41 Mexican Retreat, Teil 2

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Als es zu dämmern begann, drängte Derek zum Aufbruch, denn sie hatten noch knapp eine Stunde des Weges auf unbefestigten, unbeleuchteten Straßen vor sich. Sie verabschiedeten sich von ihren Gastgebern und Pedro brachte sie noch zu den Autos. Dort angekommen streckte er Derek die Hand entgegen und seine Miene wirkte, als habe er noch etwas sehr Bedeutungsvolles zu sagen:

„Zeitungen lügen!" begann er schüchtern: „Sie sind anständiger Mann, Senor Hale. Auch Senor Stiles, guter Mensch!"

Er errötete ein wenig unter seiner braunen Haut. Vermutlich fürchtete er, er habe mit seinen Worten gerade die Grenzen des Schicklichen überschritten und vermutlich hatte er das sogar, denn immerhin war er ja bloß der Gärtner, nicht wahr?

Doch Derek ergriff die angebotene Hand und lächelte:

„Ich danke ihnen, Sir!" sagte er schlicht.

Es fiel Derek nicht leicht, sich das einzugestehen, doch diese ganzen Zeitungsberichte ließen ihn nicht unberührt. Es war ihm leider doch nicht gleichgültig, dass die halbe Welt ihn nun für einen Perversen hielt. Er hatte sich geirrt, als er behauptet hatte, er kenne diesen Medienrummel bereits und es sei so wie damals, als seine Familie gestorben war. Nein, dies hier war noch etwas anderes. Damals war er der bedauernswerte, trauernde, verwaiste Milliardär gewesen; der traurige Prinz, das arme Opfer! Heute war er im Bewusstsein der Öffentlichkeit der herumhurende, Orgien feiernde Lustmolch und das bedrückte ihn vor allem deshalb, weil er nun ein Mann war, der liebte und das vielleicht zu ersten Mal in seinem Leben und eben diese Liebe wurde gerade mit Dreck beworfen.

Das war einfach ungerecht!

Doch das würde die Welt möglicherweise niemals begreifen.

Aber Pedros Worte taten ihmgut, denn wenn ein guter katholischer Familienvater, der aus einer Kleinstadt irgendwo im nirgendwo von Mexiko stammte erkennen konnte, dass er nicht der Mensch war, den die Medien gerade aus ihm machen wollten, dann war vielleicht doch nicht alles so vollkommen hoffnungslos?

Sie verabschiedeten sich, stiegen in die Autos und Derek beugte sich auf die Beifahrerseite, um Stiles einen Kuss zu geben, wie als müsste er sich seiner noch einmal versichern. Dann startete er den Wagen.

Das Anwesen der Argents war ein kleines Paradies; ein Garten Eden inmitten der Wüste. Hinter weiß gekalkten Lehmmauer befand sich eine Grünanlage voll von exotischen Blumen und Pflanzen. Das Haus, ebenfalls ein Lehmbau ,war im spanischen Stil erbaut; ein riesiger sandfarbener Flachdachbau mit großen Terrassen jeweils vor und hinter dem Haus, die zum sonnen und faulenzen einluden. Drinnen zählten sie ganze zehn Schlafzimmer, sowie einen großzügigen Wohnbereich mit allen Annehmlichkeiten, wie einer bequemen, opulenten Sofalandschaft und hochmoderner Multimediaanlage. Daran angeschlossen gab es eine gut ausgestattete, große offene Küche.

Die Reisenden waren zu müde, um zu so später Stunde noch die Vorzüge dieses Hauses wirklich vollständig zu würdigen und so suchten sie sich lediglich ihre Schlafzimmer aus und zogen sich alsbald zurück. Stiles realisierte dabei beiläufig, dass Danny und Isaac einen gemeinsamen Schlafraum bezogen, obwohl ja eigentlich genug Platz gewesen wäre, damit jeder seinen eigenen hätte. Er lächelte in sich hinein.

Anstatt das elektrische Licht einzuschalten, hatte Derek in ihrem Schlafzimmer einige Petroleumlampen und Kerzen angezündet, was den gemütlichen Raum in lauschiges Licht tauchte. Er öffnete die Terrassentüren in der Hoffnung, ein wenig Kühle in das warme Zimmer zu bringen, doch obwohl die Sonne längst untergegangen war, war wehte draußen immer noch lediglich eine laue Brise. Dafür drang nun aber der Gesang der Zikaden zu ihnen hinein.

Die Stimmung war an Romantik kaum noch zu überbieten.

Stiles lag träge auf dem Bett und dämmerte vor sich hin, als ihn plötzlich etwas hellwach werden ließ.

SchlaflosWhere stories live. Discover now