46. Kapitel

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Sicht Oli

„Sie ist weg.“ Aufgeregt überprüfte ich die Vitalparameter meiner Tochter. Ihr Atem war schwach.

„Los Phil. Krieg die Blutung in den Griff. Lange hält sie nicht mehr durch.“ Schrie ich den jungen Arzt an. Meine Nerven lagen blank. Ich wusste, das solche Verletzungen tödlich enden konnten. Nach erster Einschätzung, war wahrscheinlich die Oberschenkel Arterie betroffen.
„Oli versuche dich zu beruhigen.“ Versuchte Tom sanft auf mich einzureden.
Ich wollte ausrasten. Alle zusammen schreien. Meine Hände zitterten. Charly hilflos dort liegen zu sehen. Ohne eine Regung, machte mich innerlich fertig. Es zerfrisst mich regelrecht. Ihr Atmung wurde flacher. „Scheiße.“ Flüsterte ich. Ich machte mich innerlich bereit für die Reanimation.

Vor mir lag eine Lache aus Blut. Viel zu viel Blut für ihren zierlichen Körper. Phil legte das Tourniquet fachmännisch an. Drehte den kleinen Stab auf Anschlag. Als ihre Atmung aussetzte. „Beginne mit der Reanimation.“ Schrie ich den Ärzten um mich herum zu. Der Autopilot stellte sich selbstständig in meinen Kopf ein.

Freddy kam heran und drückte den Ambubeutel. „28,29,30“ zählte ich laut. Danach zweimal beatmen. Ein Ablauf, der mir nur zu läufig war. Fast jeden Tag wurde ich damit konfrontiert. Jetzt hier meine eigene Tochter wieder zu beleben, brachte mich an meine Grenzen. „Wo bleibt der Rettungsdienst?“ hörte ich Phil verzweifelt sagen. Der Schweiß stand mir auf der Stirn.
Jemand klopfte mir auf die Schulter. „Ich löse dich ab.“ Rot gelbe Kleidung stach mir in die Augen. Ich zählte laut mit: „25,26,27,28,29,30.“ Danach rutschte ich auf die Seite und Flo übernahm.
Schwer atmend rutschte ich mit den Rücken an den Kühlschrank. Ich blendete alles um mich herum aus.

Normalerweise reanimierte ich deutlich länger, da war nur der Psychische Hintergrund nicht vorhanden.
Immer wieder schoss mir Charlys Anblick durch den Kopf. Ich fühlte mich wie ein Versager, fühlte mich hilflos. Ich sollte für meine Tochter mehr da sein. Sollte sie immer unterstützen.
„Kumpel schau mich mal an.“ Tom saß vor mir. Brummend öffnete ich die Augen. „Alles klar?“ fragte er mich. Wut stieg in mir auf. „Ja genau. Würde deine Tochter hier liegen, wäre sicher auch alles klar.“ Keifte ich den Polizisten an. Er nervte mich. „Was Tom damit meinte, ob es dir wenigstens gut geht.“ Strafend sah mich Phil an. Ich wusste, dass ich mich unausstehlich aufführte. Das es alle nur gut meinten und das ihnen, meine Tochter auch sehr am Herzen lag.
Ich nickte. „Mir fehlt nichts.“ Ich sah zu den Haufen hinüber. Alle beugten sich über meine Tochter und versuchten ihr Leben zu retten.
„Wer ist der NA?“ fragte ich Phil. In der Hoffnung, dass dieser einen guten Job machen würde. „Birgit.“ Erleichtert atmete ich auf.
Die Notärztin war eine der fähigsten und kein Quacksalber.
Langsam rappelte ich mich auf. Mit schweren Herzen ging ich hinüber. Flo drückte noch immer. Birgit saß da neben und musterte den Bildschirm. „Komm Charlotte, dass schaffst du.“ Immer wieder hörte ich sie flüstern. Gebannt starrten wir auf den Bildschirm. Das vertraute Piepsen riss uns aus der starre. „Ja sie ist wieder da. Sinusrhythmus.“ Jubelte die Ärztin. Mir viel ein riesen Stein vom Herzen. Auch wenn sie sicherlich noch nicht übern Berg war.
Eine Träne standen in meinen Augen. So sehr war ich angespannt.

„Also Jungs ich will sie so schnell wie möglich im RTW haben. Voranmeldung in der Klinik am Südring. Sie sollen den Schockraum und OP bereit halten. Sagt um wen es sich handelt. Ich will nicht, dass sie auf Alexs Tisch liegt.“ Die Sanitäter setzten sich in Bewegung. Omar klopfte mir aufmunternd auf die Schulter.

„Oli. Es tut mir so leid.“ Drehte sich Birgit um. Fest nahm sie mich in den Arm. Ich konnte meine Tränen nicht zurück halten. Stumm liefen sie mir die Wange hinunter.
„Es wird alles gut werden. Sie ist jung und stark.“ Versuchte mich die Ärztin zu beruhigen. „Ich weiß das es schwer ist. Lass uns jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken.“ Mein Kopf pochte dumpf. Ich blendete alles und jeden aus. Meine Gedanken waren ganz bei Charly. Sie wurde auf eine trage gelegt. Wenig später war sie im RTW verschwunden.

„Oli setz dich ins NEF. Flo nimmt dich mit.“ Rief mir Birgit zu. Wortlos ließ ich mich auf den Beifahrer Sitz nieder. Der RTW vor der Einfahrt setzte sich mit Sonderrechte in Bewegung. Flo schwang sich auf den Fahrersitz. Schweigend fuhr er los. Konzentriert steuerte er den Wagen durch den Feierabendverkehr.
„Sie schafft das.“ Versuchte er mich aufzumuntern.

Kaum stand das NEF vor der Klinik stürmte ich auch schon hinaus. Auch wenn ich aus Erfahrung aus wusste, dass es nichts brachte. Sie musste zuerst untersucht werden.
Völlig aufgelöst stand ich am Empfang. Die Schwester Gisela musterte mich skeptisch: „Wenn du so weiter machst, bist du der nächste der hier um liegt. Oder du bist mit Diazepam voll.“ Ergeben nickte ich. Ich setzte mich auf einen Stuhl, stand aber kurze Zeit wieder auf. Langsam ging ich hin und her. Innerlich aufgewühlt. Die Tür vom Schockraum 2 ging auf. Das gesamte Rettungsteam kam heraus.

Erwartungsvoll sprang ich auf. „Du sollst schonmal die ganzen Unterlagen unterschreiben. Wahrscheinlich wird sie gleich durch geschoben.“ Gab Birgit von sich. Auch sie sah fertig aus.
Ich füllte die Unterlagen aus, immer wieder schweifte mein Blick zu der Tür. Nervös drückte ich aus den Stift die Miene rein und wieder heraus.
„Wenn du nicht sofort damit aufhörst, dann bring ich dich eigenhändig um.“ Zischte mir Schwester Gisela wütend zu. Erschrocken legte ich den Stift weg. Die ausgefüllten Unterlagen gab ich der Schwester.
Ich wanderte in der Notaufnahme hin und her. Nach schier endloser Zeit öffnete sich die Tür und der Chefarzt persönlich kam heraus.
Nervös stand ich da. Ich trat von einem auf den anderen Bein. Hatte nur Angst um meine Tochter. Erwartungsvoll sah ich den Mann den. Er reichte mir die Hand.
„Oli, auf ein schnelles Wort.“ Setzte er an. Sein Gesicht war undurchschaubar. Wir wurden von Anfang an dazu getrimmt, gut mit den Angehörigen zu kommunizieren. Keine falschen Hoffnungen zu machen.
„Wie du dir wahrscheinlich schon gedacht hattest, ist die Oberschenkel Arterie betroffen. Charlotte wird gerade für den OP fertig gemacht. Deine Tochter ist soweit stabil.“ Sprach er beruhigend auf mich ein. Nervös brachte ich nur ein nicken zu Stande. Zu gut wusste ich über die Risiken der OP bescheid.

Feste Arme umschließen mich. Ich merkte erst jetzt, wie sehr ich zitterte. „Es wird alles gut werden. Sie ist in guten Händen.“ Phil sprach mit seiner ruhigen Art auf mich ein. Als ich meinen Kopf hob, sah ich Freddy und Tom.
Wir saßen alle zusammen im Wartebereich. Immer wieder sprang ich unruhig auf und ging ein paar Schritte. Das sitzen machte mich fertig. Tom hatte Brezeln für uns alle geholt. Meine Kehle fühlte sich zugeschnürt an.
Rastlos tigerte ich umher. Nervös fuhr ich mir immer wieder durchs Gesicht.
„Oli jetzt setz dich doch bitte. Du musst auch mal was essen.“ Bat mich Phil. Ich konnte aber nicht. Die Türe wurde aufgerissen. Erschrocken fuhren wir alle herum.
Alex stand mit zerzausten Haaren in der Tür. Sein Kittel hing schief auf seinen Schultern.
„Was ist mit Charly?“ Atemlos stützte er sich an der Tür ab. Die anderen erklärten ihn die Lage. Mir wurde schlecht.
Schnell rannte ich hinaus. Gerade rechtzeitig. Ich erbrach, mein gesamter Mageninhalt kam heraus.
Ich bekam nicht wie, sich die Toiletten Tür öffnete. Tränen standen in meinen Augen. Immer das Bild, meiner leblosen Tochter, vor mir. Das Zittern nahm zu.
Ich merkte kaum, wie mein Atem schneller wurde.
„Beruhig dich doch.“ Phil saß neben mir und packte mich fest am Arm.
Immer mehr steigerte ich mich hinein. Versuchte die Nähe von den Arzt abzuschütteln. Alles fühlte sich in diesem Moment falsch an.
„Hau ab, lass mich in Ruhe.“ Keifte ich meinen Kumpel an.
Tränen flossen meine Wange hinunter. „Du musst ruhiger Atmen.“ Versuchte er es nochmal. Wieder wehrte ich mich. Schlug wie ein kleines Kind um mich. Mir war alles egal, nur meine Tochter beherrschte meine Gedanken.
„Verdammt nochmal. Entweder du beruhigst dich jetzt oder ich spritze dich weg. Damit ist deiner am Tochter am wenigsten geholfen.“ Schrie Phil aufgebracht. Dabei hielt er meine Hände fest. Auch er wirkte aufgebracht.
Ergeben ließ ich meinen Wiederstand sinken. „Komm, lass uns raus gehen.“ Zusammen standen wir auf.
Erschöpft ließ ich mich auf den Stuhl wieder. Schloss meine Augen und versuchte alles um mich herum auszublenden.

Eine kühle Hand umfasste mein Handgelenk. Ich ließ ihn gewähren. Phil würde nicht nachgeben.
„Du bist ziemlich flott unterwegs.“ Stellte der Arzt fest. „Was du nicht sagst.“ Knurrte ich ihn an. Auch wenn er mir nur helfen wollte. Grob entzog ich Phil meinen Arm. Nervös sprang ich auf. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass wir mittlerweile gute 1 ½ Stunden warteten.
Die Tür wurde geöffnet, sofort richteten sich alle Augen auf den Assistenz Arzt. Wage kam er mir bekannt vor. „Es tut mir leid. Ich soll ihnen nur schnell bescheid geben, dass die Operation noch ein wenig dauert. Leider waren die Schäden doch mehr als angenommen.“ Sprach er unbedarft drauf los.
Mir wurde schlecht. Vor meinem inneren sah ich meine Tochter auf den OP Tisch verbluten. Ich bekam keine Luft mehr. Japsend schnappte ich verzweifelt nach Sauerstoff. Meine Kehle zog sich unangenehm zusammen.
Alle versammelten sich vor mir. Wild sprachen sie auf mich ein. „Gebt ihn Lorazepam“ war das letzte was ich hörte.

Schwierige Zeit/ Asds, AS FanfictionHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin