4 Mein Freund Harvey

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Derek erwachte vom Vogelgezwitscher vor dem Fenster und weil ihn die Sonne auf der Nase kitzelte.

Und erst da wurde es ihm bewusst: Sonne?

Er schlug die Augen auf und konnte es nicht fassen. Er hatte wirklich die ganze Nacht durchgeschlafen, ohne auch nur einmal zwischendrin aufzuwachen?

Es grenzte beinahe an ein Wunder!

Scheinbar hatte er sich in der Nacht noch nicht einmal wirklich bewegt, denn er lag immer noch genauso da, wie er sich am Abend gebettet hatte; mit dem Kopf an Stiles Schulter.

Für den verletzten Jungen musste dies mit Sicherheit schrecklich unbequem gewesen sein und dennoch hatte er eigenartigerweise im Schlaf nicht versucht, seine Last abzuschütteln.

Trotzdem erhob Derek sich nun so vorsichtig er konnte und riskierte dann einen genauen Blick auf den Schlafenden.

Stiles Mund war leicht geöffnet. Die Wunde an seiner Lippe hatte sich in der Nacht scheinbar wieder geöffnet, denn er hatte ein wenig getrocknetes Blut im Mundwinkel und die Beule an seiner Stirn hatte sich mittlerweile gelb-grünlich verfärbt.

In seinem entspannten Zustand und insbesondere mit seinen gegenwärtigen Blessuren sah Stiles sehr jung und irgendwie unschuldig aus.

Es war in diesem Augenblick für Derek kaum vorstellbar, dass jemand mit so einem Gesicht tagtäglich draußen auf der Straße stand und seinen Körper an wildfremde Kerle verkaufte.

Derek hatte Stiles nicht einmal gefragt, wie alt dieser eigentlich war und betete inständig, dass er wenigstens bereits volljährig sein möge.

„Wie hast du geschlafen?" nuschelte Stiles und der Ältere zuckte ertappt zusammen:

„Gut!" antwortete Derek knapp.

Natürlich war die Untertreibung des Jahrtausends.

Er hatte geschlafen, wie ein Baby!

Er hatte geschlafen, wie ein Stein!

Er hatte geschlafen, wie ein Toter!

Er hatte geschlafen, wie in Abrahams verdammtem Schoß!

„Schön!" erwiderte Stiles, reckte sich und stöhnte gleich darauf auf, denn er hatte offenbar seine angeschlagenen Rippen vergessen.

„Wie fühlst du dich heute Morgen?" fragte Derek also:

„Prima!" behauptete Stiles.

Dieser Junge konnte lügen, ohne rot zu werden, stellte Derek fest.

In diesem Moment klopfte es sacht an der Tür:

„Herein!" rief Derek.

Es war dieser Butler Greenburg, welcher fragte:

„Was möchten sie und ihr Gast frühstücken, Mr. Hale?"

„Ich hätte gern ein französisches Omelett mit Pilzen." erwiderte Derek und blickte Stiles fragend an.

Der zuckte schüchtern mit den Schultern und weil er nicht so dreist sein wollte irgendwelche Sonderwünsche anzumelden, entschied er sich ganz einfach für dasselbe.

Greenburg zog sich zurück und Stiles bemerkte überrascht:

„Er hat nicht einmal mit der Wimper gezuckt, obwohl ich hier mit dir liege. Heißt das, du hast öfter männliche Übernachtungsgäste?"

Derek gab eine kleines, genervtes Seufzen von sich:

„Habe ich nicht, aber selbst wenn: Er ist ein Butler! Die oberste Regel in seines Berufsstandes lautet Diskretion."

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