64 Liebe siegt weil...

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Zunächst schien jeder im Gerichtssaal nach dem Schuss vollkommen erstarrt zu sein, doch dann begann Panik auszubrechen. Der gesamte Mittelgang war besudelt mit dem roten Lebenssaft, sowie den Schädel- und Gewebefragmenten des verstorbenen Brunski. Es war ein grauenhafter Anblick und die Luft war erfüllt von dem Geruch nach Schmauch und Blut. Die Menschen im Gerichtssaal wollten sich einfach nur so weit wie möglich davon entfernen. Sie stürzten also auf den Ausgang zu und machten dabei einen großen Bogen um den frischen Leichnam. Sie kletterten über die Bänke und stießen und schubsten sich gegenseitig auf dem Weg nach draußen. Einige fielen hin und andere trampelten einfach über sie hinweg. Es war ein einziges heilloses Chaos, in welchem es sich beinahe grotesk ausnahm, dass der Richter, offenkundig ebenfalls unter Schock, immer noch auf seinem Platz saß, seinen Hammer schwang und den zum Scheitern verurteilten Versuch machte, die Menschen zur Ordnung zu rufen.

Stiles hatte nach dem Schuss seinen Platz nicht verlassen, sondern hatte lediglich einen Satz nach hinten gemacht, direkt in die Arme von Derek. Die beiden Männer klammerten sich an einander, wie Ertrinkende.

Doch dann entdeckte Stiles etwas. Er saß mit einem Mal kerzengerade da, deute mit dem Finger in Richtung Ausgang und rief erschrocken aus:

„Derek, schau doch nur! Sie haut ab!"

Und tatsächlich: Die hochschwangere Kate schien das allgemeine Durcheinander dafür nutzen zu wollen, um zu türmen.

„Oh nein, so haben wir nicht gewettet, Schätzchen!" erwiderte Derek ärgerlich und nun zeigte sich, wofür der ganze Sport gut war, welchen der Milliardär bereits seit vielen Jahren täglich so eisern betrieb. Er sprang auf, hechtete mühelos über sämtliche Bänke hinweg und hatte Kate erreicht, noch ehe sie bei der Tür angelangt war. Er nahm sie in den Polizeigriff und drückte sie mit dem Gesicht unsanft gegen die Wand:

„Fick dich, Hale! Es ist bloß dieser verdammte Bauch. Der macht mich schwerfällig, wie eine Seekuh, denn sonst hättest du mich niemals erwischt." murrte Kate:

„Erwarte bloß kein Mitleid von mir, Miststück! Das hast du dir alles selbst zuzuschreiben." gab Derek kalt zurück:

„Du tust mir echt leid, Derek! Du bist so winzig, lächerlich und erbärmlich. Niemand wird dich jemals lieben, verstehst du? Und die kleine Nutte da drüben erst recht nicht. Sie werden alle immer nur den gutmütigen Trottel mit viel Geld in dir sehen. Mit mir wärst du besser dran gewesen, ich hätte mich schon um dich gekümmert, aber du hast alles versaut!" zischte Kate ärgerlich.

„Du bist echt eine vollkommen verrückte Bitch. Was verstehst du schon von Liebe, du Monster? Aber diesmal erhältst du deine Strafe. Dieses eine Mal kommst du mit deiner Scheiße nicht durch! Du wirst nie wieder die Sonne sehen, das verspreche ich dir!" erwiderte Derek knurrend und übergab seine Gefangene an ihre beiden Wachleute, welche sich endlich wieder an ihren Job zu erinnern schienen und Kate in Handschellen legten.

Mittlerweile hatten alle Prozessbeteiligten das Gerichtsgebäude verlassen und draußen war ein Großaufgebot der Polizei eingetroffen; damit beschäftigt, die Fliehenden aufzuhalten, zu den heutigen Vorgängen zu vernehmen und die neugierige Presse zurückzudrängen. Letzteres gelang ihnen mehr schlecht als recht, einfach weil die Reporter so zahlreich und unverfroren waren

Auch Derek und Stiles waren mittlerweile draußen angelangt, machten den Beamten gegenüber eine kurze Aussage über das, was sie gesehen hatten und waren dann dankbar, als man sie nachhause gehen ließ.

Das erste was sie taten, als sie dort ankamen war ihre Kleider loszuwerden, denn obwohl sie bei Brunskis grausigem Selbstmord zum Glück nichts abbekommen hatten, schien immer noch der Geruch von Blut in ihren Textilien zu hängen. Die beiden Männer begaben sich auf direktem Weg unter die Dusche. Derek hatte dabei von hinten die Arme um Stiles gelegt und sie verschränkten ihre Finger miteinander:

SchlaflosWhere stories live. Discover now