2 Kein Anschluss unter dieser Nummer

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Der große Haufen Geld brannte Stiles beinahe ein Loch in die Tasche. Er konnte noch immer nicht recht fassen, was letzte Nacht geschehen war: Er hatte eine großartige Mahlzeit genossen, hatte eine Nacht in einem komfortablen Bett zugebracht, noch dazu neben einem wahnsinnig attraktiven Fremden, musste nicht den Arsch hinhalten und war dafür auch noch überreichlich bezahlt worden?

Er schob zur Sicherheit noch einmal die Hand in die Hosentasche und befühlte die Scheine, welche bewiesen, dass er das Ganze nicht einfach bloß geträumt hatte.

Stiles fragte sich, ob er den Fremden, welcher ihm ja nicht einmal seinen Namen verraten hatte, wohl wirklich wiedersehen würde.

Je näher Stiles seinem eigenen, heruntergekommenen Wohnviertel kam, umso nervöser wurde er. Als ob man ihm ansehen könnte, dass er eine Summe mit sich führte, welche in dieser Gegend bereits ausreichend war, um dafür über den Haufen geschossen zu werden.

Er war froh, als er bei seiner eigenen Behausung ankam. Er kletterte durch das zerbrochene Seitenfenster in das abrissreife Haus hinein, stieg über einen Haufen Schutt und Sperrmüll und ging dann hinüber zu jenem Zimmer, welches er mit Scott bewohnte.

Sein Freund saß aufrecht auf ihrer Matratze und blätterte in einer zerfledderten Zeitschrift. Als er ihn hereinkommen hörte, hob er den Kopf und begann gleich zu schimpfen:

„Scheiße, Alter! Wo warst du? Danny hat mir erzählt, dass du gestern mit irgendeinem komischen Kerl mitgefahren bist und danach hat dich niemand mehr gesehen. Ich habe mir sonst was ausgemalt!"

Stiles schloss die Tür, hockte sich neben seinen Freund und drückte ihm strahlend einen lauten Schmatzer auf die Wange:

„Entschuldige, Bro! Aber mir geht' s super! Die letzte Nacht war ein Volltreffer!"

Er zog die Geldscheine aus der Tasche und ließ es über Scott und sich selbst schneien.

Seinem Freund fiel die Kinnlade herunter:

„Verdammt! Was ist das denn?" stieß er hervor, sammelte das Geld ein und begann zu zählen: „Hast du jemanden umgelegt, oder was?" Scott blickte ihn scharf an: „Was musstest du für so einen Haufen Schotter tun? Bist du in Ordnung? War es etwas Schlimmes?"

Stiles grinste:

„Überhaupt nicht!" versicherte er und begann, zu berichten.

„Du erzählst mir doch ein Märchen!" sagte Scott skeptisch: „Was ist wirklich passiert?"

„Genau so war es; ich schwöre!" entgegnete Stiles. Dann schaute er Scott prüfend an: „Wie geht es dir denn überhaupt. Schon ein bisschen besser?"

Sein Freund zuckte mit den Schultern:

„Ja sicher!" behauptete er.

Stiles runzelte die eigene Stirn und streckte unterdessen seine Hand nach der seines Freundes aus:

„Bullshit!" rief er aus: „Du hast Fieber! Ich ziehe jetzt gleich los und besorge dir Medizin! Und etwas richtig Gutes zu essen. Was willst du?"

„Mir geht's gut!" behauptete Scott ein weiteres Mal: „Hab' drüber nachgedacht, heute wieder zu arbeiten."

Stiles schüttelte den Kopf, drängte Scott in die Matratze und nagelte ihn dann mit seinem Körper dort fest:

„Das wirst du schön bleiben lassen, Mister!" befahl er streng: „Wir haben jetzt ein bisschen Geld und du kannst entspannt hier liegen bleiben, bis du wieder ganz gesund bist. Und vielleicht bucht der Kerl mich ja sogar noch einmal? Immerhin hat er noch zweihundert draufgelegt, auch wenn ich keine Ahnung habe, wieso. Ich gehe jetzt in die Apotheke und besorge einen Haufen Pillen für dich, die dich kurieren werden. Und außerdem werde ich zum 'Green Apple' gehen, um dir dort die scharfe chinesische Hühnersuppe zu besorgen, die du so magst!"

SchlaflosWhere stories live. Discover now