibliotheken?“ Schauen Sie Cohen? Ich mache meine Arbeit. Er hatte mich angefunkt, als ich es gerade geschafft hatte meinen Schokobären zu formen. Ich hatte meine Hände mit der Kühlflüssigkeit eingesaut. Er hatte sich beschwert, dass ich zu wenig arbeite, woraufhin ich mir die Freiheit genommen hatte, ihn alten Sack zu nennen. So lief das eben.

 Er bejahte. „Sogar vier. Nordflügel, Südflügel, Ostflügel – sie dürfen raten, wo noch.“

 Ich lachte. „Nordwestflügel“, fragte ich.

 Jetzt lachte er auch. „Falsch. Westflügel. Woher können Sie einen Mann umhauen, der fast doppelt so groß ist wie sie.“

 „Ian ist nicht doppelt so groß wie ich.“, murmelte ich empört.

 „Fast.“, sagte er neckend.

 „Wir hatten mal den selben Kurs. Wissen Sie, was der Vorteil ist, wenn man klein ist?“

 „Nein.“

 „Man kann jemanden von unten herab herablassend anschauen.“

 Er brach in Lachen aus. „Sie sind unverbesserlich, Lady Rain.“

 „Ich weiß.“, sagte ich.

 „Glauben Sie, ich hätte gegen Sie eine Chance. Im Nahkampf meine ich,“

 Da brauchte ich erst gar nicht antworten. Er seufzte gespielt resigniert.

 „Was für Bibliotheken sind das?“, fragte ich.

 „Also der Südflügel ist für alle zugänglich. Der Ostflügel ist für meine Mutter bestimmt, der Westflügel für mich, und der Nordflügel ist für meinen Vater bestimmt. Wir haben alle unsere eigenen Bibliotheken.“

 Interessant.

 „Mir ist aufgefallen, dass Siebener nicht am Casting teilnehmen dürften, allerdings sind Sie wohl einem meiner Berater ins Auge gefallen...“

 Ich wand mich. „Das war keine Frage.“

 Er lachte. „Das stimmt. Die eigentliche Frage ist, wieso Siebener nicht am Casting teilnehmen dürfen.“

A Selection Story: Die Rebellin /  #Wattys2016Where stories live. Discover now