35 Am Pranger

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Stiles Reaktion auf die Neuigkeiten, die Deucalion am Telefon verkündet hatte fiel eigenartig knapp aus:

„Oh verdammt!" murmelte er bloß, zog dann seine dünne Jeansjacke enger um sich und kroch auf der Heimfahrt so weit wie möglich in eine Ecke der Limousine, wie ein in die Enge gedrängtes Tier. Derek betrachtete ihn sorgenvoll, doch er wusste nicht, was er in diesem Moment für seinen Geliebten tun konnte und so ließ er ihn zunächst einfach.

Vor Dereks Anwesen hatte sich, wie zu erwarten gewesen war, mittlerweile eine riesige Pressemeute versammelt, so dass es kaum ein Durchkommen gab. Derek und Stiles zogen sich ihre Jacken über die Köpfe, um den wild klickenden Kameras nicht schutzlos ausgeliefert zu sein. Garret am Steuer pflügte mit einer gewissen Kaltblütigkeit und Rücksichtslosigkeit durch die Reporterschar hindurch, so dass einige von ihnen nach links und rechts springen mussten, um nicht überfahren zu werden. Derek freute sich schon auf die unverschämten Klageschriften, welche seine Anwälte deswegen bald erreichen würden.

Garrett steuerte einen der Seiteneingänge an, wo deutlich weniger Medienleute standen und er lenkte die Limousine schnellstmöglich durch das schmiedeeiserne Tor, ohne den Reportern eine Chance zu geben, ihre Fotos zu machen, oder ihre Fragen zu stellen.

Im Haus steuerte Stiles direkt das Sofa in Dereks Wohnzimmer an. Dort wickelte er sich in eine Wolldecke, als würde er frieren und rollte sich zusammen, wobei er Derek den Rücken zudrehte.

Seufzend setzte Derek sich an das Kopfende seines Geliebten und begann dessen wirren Haarschopf, welcher oben aus der Decke herausschaute zu kraulen, um ihm zu zeigen, dass er da war.

Mit der freien Hand griff er nach seinem Telefon und rief die Polizei. Er kannte das Spiel bereits von damals, als seine Familie ermordet worden war. Ein paar Beamte würden die Reporter auffordern zu gehen, einige von ihnen würden dieser Aufforderung folgen, einige würden auf der Pressefreiheit bestehen und irgendetwas von ihren verfassungsmäßigen Rechten zum Besten geben. Als würde diesen Schmeißfliegen allen Ernstes etwas an menschlichen Grundrechten liegen? Was war denn mit Dereks Recht, ein Leben ohne derartige Belästigung zu führen? Die meisten Reporter wären nach kurzer Zeit ohnehin wieder an Ort und Stelle, bis die Polizei sie erneut vertriebe.

Zur Sicherheit rief Derek deswegen überdies auch noch ein privates Sicherheitsunternehmen an, um einige Männer vor dem Anwesen zu postieren, die ebenfalls dafür sorgen sollten, die Belästigung durch die Journalisten einzudämmen.

Als das getan war, wendete er seine ganze Aufmerksamkeit Stiles zu und fragte sanft:

„Was ist denn mit dir, mein Liebling? Was geht dir durch den Kopf? Sprich bitte mit mir!"

Eine Weile kam keine Antwort und Derek dachte bereits, Stiles wäre nicht nach reden zumute, bis dieser dann schließlich sagte:

„Es tut mir so leid, Derek! Du verdienst es nicht, was die Leute nun über dich sagen und denken werden. Du hast nichts falsch gemacht. Ich bin die dreckige Nutte, die es für ein paar Dollar mit jedem Kerl getrieben hat. Und nun musst du es ausbaden! Das... das ist einfach nicht fair! Ich bringe dir nichts als Unglück und sollte vielleicht einfach aus deinem Leben verschwinden!"

„Nein, Stiles! Nein, das ist nicht wahr! Du machst mich glücklich und wirst schön hier bleiben! Es ist scheißegal, was irgendwelche Fremden über mich, oder dich denken! Wir wissen es besser!" versicherte Derek.

Wieder schwieg Stiles lange, ehe er, fast zu leise um es zu verstehen, sagte:

„Vielleicht verdiene ich ihn ja auch?"

Derek drehte Stiles so, dass er ihm ins Gesicht schauen konnte:

„Wovon sprichst du, Süßer? Was glaubst du zu verdienen?"

SchlaflosWhere stories live. Discover now