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Jem

Du weißt, was der richtige Weg ist, wenn dich nicht mehr interessiert was hinter dir liegt.

Meine Fresse! Wütend pfefferte ich den Zettel in die Schale zu den bereits gelesenen Zetteln. Rain's Geburtstagsgeschenk, sprich jeden Tag bis zum Antrag einen Spruch zu ziehen war ja schön und nett – wenn sie nicht immer recht haben würde!

Genauso wie gestern – auch so eine hingekotzte Wahrheit: Es gibt Leute die dich nach tausend gesprochenen Worten immer noch nicht verstehen und Leute die dich ohne Worte verstehen.

Jedes verfluchte Ding erinnerte mich daran, wie dermaßen bitter ich es vermasselt hatte.

Wer dachte sich so was aus und wer bitteschön schrieb das Ganze noch fein – säuberlich auf selbst zusammen geschnipselte Zettel?

Und an die Person wollt ich nicht denken, denn schon schrie der innere Schweinehund: VERKACKT.

Wie lang konnte ich sie noch ignorieren – wenn ich wüsste wie ich es angehen sollte!

Und unerfahren war ich ja auch nicht – aber da die meisten Frauen nach einer Woche spätestens wieder aus dem Schloss verschwunden waren hatte ich im Prinzip nie Schluss gemacht oder wieder ein Reset gewagt.

Und mit jedem einzelnen Zettel rückte der Tag der Verdammnis näher.

Selbst Emilio hielt Abstand, seit ich ihm letzte Woche ziemlich heftig angepflaumt hatte – bezüglich Trish.

Dann hatte ich wieder ein superschlechtes Gewissen gehabt, was ich aber nicht wiedergutmachen konnte weil der spanische Prinz wortlos in sein Quartier gegangen war.

Elvira hatte ich auch schon länger nicht mehr gesehen – keine Ahnung was sie trieb.

Wer war also alles sauer auf mich?

Trish, Emilio, Milla, Leony – Annie nicht – Elvira auch, sie klang letztes Mal angepisst, meine Mutter? Jep, sie würde das bald in ihre eigene Hand nehmen wenn ich etwas nicht tat. Und dann war da noch – Stopp.

Auch schon das Wort zu denken war ein Verbot. Rain war jetzt das neue Wort für Lord Voldemort geworden, den Bösewicht aus einen meiner Lieblingsklassiker Harry Potter.

Genau.

Aber das Lord Voldemort sauer auf mich war, klang auch nicht gerade erfreulicher.

Schlecht gelaunt stierte ich heraus, als ich sah, dass Emilio vor meiner Tür stand.

„Emilio?", fragte ich entgeistert.

„Ja, ich bin es immer noch dein Freund."

„Was willst du?", blaffte ich.

„Oh es iste schlimm." Emilo sah mich herablassend an. „Komm mit."

Ich sah ihn fragend an. „Was?"

„Ich gesagt habe, du mitkommen."

„Wieso?"

„Frag nicht immer. Ist schlecht für Kiefermuskulature."

Er packte mich am Arm.

„Was willst du?", fauchte ich.

Emilio drückte mich mit einem Knall an die Wand. „Du. Kommste. Jetzt. Mit. Sofort."

„NEIN!"

Plötzlich spürte ich ein Knacken und ein höllisches Schmerzen an meiner Nase. Ich fluchte.

„Das haste du verdient." Emilio schüttelte seine Faust.

Blut lief mir aus der Nase. „Musste das sein!"

A Selection Story: Die Rebellin /  #Wattys2016Where stories live. Discover now