50 Strictly Ballroom

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Derek hockte missmutig zuhause auf seinem Sofa und am liebsten wäre er auch einfach dort sitzen geblieben. Mit finsterer Miene betrachtete er sein verwanztes Handy, welches stellvertretend für die Situation stand, in welcher er sich momentan befand: Sein Leben gehörte nicht mehr vollständig ihm selbst, denn Kate Argent versuchte mit allen Mitteln es zu kapern.

Und er selbst musste den natürlichen Impuls in sich niederringen, dies nach Kräften zu bekämpfen. Stattdessen war er gezwungen, ihr Spiel mitzuspielen und so zu tun, als sei ihre Nähe ihm angenehm und nicht vollkommen unerträglich und widerwärtig.

Natürlich hatte Derek das Telefon auch gelegentlich benutzt, um Kate in Sicherheit zu wiegen, weil es verdächtig gewesen wäre, wenn er es plötzlich stillgelegt hätte. Er hatte damit also Gespräche geführt, bei denen es ihm egal war, ob die Feindin mithörte. Und mit den wenigen Eingeweihten, also mit Scott, Malia und Deucalion hatte er überdies Telefonate nach Skript geführt, um Kate zu manipulieren. Er sprach darüber, wie sehr er sich auf den Ball freue, fand schmeichelhafte Worte darüber, was für eine großmütige Freundin Kate sei, weil sie zu ihm hielt und ihm die dummen Verdächtigungen der Vergangenheit einfach so verziehen hatte und natürlich sprach er auch über sein angeblich gebrochenes Herz und seine Enttäuschung über den ach-so-bösen Stiles.

Doch selbstverständlich nahm Derek dieses Telefon nicht mehr überall mit hin, denn er hatte nicht die Absicht Kate ständig darüber zu informieren, wo er sich gerade aufhielt. Meist ließ er es daheim und gelegentlich nahm er es in die Firma mit, oder er gab es Greenburg unter einem Vorwand mit, wenn dieser unterwegs war, einfach um ein wenig Verwirrung zu stiften.

Mit einem schweren Seufzer erhob Derek sich nun doch noch und schlurfte hinüber in Bad, duschte zunächst einmal und putzte sich dann hübsch für den heutigen Abend heraus, denn er musste ja eine überzeugende Show abliefern. Er warf einen letzten Blick in den Spiegel und dachte finster, dass Kate wohl gefallen würde, was sie sah. Eine Welle der Übelkeit überkam ihn, wie so häufig in letzter Zeit. Er straffte sich und machte sich auf den Weg.

Greenburg saß bereits am Steuer der Limousine. Derek ließ sich auf eine der Rückbänke sinken und gab müde das Zeichen, dass es losgehen konnte.

Bei Malias Haus machten sie den ersten Halt und weil diese noch nicht ganz fertig war, ging Derek auf einen Sprung zu ihr hinauf. Lydia begrüßte ihn an der Tür auf die französische Art mit Wangenküssen rechts und links und einem bezaubernden Lächeln und führte ihn dann nach hinten ins Schlafzimmer zu Malia. Von seiner Cousine konnte Derek jedoch momentan nur ein kleines Stück ihres Hinterkopfes und ein paar große Lockenwickler sehen. Auf Dereks freundliches „Hallo" kam lediglich ein dunkles Knurren als Echo zurück, wie von einem sehr angepissten Raubtier. Der Grund für diese unfreundliche Begrüßung war indes nicht schwer zu erraten, denn Lydia hatte sich mittlerweile wieder vor ihre Gefährtin gehockt und vollendete ihr Werk an ihr. Dabei kamen neben dem zu erwartenden Lippenstift, den tausend unterschiedlichen Pinseln und der breiten Farbpalette auch noch ein silbernes, zangenartiges Werkzeug zum Einsatz, welches Derek eher an Chirurgie oder Gynäkologie denken ließ, aber nicht an Schönheit.

Und da meldete sich Malia auch schon mit einem unzufriedenen: „Autsch, Bitch!" zu Worte.

Derek konnte nicht wirklich sehen, was bei den beiden Frauen vor sich ging, doch Lydia schalt ihre Freundin: „Benimm dich gefälligst nicht wie eine ungezogene Göre!"

Und aus der Richtung, in die ihre Hand nun kurz wanderte und dem daraus resultierenden spitzen Schmerzlaut Malias, konnte er nur schließen, dass seine Cousine mit einem kleinen Kniff in den Nippel bestraft worden war.

Derek zuckte mitfühlend ein wenig zusammen.

Schließlich betrachte Lydia ihr Kunstwerk, welches sie an ihrer Geliebten vollbracht hatte noch einmal, nickte dann zufrieden und erklärte:

SchlaflosWhere stories live. Discover now