84 Unverstanden

88 8 5
                                    


Es war Nacht geworden.

Ein stilles, dunkles Haus, allein die spätherbstlichen Santa-Ana-Winde vor dem Fenster waren zu hören, welche Reste buntem Laubes von den Bäumen im Garten rissen und durch Ritzen an Fenstern und Türen pfiffen. Derek lag allein in seinem Bett und lauschte.

Er fragte sich, was Stiles wohl gerade tat? Wo er steckte? Ob er wohl mittlerweile zur Vernunft gekommen war?

Diese verdammte Kate! Sie war der Fluch, welcher auf seinem Leben lag. In diesem Moment wünschte er ihr einfach nur den Tod!

Derek wollte so unbedingt schlafen, doch daran war gerade nicht zu denken. Ihm ging einfach zu viel durch den Kopf.

Stiles hatte natürlich recht damit gehabt, dass man ein Neugeborenes nicht einfach sich selbst überlassen konnte, doch das Mädchen großzuziehen war nun einmal keine Option für Derek. Er würde sie aufwachsen sehen und dadurch an jedem Tag seines Lebens ebenso an jene Frau erinnert werden, welche ihn vergewaltigt hatte, die für den Tod seiner Familie und anderen Menschen verantwortlich war, die versucht hatte, seinen Partner zu ermorden und die so unglaublich viel Leid über so viele Leben gebracht hatte.

Und wie konnte diese Bosheit nicht ebenfalls tief in jede Zelle dieses Kind eingraviert sein?

Derek war ja bereit beinahe alles für Stiles Glück zu tun, doch das war einfach zu viel verlangt!

Mit so etwas durfte er einfach nicht ihrer beider Leben vergiften!

Aber nun, da Derek sich ein wenig beruhigt hatte, war ihm klar, dass eine gute Alternative für das Kind her musste. Sie mussten ein Zuhause für das Mädchen finden; eines das Stiles überzeugte, in welchem die Kleine sicher und zufrieden aufwachsen konnte. Selbstverständlich würde Derek für das Finanzielle zu sorgen, das war ja gar keine Frage. Er würde sicherstellen, dass es ihr materiell niemals an etwas mangeln musste.

Ein solches Arrangement würde Stiles doch sicherlich zufriedenstellen, oder nicht? Dann würde sein Ehemann gewiss ein Einsehen haben, ihm verzeihen, zu ihm nachhause zurückkehren?

Und wenn das Kind für Stiles in so kurzer Zeit wirklich derart wichtig geworden war, dann gäbe es gewiss auch eine Möglichkeit, dass er irgendwie Teil ihres Lebens sein könnte, vielleicht als eine Art Patenonkel, oder so?

Und um den Trennungsschmerz zu lindern, konnten er und Stiles sich doch auch sofort um eine Adoption eines eigenen Kindes kümmern. Oder von ihm aus auch eine Leihmutterschaft, falls Stiles die biologische Verwandtschaft wichtig sein sollte? Es würde sich jedenfalls eine zufriedenstellende Möglichkeit finden lassen und dann würde alles wieder gut werden.

Dann kam Derek ein Gedanke. Vielleicht würde Chris ja auch Kates Tochter großziehen wollen? Sie war immerhin seine Nichte und er war doch bereits ein erfahrener Vater? Und so wäre auch gewährleistet, dass das Kind sozusagen 'in der Familie' blieb. Das musste Stiles doch mit Sicherheit überzeugen?

Gleich morgen würde Derek seinen alten Freund Chris Argent kontaktieren und diese Option mit ihm besprechen.

In diesem Gedanken fand Derek endlich genug Frieden um einzuschlafen.

Er war so unendlich erschöpft.


Als Derek erwachte, war bereits helllichter Tag, es musste beinahe schon Mittag sein und im Haus waren verschiedene Stimmen zu vernehmen.

Derek verschwand kurz im Bad, schlüpfte dann in ein Shirt und eine Trainingshose, atmete tief durch und dann fühlte er sich bereit für das, was nun vor ihm lag.

SchlaflosWhere stories live. Discover now