18. Kapitel

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„Franco meinte es wirklich nur gut. Er hat momentan genügend andere Probleme.“ Alex stand noch immer in der Tür. Kopfschüttelnd musterte er mich. „Seine Ex macht ihn das Leben zur Hölle. Emma durfte diesen Monat auch nicht kommen und sie will das alleinige Sorgerecht. Danach hat Franco wenig Chancen seine Tochter regelmäßig zu sehen. Was fällt dir ein dann noch mit so einen Scheiß daher zu kommen. Du bist ganz schön Egoistisch. Entschuldige dich gefällig bei ihm.“ Die Stimme des Arztes wurde immer lauter. Alex war immer ruhig und korrekt. Das er jetzt so sauer wird, zeigte nur das ich mal wieder zu weit gegangen bin. Schuldbewusst verließ ich mit hängenden Kopf die Küche. Auf der Treppe hielt ich kurz inne. Ich ärgerte mich über mich selbst. Mit schlechten Gewissen klopfte ich an der Zimmer Tür. Ein schwaches „Herein“ war zu hören. So trat ich in das Innere. Nachdem mich Franco musterte. Entschuldigte ich mich vom Herzen und meinte es auch ehrlich. „Ich hätte so einen Scheiß nie sagen dürfen. Ich weiß ja dass ihr nur das Beste für mich wollt.“ Schloss ich meine Entschuldigung. Franco stand eine ganze Zeit regungslos dar. Wut verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. Ich konnte ihn verstehen. Ständig pampte ich die Menschen, die mir am wichtigsten waren an. Ich konnte mich selbst manchmal nicht leiden. Ohne eine Antwort abzuwarten und mit einen dicken Kloß im Hals verließ ich das Zimmer. In meinen Zimmer angelangt legte ich mich auf mein Bett. Verzweifelt versuchte ich Mike zu erreichen. Er regierte weder auf meine unzähligen Nachrichten noch auf meine Anrufe. Enttäuscht und wütend schmeißte ich mein Handy in die Ecke. Ein Hustenanfall erschütterte die Ruhe in meinen Zimmer. Meine Lunge brannte als hätte jemand einen Dolch hineingerammt. Mich wunderte es, dass die Front noch nicht aufgetaucht war. Mein Kopf dröhnte, als ob jemand mit den Vorschlaghammer drauf geschlagen hat. „Hilft nichts ich brauche Schmerzmittel.“ Sagte ich zu mir selbst. Langsam stemmte ich mich in die Höhe. Alles drehte sich. Mühsam hielt ich mich auf den Beinen. Mit kleinen Schritten ging ich die Treppe hinunter. Absolute Stille hüllte das Wohnzimmer ein. Auch mein rufen weckte keine Lebenszeichen von irgendwelchen Mitbewohner. Seufzend fuhr ich mir mit der Hand über mein Gesicht. Kaum bräuchte ich Mal einen Menschen, der mir Medizin geben konnte. War keiner hier. Ein Blick auf den Schichtplan verriet mir, dass die nächsten Stunden auch keiner kommen wird. Langsam machte ich mich auf den Weg zum Vorratsschrank. Akkurat waren alle Tabletten und Medikamente sortiert. Ich griff zu einen Paracetamol Blister. Gerade als ich den Schrank schließen wollte, fielen mir  Tropfen ins Auge. Auf den Zettel der dabei lag stand: Gegen Schmerzen und Fieber. Zögerlich griff ich zu. Papa hatte mir bei meiner letzten Erkältung welche davon gegeben, also werden sie nicht schaden.
Mit meiner Ausbeute ging ich wieder ins Bett. Schnell drückte ich mir eine Tablette heraus und nahm sie mit einen großen Schluck Wasser. Von den Tropfen nahm ich auch ein paar. Beides verstaute ich in meinen Nachtkästchen. Müdigkeit übermahnte mich. Wenig später fiel ich in einen Traumlosen Schlaf.
„Ich weiß nicht. Ich denke sie wird krank. Sie gefällt mir gar nicht.“ Leise stimmen weckten mich aus den Schlaf. Eine Hand legte sich auf meine Stirn. „Sie fühlt sich aber nicht warm an. Also ich denke nicht, dass sie Fieber hat.“ Papas Hand strich behutsam meine Wange entlang. Ich öffnete Vorsichtig meine Augen. Grummelnd streckte ich mich. „Na Dornröschen hast du ausgeschlafen.“ Phil und Papa standen neben mir und musterten mich. Ich nickte und setzte mich ein wenig auf. Schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen. Ich hätte bevor ich die Medizin genommen habe, was essen sollen. Jetzt war es auch schon zu spät. Die zwei Ärzte musterten mich eindringlich. „Was war heute mit Franco und dir los. Er hat gerade vorhin ein wenig getobt.“ Strenge legte sich in Papas Stimme. Was mich genervt ausatmen ließ. Ich wollte nicht den nächsten Streit verursachen. „Keine Ahnung er macht sich immer unnötige Sorgen. Das nervt mich. Konnte ja nicht wissen das er gleich beleidigt ist.“ Schoss ich ein wenig unfreundlich zurück. Nach einer kleinen Diskussion, da beide der Meinung waren, ich sei zu unfreundlich in letzter Zeit gingen sie aus meinen Zimmer hinaus. Erschöpft lehnte ich mich wieder zurück ans Bett. Fast schon süchtig nahm ich wieder ein paar Tropfen. Das Kopfweh wurde dadurch schnell besser. Lautes Rufen aus den Wohnzimmer ließ mich aufhorchen. Kurz drauf wurde meine Tür auch schon ruckartig geöffnet. „Charlotte, wir haben dich schon fünfmal zum essen gerufen, du weißt doch, dass es um sechs Abendbrot gibt.“ Papa kam zornig in mein Zimmer. Bei meinen Namen zuckte ich kaum merklich zusammen. Er nannte mich selten bei vollen Namen. Meistens wenn er sauer war. Warum wusste ich nicht. Oli sprach ja nie darüber. Franco meinte nur, dass meine Mutter den Namen damals ausgesucht hatte. Vielleicht lag es daran. Langsam setzte ich mich auf die Bettkante. „Ich komm ja schon.“ Pampte ich mein Gegenüber an. „Sei Mal ein wenig netter und passe auf deinen Ton auf.“ Weißte er mich mit lauter Stimme zurecht. Seufzend stand ich auf. „Wieso musst du mich immer gleich anschreien. Ich hab darauf keinen Bock mehr.“ Böse funkelte ich ihn an. Genervt davon, dass wir wieder Streiten mussten, nestelte ich an meinen dicken Pullover herum. „Du fängst doch immer an. Jetzt komm, ich hab keine Lust, dass mein Essen kalt wird.“ Mit diesen Worten drehte Papa sich um und ging die Treppe hinunter. Ich folgte ihn zögerlich. Mit dem Wissen, dass der nächste Stress vorprogrammiert war. Auf den Tisch dampfte schon das Essen. Es roch verdächtig nach Fisch. Ich hasste Fisch. Angewidert verzog ich meine Nase. „Sorry Charly. Du bist eiskalt überstimmt worden. Die wollten alle Fisch haben.“ Phil stand in der Küche und hatte sich eine Schürze umgewickelt. Mitleidig schaute er mich an. „Mir ist jetzt schon schlecht von den Gestank.“ Murmelte ich vor mich hin. „Nichts da du bleibst da. Wenigstens das Gemüse wird ein wenig gegessen.“ Bestimmend drückte mich Oli auf den Stuhl. „Sag Mal ist dir nicht warm. Wir haben hier locker 23 Grad und du läufst Rum wie in Sibirien.“ Stephan musterte mich Skeptisch. Gelangweilt zuckte ich mit den Schultern und ließ mich auf den Stuhl sinken. „Ich bin alt genug, dass ich selbst weiß, wann mir zu warm ist.“ Nachdem sich alle was zu essen geschnappt hatten. Stocherte ich lustlos in meinen Gemüse herum. Ich brachte einfach keinen Bissen hinunter. Mein Hals schmerzte, meine Lunge brannte und mein Kopf pochte stumpf. „Was willst du eigentlich übermorgen, an Heiligabend Essen. Muss morgen eh nocheinmal Einkaufen fahren.“ Stephan schaute mich gebannt an. „Mir egal irgendwas. Du musst auch meinetwegen nichts kochen.“ Nuschelte ich vor mich hin. Normalerweise kochte Papa immer an Heiligabend. Das war schon eine feste Tradition. Das er dieses Mal nicht da war, machte mir noch immer zu schaffen. Übelkeit breitete sich in meinen inneren aus. Die Tabletten wirkten nicht mehr. Vielleicht sollte ich trotzdem mit Papa darüber reden. Damit er Mal drüber schauen konnte. Gerade führte ich einen inneren Kampf, als sich mein Gegenüber räusperte: „Willst du nicht endlich Mal was Essen?“ mit bösen Augen funkelte mich mein Vater an. Provokant schob ich den Teller ein Stück von mir weg und verschränkte meine Arme auf den Tisch. Ich hatte einfach keinen Hunger. Ich wusste zwar, dass ich etwas essen sollte. Aber mein rebellisches ich, ließ das allein auf die Äußerung von Papa nicht zu. „Treib es nicht zu weit Fräulein. Wir können immer noch in die Klinik fahren, dann wird dein Essverhalten kontrolliert.“ Zornig und gefährlich leise sprach er in meine Richtung. Wut machte sich in meinen inneren breit. Wütend darüber, dass er nie Zuhause war und trotzdem alles über mich bestimmend will. Man musste es mir angesehen haben, dass ich kurz vor einen Wutanfall war. Mit einen schiefen Blick musterte mich mein Gegenüber. „Überleg dir gut was du als nächstes sagst oder tust.“ Mit hochgezogen Augenbrauen legte er die Gabel auf die Seite. Auch bei Papa konnte man eine steile Zornesfalte erkennen. „Weist du was. Da ich anscheinend eh nicht erwünscht bin gehe ich halt. Solang ich da bin, wird eh nur auf mir Rum gehackt, egal von wem.“ Mit diesen Worten sprang ich auf und lief zielstrebig auf den Eingangsbereich zu. Schnell zog ich mir meine Schuhe an, als ich Schritte hinter mir hörte. „Wo willst du hin.“ Mit verärgerter Stimme stand Papa breitbeinig in der Tür. Er versuchte mich noch am Arm abzuhalten. Ich war allerdings schneller. Schnell öffnete ich die Tür und schlüpfte in die Eisige Kälte hinaus. „Zu Daniel, da bin ich wenigstens willkommen.“ Rief ich ihn noch zu. In der Hoffnung, dass mein bester Freund Zuhause war, marschierte ich die Straße entlang. Gänsehaut überzog meinen ganzen Körper. Ein Hustenanfall ließ mich innehalten. Schmerzen zogen sich über meinen Brustkorb. Verärgert, auch über mich selbst, dass ich Franco oder Phil nicht um Hilfe gebeten habe, kickte ich einen großen Stein auf den Gehweg. Ich hätte einfach meinen Stolz hinunter schlucken sollen und um Medizin für meinen Husten beten sollen. Schwer lag das Päckchen mit den Tropfen in meiner Tasche. „Jetzt ist es auch schon egal.“ Murmelte ich mir selbst zu und nahm zwölf weitere Tropfen. Wenig später erreichte ich das Haus. Die Dunkelheit umhüllte alles. Jeder Schatten wirkte furchteinflößend. Erleichtert, dass im Haus Licht brannte klingelte ich. Schwere Schritte waren hinter der Tür zu hören. Martin öffnete die Türe. Ungläubig sah er mich an. „Charly, was machst du denn hier. Bist du in der Dunkelheit ganz allein gekommen.“ Er öffnete die Türe ein wenig und ließ mich herein. „Ist Daniel auch da?“ schniefte ich ihn entgegen. Einzelne Tränen liefen meine Wange hinunter. Mit meinen Pulli Ärmel Versuchte ich sie weg zu wischen. Liebevoll, wie mein Vater es schon lange nicht mehr getan hatte, nahm mich Martin in den Arm. Tränen liefen unaufhaltsam meine Wange hinunter. „Daniel ist leider nicht da. Du darfst aber gerne ins Wohnzimmer gehen.“ Unwohl trat ich in das Wohnzimmer ein. Dicht gefolgt von Martin. An den Wohnzimmertisch sah ich Tom sitzen. Er war ein guter Freund von Stephan, die beiden fuhren auch oft zusammen Streife. „Ich…Ich wollte euch nicht stören. Vielleicht sollte ich wieder gehen.“ Schniefte ich den beiden Beamten entgegen. Gleichzeitig spürte ich eine Hand an meinen Rücken, die mich weiter nach vorne schob. „Du störst nicht. Ich lass dich aufjedenfall in deinen Zustand nicht alleine umher laufen.“ Bestimmt zog mich Martin an den Tisch. Ich setzte mich auf einen freien Stuhl und sah müde die Tischplatte an. „Daniel ist gerade zu seiner Tante. Ich denke aber, dass er bald wieder kommt. Willst du etwas trinken?“ Besorgt musterte mich der Polizist. Ich verneinte seine Frage und hoffte das Daniel schnell auftauchte. Mein Handy vibrierte in der Tasche. Ich nahm es langsam heraus. Phil versuchte mich anzurufen. Seufzend nahm ich das Telefonat an. „Hallo Charly, geht es dir gut? Wo steckst du. Ich habe mir Sorgen gemacht.“ Phil setzte sofort an ohne auch nur einen Atemzug Luft zu holen. Innerlich durch strömte mich eine Welle der Wärme. Egal wie viel Stress Zuhause los war. Auf Phil und die anderen war verlass. „Bin bei Martin.“ Brachte ich mit Müh und Not hervor. „Willst du nicht lieber wieder nach Hause kommen. Wir können doch über alles reden.“ Versuchte Phil mich halbherzig zu überreden. Wut überkam mich. Eine Träne lief wieder meine Wange hinunter. „Nein vergiss es. Allein die Tatsache das du anrufst und nicht Papa, reicht mir schon. Anscheinend bin ich ihn wirklich so egal.“ Mit diesen Worten reichte ich das Telefon an Martin weiter. Tränen fließen in kleinen Bächen meine Wange hinunter. Martin stand auf und verließ mit meinen Handy das Wohnzimmer. Tom, der bis jetzt Kommentarlos mir gegenüber saß, stand auf und hockte sich vor mich hin. Beruhigend legte er eine Hand auf mein Knie. „Ach Charly. Beruhig dich, das halt alles keinen Wert. Stephan hat mir schon erzählt, dass es bei euch Zuhause nicht allzu leicht ist.“ Besorgt sah er mich an. Ich schaffte es nicht die Tränen zu unterdrücken, so verließ ein lautes schluchzen meine Kehle. Meine Knie fingen das Zittern an. „Hey das gibt sich alles wieder. Wenn es dir Mal zu viel wird. Dann darfst du gerne zu Katharina und mir kommen. Wir freuen uns wenn du Mal vorbei schaust.“ Nickte mir Tom aufmunternd zu. Langsam versiegten die Tränen wieder. Einzig allein mein schluchzen erfüllte die Stille. Nach schier endlosen Minuten kam Martin zurück. Er reichte mir wortlos mein Handy. Erschöpft setzte er sich auf den letzten freien Stuhl. „Du bleibst erstmal die Nacht über hier. Dann schauen wir morgen weiter.“ Mit diesen Worten stützte er sich wieder auf und verschwand in der Küche. Wenig später kam er mit meinen Kuchentablet und drei Tellern zurück. „So isss erstmal einen Kuchen. Den hat meine Schwester gemacht. Ich wenn nur noch ein Stück esse, dann Platz ich.“ Martin strich sich theatralisch den Bauch. „Ohja alter Mann, du bist ganz schön dick geworden.“ Kam es von Tom der sich gleich zwei Stücke auf den Teller legte. „Ha dick, ich geb dir gleich Dick.“ Empört schnaubte Martin. Konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen. Ich nahm mir ein Stück Schokokuchen und biss herzhaft hinein. Nachdem zweiten Stück Kuchen überrollte mich eine Müdigkeit. Alle Gliedmaßen wirkten Blei schwer. Mein Hals kratzte unangenehm. Eine Nachricht brachte mich trotz alledem zum lächeln. Nach Ewigkeiten hatte Mike endlich geschrieben: Hey Babe, sorry das ich so lang mich nicht gemeldet habe. Ich war mit der Arbeit unterwegs… Es tut mir leid, dass ich damals am Telefon so angepisst war. Hatte einen schlechten Tag. Ich hoffe du kannst mir verzeihen. 😘

Innerlich hatte ich ihn schon längst verziehen. Ich schrieb ihn schnell zurück, dass ich ihn gerne treffen würde. „Mich würde es ja brennend interessieren, wer dich so zum Strahlen bringen kann.“ Martin funkelte mich belustigt an. Unangenehm stieg mir das Blut in meinen Kopf. Ich wurde sicherlich schlagartig so Rot wie eine Tomate. „Oje, ich glaub ich will’s gar nicht wissen.“ Lachte mich mein Gegenüber herzlich an. Wieso war Papa nicht so unkompliziert? Das würde vieles Erleichtern. Gähnend legte ich meinen Kopf auf der Tischplatte ab. Die Müdigkeit überrollte mich wie ein Zug. „Komm Leg dich auf die Couch. Bis Daniel kommt, dann könnt ihr ja zusammen hoch gehen.“ Martin deutete mit einen Kopfnicken zu der braunen Stoffcouch hinüber. Dankbar nickte ich und lag wenig später, eingekuschelt in einer weichen Decke, auf der Couch. Ein paar Minuten später fielen meine Augen zu.

Schwierige Zeit/ Asds, AS FanfictionWhere stories live. Discover now