15 Die Schlange im Paradies

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Vor lauter Aufregung war Scott eine halbe Stunde zu früh an seinem neuen Arbeitsplatz angekommen und nun stand er unschlüssig vor der Tür herum und traute sich nicht zu klingeln. Er betrachtete das Messingschild, das draußen hing und las mühsam, was dort geschrieben stand: 'Alan Deaton, Veterinärmedizin' und dann noch eine Telefonnummer und die Öffnungszeiten.

Er hatte sich so sehr auf das Lesen konzentriert, dass er gar nicht mitbekommen hatte, dass mittlerweile jemand hinter ihm stand:

„Willst du mit reinkommen, oder willst du lieber noch ein Weilchen hier herumstehen und das Schild bewundern?" erkundigte sich Deaton schmunzelnd.

Scott zuckte ertappt zusammen und stammelte:

„Ich... uhm... ich war zu früh!"

„Das sehe ich, Junge. Und nun lass' uns hineingehen!" lachte der Tierarzt.

Scott trottete hinter ihm her und sie gingen als Erstes in den hinteren Bereich, wo die tierischen Patienten bereits darauf warteten, begrüßt und versorgt zu werden. Scott schaute sich bei Deaton ab, wie dieser die Käfige säuberte und Futter und Wasser verteilte und tat es ihm gleich, um ihm gleich zu beweisen, dass er eine tüchtige Arbeitskraft und sein Geld wert war.

Als sie bei Skippys Käfig anlangten wollte Alan wissen:

„Und hast du dir schon überlegt, was mit dem kleinen Kerl geschehen soll? Wirst du ihn mitnehmen, oder in ein Tierheim bringen?"

Scott stellten sich bei dem Wort 'Heim' die Nackenhaare auf, denn aus Erfahrung wusste er, wie übel es bereits einem Kind in einem Heim ergehen konnte. Was dann erst in einem Tierheim los sein mochte, wollte er sich daher lieber nicht einmal vorstellen, also sagte er schnell:

„Ich denke, ich werde ihn mitnehmen. Ich weiß zwar nicht, wie mein Mitbewohner das findet, denn sein Kaninchen hat gerade Junge bekommen, aber ich will sicher gehen, dass Skippy es gut hat. Außerdem habe ich als Kind immer schon einen Hund gewollt, aber... uhm... es ging nicht."

Er öffnete den Käfig, um den kleinen Kerl zu streicheln und dieser begann sogleich aufgeregt, Scotts Hand abzulecken, um ihn seiner Liebe und seiner Dankbarkeit zu versichern.

„Na wunderbar! Und hier ist es ja auch kein Problem, falls du ihn zur Arbeit mitbringen willst! Und wegen des Kaninchens würde ich mir nicht allzu große Sorgen machen, denn die können sehr wehrhaft sein, insbesondere, wenn sie Junge haben." erwiderte Alan: „Was hältst du davon, wenn wir Skippy gleich als Übungsobjekt verwenden und du bei ihm den Verbandswechsel vornimmst!?"

Scott schaute den Älteren mit großen Augen an. Er hatte das Gefühl, sich nun des neuen Arbeitsplatzes würdig erweisen zu müssen, den er erhalten hatte, also hob er vorsichtig den kleinen Hund aus dem Käfig und redete ihm beruhigend zu, als er ihn hinüber in den Behandlungsraum trug und auf den Metalltisch setzte. Er nahm die Verbände ab und inspizierte die Verletzungen:

„Diese beiden Stellen sehen gut aus!" urteilte Scott schließlich: „Die würde ich nicht wieder verbinden, denn sie haben sich bereits geschlossen und da sollte besser ein wenig Luft drankommen. Aber die anderen drei eitern noch. Ich würde vielleicht ein desinfizierendes Medikament darauf geben, ehe ich es wieder verbinde?" Er blickte den Älteren fragend an, doch dieser nickte nur wohlwollend, reichte ihm eine Tube mit einer Salbe, also machte Scott es genau so, wie er es gerade beschrieben hatte.

„Das hast du sehr gut hinbekommen, Junge! Ich hätte es genau so gemacht." lobte ihn der Tierarzt hinterher: „Und nun werfen wir einen Blick auf deinen Arbeitsvertrag, in Ordnung?"

Sie gingen hinüber in Alans Büro, wo dieser Scott ein Schriftstück unter die Nase hielt:

„Ich habe ja bereits angekündigt, dass ich nicht viel zahlen kann. Der Mindestlohn beträgt zurzeit fünfzehn Dollar hier bei uns in Kalifornien. Ich könnte dir vielleicht fünfzehn fünfzig pro Stunde zahlen. Bist du damit einverstanden? Ich fürchte, mehr geht leider im Augenblick nicht!" erkundigte sich der Veterinär bedauernd.

SchlaflosWhere stories live. Discover now