72 Come fly with me

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Stiles ließ sich von seinem frisch angetrauten Ehemann in den Hubschrauber hieven, nahm auf dem, für ihn vorgesehenen Sitz Platz und legte den Gurt an. Derek und der Pilot begrüßten sich kurz und schon hob der Metallvogel ab.

Stiles klammerte sich an Dereks Bizeps und überwältigt von der Erfahrung, erstmals in einem Hubschrauber zu sitzen, ja überhaupt zum ersten Mal in seinem Leben zu fliegen, stand sein Mundwerk ausnahmsweise einmal vollkommen still. Er blickte wie gebannt nach unten, sah wie seine winkenden Freunde, die Villa und das Anwesen unter ihnen immer kleiner und kleiner wurden. Schon bald waren sie so hoch, dass er meinte, ganz Los Angeles unter sich erkennen zu können. Als er endlich seine Stimme wiedergefunden hatte, wollte er wissen:

„Und sagst du mir nun endlich, wohin wir überhaupt fliegen, Baby?"

„Also im Grunde sind wir schon fast da." gab Derek zurück.

Auf Stiles Miene zeigte sich Enttäuschung, hatte er sich doch vorgestellt, erstmals einen vollkommen neuen, exotischen Ort kennenzulernen und nicht hier in Kalifornien zu bleiben; dem so ziemlich einzigen Ort auf der Welt, welchen er ja bereits recht gut kannte.

„Nun zieh' doch nicht so ein Gesicht!" forderte sein Ehemann grinsend: „Der nächste Stopp ist doch lediglich eine kurze Zwischenetappe auf unserer Reise, also keine Sorge!"

Stiles, der sich fragte was das zu bedeuten habe, drückte sich die Himmelfahrtsnase an der Scheibe platt. Er realisierte, dass sie sich im Landeanflug befanden und da entdeckte er unter ihnen einen kleinen privaten Flughafen:

„Wir steigen um in deinen Jet? Ist es nicht ein bisschen dekadent, für diesen kurzen Weg einen Hubschrauber zu nehmen? Ein Taxi hätte es doch auch getan." kommentierte er:

„Ich dachte, du findest es vielleicht aufregend?" gab Derek mit schlecht verborgener Enttäuschung in der Stimme zurück.

Schon tat es Stiles leid. Er fuhr herum, nahm die Hände seines Ehemannes in seine eigenen und versicherte:

„Das ist es doch auch, ganz ehrlich! Mit einem Hubschrauber zu fliegen ist der Wahnsinn! Vergiss' einfach was ich gesagt habe. Du weißt ja, dass ich dieses ganze „Reiche-Leute-Zeug" nicht gewohnt bin und dass es mir auch ein bisschen unangenehm ist. Aber während unserer Hochzeitsreise ist alles erlaubt. Wir machen es auf deine Weise und ich verspreche, ich lasse mich voll und ganz darauf ein und von mir wird während der ganzen Zeit kein einziger kritischer Spruch mehr kommen, okay? Es wird spitze werden und ich freue mich schon total darauf, an deiner Seite die Welt zu sehen und die abgefahrensten Abenteuer zu erleben." Er beugte sich zu einem Kuss zu Derek hinüber und dieser sah bereits wieder vollständig versöhnt aus.

Kaum dass der Hubschrauber gelandet war, stürzte bereits ein Flugbegleiter herbei, welcher ihnen beim Aussteigen behilflich war und ihre Koffer übernahm. Und obwohl Stiles sich Unwohl dabei fühlte, derart verhätschelt zu werden, hielt er Wort und enthielt sich jeglichen Kommentars.

Dereks Jet war sehr viel größer und prächtiger, als Stiles es sich vorgestellt hatte. Er hatte vielleicht an so etwas wie eine kleine, niedliche „Cessna" gedacht, doch in diesem Flieger hätte neben ihnen gut und gerne auch noch ein komplettes Footballteam bequem Platz gehabt.

'Nicht an den CO-2-Ausstoß denken!', betete er sich im Stillen vor und ließ sich von Derek eine kleine Führung durch das Flugzeug geben, dessen Vorzüge und Annehmlichkeiten ihm dieser, Stolz wie ein kleiner Junge mit seinem Lieblingsspielzeug präsentierte. Es gab direkt im Anschluss an das Cockpit des Piloten eine Art Wohnbereich mit mehreren, mit weißem Leder bezogenen Sofas, um einen flachen, edlen, geschliffenen Glastisch herum, eine Essnische und eine größere Leinwand, um Filme zu sehen. Im Sanitärbereich gab es neben einer Toilette, einem Bidet und einem Waschbecken sogar eine Dusche. Stiles traute seinen Augen kaum. Es gab also tatsächlich Leute, die 40.000 Fuß über der Erde ein Duschbad nahmen? Das war einfach unfassbar! Doch damit war die Führung noch nicht beendet. Eine schmale Tür führte in den hinteren Bereich des Flugzeugs und dort befand sich ein Schlafbereich mit einem runden Bett, groß genug, dass zwei Männer sich dort richtig ausstrecken, oder wahlweise auch amüsanten Lustbarkeiten nachgehen konnten.

SchlaflosWhere stories live. Discover now