23. Kapitel

1.1K 32 0
                                    

Unsanft wurde ich am nächsten Morgen geweckt, als die Schwester herein kam und die Rollladen nach oben zog.

Der Vormittag zog sich in die Länge. Ich schaffte es tatsächlich in der früh zwei Scheiben Brot zu essen. Danach war mir Kotzübel. Papa versprach, dass er später wieder vorbei sah. Auch Mike wollte vorbei kommen. Bei den Gedanken machte mein Herz einen kleinen Hüpfer. Ich vermisste seine weichen Lippen auf meinen, seine Finger die sanft durch meine langen Blonden Haare hindurch glitten. Ich döste mit den schönen Gedanken wieder weg.
Ein Klopfen riss mich  aus den Schlaf. Langsam öffnete sich die Türe. Mike steckte seinen Kopf herein. Mit schnellen Schritten kam er auf mich zu und küsste mich, dass meine Atmung sich gleich verdreifachte. Mein Herz schlug kräftig gegen meinen Brustkorb und drohte jeden Augenblick heraus zu hüpfen. „Hallo Babe. Ich hab dich vermisst. Was machst du nur für Sachen.“ Murmelte er in meinen Scheitel. Ich machte ihn Platz, sodass er sich zu mir mit ins Bett legen konnte. Zügig streifte er sich die Schuhe von den Füßen und legte sich neben mich. Mein Kopf lag auf seiner Brust. Eine Hand strich die wohlgeformten Muskeln nach.
Seine Finger tanzten Federleicht über meinen Kopf. Wir genossen den Augenblick der Stille. Er erzählte von den letzten Partys auf den Industriegelände. Wehmütig hörte ich ihn zu. Ich konnte es kaum erwarten auch wieder los zuziehen. Ein Klopfen ließ uns innehalten. Papa steckte den Kopf für die Tür herein. Schlagartig veränderte sich die Stimmung. Ich sah in seinen Blick, dass er mich am liebsten beschützen würde. Was völliger Quatsch war. Mike würde mir nie etwas antun, dafür liebten wir uns zu sehr.
Jede Faser meines Körpers war zum zerreißen angespannt. Papas Ader an der Stirn trat langsam hervor. Ein sicheres Zeichen, dass er Zornig war. „Raus aus den Patientenbett. Das ist absolut unhygienisch.“ Mike zuckte bei Papas scharfer Stimme leicht zusammen. Langsam stand er auf und setzte sich auf den Stuhl. „Was fällt dir ein meinen Freund so anzupampen.“ Giftete ich in seine Richtung. „Du brauchst Ruhe und musst dich ausruhen. Das funktioniert nicht mit Besuch.“ Könnte Papa Giftpfeile spritzen, würde Mike schon Tod umfallen. „Misch dich doch nicht überall ein. Dann verschwinde du doch, dann hab ich meine Ruhe!..“ empört schnappte Papa nach Luft.
Sein Melder hinderte ihn am reden. Wütend verschwand er mit einen wehenden Kittel aus den Zimmer. Seufzend ließ ich mich zurück sinken. „Darf ich vorstellen, dass war mein liebreizender Vater.“ Ein Hustenanfall packte mich und schüttelte mich ordentlich durch. Später gab es sicherlich noch Ärger. Papa lässt das nicht auf sich sitzen. „Krass. Du siehst deinen Vater überhaupt nicht ähnlich.“ Mike schaute mich mit einer Fassungslosigkeit an, dass ich in Schallendes Gelächter ausbrach. „Ja Gott sei Dank.“ Lachte ich los.

Wie immer verging die Zeit mit ihm viel zu schnell. Er saß neben meinen Bett und unterhielt mich. Belanglose Gespräche erfüllten die Stimme. Irgendwann siegte meine Neugierde „Du kennst ja jetzt meinen Vater. Wie wär’s erzähl doch mal ein wenig was über dich.“ Setzte ich einen verzweifelten Versuch an, meine Unwissenheit zu bekämpfen. Mein Gegenüber versteifte sich kaum merklich. Sein Gesicht nahm einen neutralen Ausdruck an. Die sonst so hellen braunen Augen verdunkelten sich, sein Blick ließ mich nicht ahnen was in seinem inneren vor sich geht. „Da gibt es nichts zu erzählen.“ Eiskalt schneidete seine Stimme durch die drückende Stille. Mit Starren Blick erhob er sich. „Ich muss jetzt gehen.“ Fast schon fluchtartig verließ er das Zimmer. Zurück blieb sein unverkennbarer Duft. Verdattert und zurück gestoßen saß ich auf den Bett. Ich wollte doch nur etwas über seine Vergangenheit wissen.
Meine Gedanken drehten sich den ganzen Tag im Kreis. Ich versuchte Mike zu erreichen. Außer die Mailbox erreichte ich nichts.
Traurig stand ich auf und sah gedankenverloren aus den Fenster. Leichte Schneeflocken flogen vom Himmel, graue Wolken schwebten über Köln. In der Ferne konnte ich den Dom sehen. Zu dieser Zeit erleuchtete die Stadt in tausend Lichter, viele hatten ihre Fenster weihnachtlich Geschmückt.  Nichteinmal meine Beste Freundin wollte von mir noch was wissen. Daniel hat uns heute in der früh, in unseren gemeinsamen Chat, Frohe Weihnachten gewunschen. Von Mimi kam bis jetzt keine Antwort. „Also unter strikter Bettruhe versteh ich was anderes.“ Riss mich eine Stimme unsanft aus meinen trüben Gedanken. Ich zuckte vor Schreck heftig zusammen, was mir einen erneuten Hustenanfall bescherte. Papa stand in der Tür. „Mein Bett steht ja in Ruhe da.“ Schoss ich wenig freundlich zurück. Ich war auf Streit aus. Provokant reckte ich mein Kinn in die Höhe und verschränkte meine Arme. In der Hoffnung ich wirkte ein wenig größer.

„Sei nicht so unhöflich. Wir können auch andere Maßnahmen ergreifen. Wenn es nicht besser wird, liegst du eh ganz schnell auf der intensiv Station. Dann wirst du die ganze Zeit beobachtet und deinen Herren Besuch kannst du auch vergessen.“ Gefährlich leise sprach er die Stille Drohung aus. Wut übermahnte mich, wie so oft in letzter Zeit, wenn ich mit meinen Papa sprach. „Das würde dir ja so passen. Die volle Kontrolle über mich. Wie eine Marionette die du zu jeder Zeit steuern kannst.“ Ärgerlich wurde meine Stimme lauter. Ich merkte wie mich die Kraft langsam verließ und setzte mich aufs Bett.
Kopfschüttelnd stand der Arzt immer noch in der Tür. „Ich weiß ja nicht, wann du so geworden bist. Ich vermisse meine Tochter.“ Mit diesen Worten drehte er sich um. Tränen liefen meine Wange hinunter, als die Tür ins Schloss viel. Selbst meinen Vater vergraulte ich mit meiner miesen Laune.

Das Abendessen ließ ich unkommentiert stehen, was mir einen bösen Blick der Schwester einbrachte. Wenig später betrat Phil das Zimmer. Erschöpft setzte er sich auf den Stuhl und musterte mich. „Ich denke, es haben dir mittlerweile genügend Leute gesagt, dass es eine scheiß Aktion war. Ich hoffe das so etwas nicht wieder vorkommt.“ Nervös strich er sich seine Braune Locken aus den Gesicht. „Also ehrlich. Wie geht es dir?“ seine ruhige Art schaffte es sofort, dass ich mich ein wenig entspannte. Ich schätzte seine Anwesenheit schon immer sehr. „Ich weiß nicht. Mir tut alles ein wenig weh.“ Antwortete ich ihn ehrlich. „Papa war gerade vorhin da.“ Seufzend lehnte ich mich im Bett zurück. Wenn ich an das Gespräch dachte, kamen sofort wieder Tränen in meinen Augen. Phil musste es geahnt haben, langsam setzte er sich aufs Bett und nimmt mich liebevoll in den Arm. Meine Tränen durchnässten sein schwarzes T-Shirt. Ewig saßen wir da. Bis irgendwann keine Tränen mehr flossen. Phil reichte mir ein Taschentuch. Mit hängenden Schultern putzte ich mir geräuschvoll die Nase. „Ihr zwei macht euch noch gegenseitig kaputt.“ Phil schaute mich aus seinen braune Augen voller Sorge an. Wehmut machte sich in meinen inneren breit. Ich wünschte mir so sehr, dass mein Vater auch so für mich da war. „Bitte rede doch Mal mit ihn. Dich nimmt das ganze doch auch mit.“ Versuchte er einen weiteren verzweifelten Versuch die Fronten zu glätten. Ich wünschte mir auch, das ich wieder ohne Streit mit Oli reden konnte. Allerdings sollte er mich da auch verstehen. Innerlich zeriss mich jeder Streit in zwei. Phil blieb eine ganze Zeitlang bei mir. Dafür war ich ihn auch dankbar.
Am späten Abend meldete sich Mike. Er entschuldigte sich. Für seinen plötzlichen Abgang.

Schwierige Zeit/ Asds, AS FanfictionWhere stories live. Discover now