49 Sherlockin' around, Teil 1

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Eva Garcia, das frühere Hausmädchen der Argents ausfindig zu machen war, trotz ihres Allerweltsnamens nicht besonders schwer gewesen, die Frau hingegen davon zu überzeugen, sich mit Stiles zu unterhalten war eine vollkommen andere Sache. Verständlicherweise war sie misstrauisch, nach allem, was Kate ihr angetan hatte und sie begriff nicht, wieso dieser fremde Typ am Telefon sich überhaupt mit ihr treffen und über diese alte Sache sprechen wollte. Stiles setzte schließlich alles auf eine Karte und appellierte an ihr Mitgefühl, indem er sagte, dass Kate immer noch ihr Gift mischte, um zu erreichen was sie wollte und dass sie ihm selbst ebenfalls nach dem Leben trachtete. Es funktionierte, denn Ms. Garcia willigte schließlich ein, Stiles heute um die Mittagszeit zu treffen. Sie verabredeten sich um zwölf Uhr auf der Aussichtsplattform im Griffith Park, in Sichtweite des Hollywood-Schriftzuges.

Stiles war zwar schon seit geraumer Zeit in Los Angeles, doch seltsamer Weise hatte er sich bislang noch nicht ein einziges Mal an diesen weltberühmten Ort verirrt. Er war ein bisschen zu früh dort, trug den roten Hoodie, den er als Erkennungsmerkmal angegeben hatte und genoss einen Moment lang den Blick auf die Hollywood Hills. Es waren viele Menschen hier, die meisten von ihnen offensichtlich Touristen. Stiles hatte zunächst seine Zweifel gehabt, ob dies ein geeigneter Treffpunkt sei und ob ein etwas intimerer Rahmen nicht besser wäre, weil sie schließlich beide nicht unbedingt gesehen werden wollten. Andererseits konnte man hier bestens in der anonymen Menge untertauchen. Überdies war Stiles ja auch nicht allein. Die Waisenkinder waren ständig um ihn herum und hielten beide Augen für ihn offen. Violet hatte er sogar gerade noch kurz gesehen und sie hatte ihm verschwörerisch zugezwinkert, ehe sie wieder aus seinem Sichtfeld verschwunden war.

Um fünf nach Zwölf war Stiles bereits hoch nervös und überzeugt, dass Ms. Garcia gar nicht erst auftauchen würde, als ihn plötzlich eine Frau von hinten ansprach:

„Sind sie Senor Stiles?"

Sie betonte den Anfangsbuchstaben S jeweils ein wenig zu stark und ihre Sprechweise ging etwas schleppend, floss irgendwie sirupartig dahin, was typisch war für den schönen hispanischen Akzent.

Stiles setzte etwas auf, von dem er hoffte, dass es ein vertrauenerweckendes Lächeln sein möge und drehte sich herum. Vor ihm stand eine atemberaubend schöne Frau Ende dreißig, die eine frappierende Ähnlichkeit mit der Schauspielerin Selma Hayek aufwies. Was konnte diese Frau mit dem Engelsgesicht wohl angestellt haben, um einen Zorn von Kate Argent auf sich gezogen zu haben, der groß genug war, sie schleichend vergiften zu wollen?

„Ja, das bin ich. Ich bin ihnen sehr dankbar, dass sie gekommen sind, Ms. Garcia."

Stiles reichte ihr die Hand, welche die Fremde flüchtig ergriff, ohne sie wirklich drücken.

„Was wollen sie von mir, Senor?" fragte sie stirnrunzelnd.

„Bitte haben sie keine Angst. Ich will ihnen ganz bestimmt nicht schaden." versicherte Stiles rasch: „Ich will bloß etwas gegen Kate Argent unternehmen, bevor sie es am Ende doch noch schafft, mich zu töten. Drei Versuche hat sie bereits unternommen und ein Unschuldiger ist dabei gestorben, aber leider kann ich ihr überhaupt nichts beweisen."

„Woher wissen sie überhaupt von mir? Wer hat ihnen erzählt, was damals passiert ist?" erkundigte sich Eva Garcia misstrauisch.

„Es war Kates Bruder Chris, der mir alles erzählt hat und er bittet mich ihnen zu sagen, wie leid es ihm tut, was damals passiert ist." antwortete Stiles schnell, denn schließlich wollte er ihr Vertrauen gewinnen.

Ms. Garcia nickte bedächtig und erklärte düster:

„Ja, der junge Mr. Argent war immer freundlich zu mir. Er hat sofort den Arzt gerufen, als ich krank wurde. Er ist der Einzige in der Familie, der kein Teufel ist."

SchlaflosWhere stories live. Discover now