54. Kapitel

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„Normalerweise bleibt man stehen, wenn die Polizei schon hinterher schreit.“ Hörte ich die verärgerte Stimme, die zu Stephan gehörte.
„Dein Vater macht sich Sorgen.“ Kam Klaus zu Wort. Beide Männer standen mir Gegenüber. Sofort fühlte ich mich wieder wie 5, Klein und hilflos.
„Ich hab ihn bescheid gegeben.“ Bockig verschränkte ich meine Arme vor der Brust.

„Wo ist der Kerl von gerade eben hin?“ Klaus Stimme hatte diesen gefährlichen Unterton. „Ich weiß nicht was du meinst.“ Versuchte ich mich heraus zu reden. „Lügen kann ich schon dreimal nicht haben.“ Gefährlich kam mir der ältere Herr näher. Ich schluckte schwer. Den Männern die Stirn zu bieten war das eine, aber Klaus war schon eine andere Hausnummer. „Ich kenne diesen Burschen. Ich weiß auch, dass der nicht sauber ist. Nur komm ich nicht drauf woher.“ Eröffnete mir der Hauptkommissar seine Gedanken.
Ich hoffte er kam nicht drauf. Hoffte das er diesen Vorfall schnell vergaß.
Zu dritt gingen wir durch die Fußgänger Zone. Die Leute links und rechts musterten mich mit komische Blicke. Ich versuchte sie zu ignorieren.
„Wie kommst du drauf einfach 4 Stunden nichts von dir hören lassen. Wir alle machen uns Sorgen.“ Griff Stephan das Thema wieder auf. Genervt stöhnte ich auf. „Ich bin 16 Jahre alt. Mittlerweile kann ich schon alleine auf mich acht geben. Es ist auch völlig übertrieben, dass ihr mich im Streifenwagen nach Hause Fahrt.“ Trotzig Schritt ich neben den Männern her. Klaus ging hinter mir. Er hatte wahrscheinlich Angst, ich würde abhauen. Am Wagen angekommen setzte ich mich hinten hinein, noch immer sauer, schlug ich die Tür schwungvoll zu.
Sofort färbte sich Klaus Kopf rot. Wie eine Tomate sah er mich an. „Das ist kein Panzer. Die Tür lässt sich auch mit Gefühl schließen. Sollte das in deinen Kopf nicht hinein gehen, schicke ich dir gerne die Rechnung aus der Werkstatt zu. So eine Tür kostet weitaus mehr als dein Monats Taschengeld.“ Der ältere Polizist war schlecht drauf. Murrend verschränkte ich meine Arme vor der Brust. Das Auto setzte sich in Bewegung. Die Bäume zogen an mir vorbei. Immer dunkler wurde der Himmel.
„Man Charly, was sollte das heute wieder?“ fragte Stephan mit leicht verzweifelten Ton. Sofort war ich genervt, er wusste doch gar nicht wie ich mich fühlte. Er war doch an allem mit Schuld. Nur wegen ihn gab es Stress Zuhause. Nur wegen ihn herrschte diese eisige Stimme. Phil war oft gar nicht Zuhause. Ich vermisste ihn.

Klaus schwieg vor sich. Er schien noch immer zu überlegen. Ich hoffte, dass sein Gedächtnis nicht mehr das beste war. Hoffte das er sich nicht erinnerte.
Nervös wippte ich mit den Fuß auf und ab. Ich wollte nicht nach Hause. Wollte Papa nicht vor die Augen treten.
Mit erschrecken stellte ich fest, dass der Streifenwagen schon in der Einfahrt parkte. Im Wohnzimmer schien hell das Licht. Papa lief auf und ab.
Zu dritt gingen wir auf die Tür zu. Stephan sperrte sofort die große Eingangstür auf. Weit erstreckte sich der Flur vor mir. Schuhe standen überall herum. „Na toll, full house.“ Murmelte ich leise vor mich hin. „Du hast das so gewollt.“ Zischte Klaus hinter mir. Erschrocken ging ich einen Schritt weiter hinein. „Na dann, auf die in die Höhle des Löwen.“ Versuchte ich einen schlechten Witz. Vielleicht hob sich die Stimmung und alle waren wieder gut gelaunt. „Hör auf damit. Steh dazu und mach einmal die Situation nicht noch schlimmer.“ Stephan ging voraus.
Papa tigerte auf und ab. Als er uns erblickte blieb er abrupt stehen. Schwer musterte er mich. Er hob eine Augenbraue in die Höhe.
Prompt verschränkte ich meine Arme vor der Brust. Ich wollte weg. Weit weg.

„Charlotte. Wo zum Teufel warst du?“ seine Stimme bescherte mir eine Gänsehaut. Ich ging in eine Abwehrhaltung.
„Ich war unterwegs. Hab ich euch allen aber geschrieben. Ich versteh auch tatsächlich das Problem nicht. Es ist noch nicht einmal 22 Uhr. Soweit ich weiß darf ich legal bis 24 Uhr unterwegs sein.“ Versuchte ich sofort mich zu rechtfertigen. Ich wusste das ich einfach nachgeben müsste. Wusste das Papa langsam am Ende seiner Geduld war. Papa wechselte einen Stummen Blick mit Klaus. Ich konnte nicht erahnen was Klaus in deutete.
„Ich diskutiere hier nicht mit dir. Was rechtens ist und was nicht. Du hast zu Hause zu sein, wenn ich dir das sage.“ Ich sah Papa an, dass er um Beherrschung ringt. Sah das seine Geduld nicht mehr lange weilt.
Streit war mir gerade Recht. Ich war auf Gegenwehr hinaus. Wollte meine negativen Gefühle Platz schaffen. Wollte das mich alle verstanden.
„Ach was…“ fing ich an. Sah noch aus den Augenwinkel wie Stephan mich mit einen Kopfschütteln aufzuhalten versuchte. „Die letzten Wochen hast du dich doch gar nicht für mich interessiert. Warst immer nur mit deiner blöden Tussi unterwegs. Zum See hier und zum shoppen dort.“ Stille hüllte den Raum. Alle beteiligten sahen von mir zu Papa. „Mir scheint es als interessierst du dich gar nicht mehr für mich. Als würde ich nur ein laster sein.“ Empört schnappte mein Gegenüber nach Luft. „Das stimmt doch gar nicht.“ Setzte er an. Stephan durchbrach den Streit. „So kommen wir hier nicht weiter. Seit Wochen stehen wir an dieser Stelle. Charly du wirfst uns immer vor, dass wir uns nicht für die interessieren. Kaum wollen wir Zeit mit dir verbringen passt es auch nicht.“ Der Polizist fährt sich erschöpft durch die Haare. Wirr standen sie ihm zu Berge. „Ich verspreche dir, dass du mir nicht egal bist. Meine Arbeit spannt mich halt einfach viel ein. Genauso musst du es akzeptieren, dass Andrea eine wichtige Rolle in meinen Leben spielt.“ Antwortete Papa. „Kann ich nicht. Ich kann sie nicht leiden.“ Trotzköpfig stand ich noch immer mit verschränkten Armen da. „Du akzeptierst Mike schließlich auch nicht. Wieso sollte ich dann wieder nachgeben?“ vorlaut rutschten mir die Worte aus den Mund.
Ich merkte wie sich Klaus hinter mir anspannte er murmelte Wörter vor sich hin, Ehe er aus den Wohnzimmer verschwand.
„Das ist doch was ganz anderes. Versteh das doch.“ Papas Stimme wurde lauter. Ein deutliches Zeichen, dass seine Geduld zu Ende war. Ich war gewillt ihn zu reizen, hoffte das er die Nase voll hatte.
„Ne das ist nichts anderes. Ich kann Andrea nicht leiden und du Mike nicht.“ Provokant lächelte ich den Arzt an. Er musste innerlich explodieren.
Klaus kam mit lauten gepolter wieder für die Tür herein. „Stephan ich muss mit dir reden.“ Mit harscher Stimme winkte er seinen Kollegen heran.
Gepolter auf der Treppe ließ mich aufhorchen. Franco kam herunter. „Geht es vielleicht noch ein wenig lauter?“ genervt stöhnte Franco auf. „Ist ja nicht so das hier ein kleines Kind wohnt, was jetzt schlafen sollte.“ Murrte der kleine Italiener. Bevor er uns beide musterte.
Ehe einer von uns dreien ein Wort heraus bekam, traten die zwei Polizisten wieder herein. Klaus Gesicht sprach Bände. Sofort wusste ich, dass ich wieder Mist gebaut hatte. Mit starren Augen visierte er mich. Sogleich fühlte ich mich unbehaglich. Fühlte mich klein unter seinen Blick. „Thomagalla, ernsthaft Charly?“ Sprach der Polizeichef seine Gedanken aus. Verwirrt blickten Papa und Franco zwischen uns her, keiner hatte das Bedürfnis sie aufzuklären. Stephan seufzte: „Was denkst du dir nur dabei? Weißt du überhaupt was das für ein Kerl ist?“ ich wollte mich und Mike verteidigen. Er hatte sich geändert, war lang nicht mehr der, wie er vorher war.
„Ihr habt doch keine Ahnung. Menschen ändern sich.“ Donnerte ich ihnen entgegen. Zeitgleich lief eine Träne aus meinen Augen. Ich wusste das sie mir den Kontakt verboten. Wusste das sie mich nicht verstehen würden.
„Pah. Das ist nicht lache. 2 jährige Haft, wegen Verstoß gegen das BTM Gesetz. Noch dazu Drogenhandel im großen Stil. Gewalt gegen Einsatzkräfte…Soll ich noch weiter machen.“ Klaus Geduld war endgültig zu Ende. Sein Atem ging Stoßweise. Papa zog verächtlich die Luft ein und Stieß die zischend wieder hervor.
Er hatte die ganze Situation überblickt. „Du gehst sofort auf dein Zimmer. Wir reden später.“ Eisern war seine Stimme. Sofort wurde mir mulmig.
Ich senkte meinen Kopf und ging hinauf. Rollte mich in meine bettdecke, als könnte sie alles Unheil von meinen Körper fern halten.
Tränen liefen meine Wange hinunter. Ich malte mir tausend Optionen aus, wie das Gespräch verlaufen wird. Wie sauer Papa sein wird.
Die Tür wurde aufgestoßen. Papa kam herein. Autoritär wie immer stand er in der Tür. Seine Arme verschränkt. Seine Miene unverändert kalt. Kraftvoll umklammerte ich meine Beine. Die Decke noch immer fest um mich geschlungen.
Ich traute mich nicht den ersten Schritt zu machen. Traute mich nicht nur ein Geräusch von mir zu geben.
„Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich sagen soll.“ War der erste Satz, der die endlose Stille, durchbrach. Schwer seufzte mein Gegenüber auf. Ich musterte meinen Boden. Überall lagen Emmas Barbie Puppen herum. Sie hatte mein ganzes Zimmer in Beschlag genommen. Nur ab und an, schlief sie bei Franco.
„Ich geh davon aus, du wusstest das der Kerl etliche strafen hat?“ riss mich mein Vater aus den Gedanken. Ich war gewillt den Kopf zu schütteln, alles abzustreiten, ihn die Wahrheit zu verschweigen.
Ich besonnte mich  eines besseren. Sah ein das ich nur mit der Wahrheit hier weiter kam, den Rest glaubte er mir eh nicht.
„Ja er hat offen mit mir darüber kommuniziert. Aber wie gesagt, Menschen ändern sich. Er ist so schon lang nichtmehr.“ Meine Stimme zitterte. Ich hoffte er glaubte mir. Hoffte er sah ein, dass er keine Chance gegen meine liebe hatte. Wir starten uns beide an. In Papas Augen lag ein Sturm der nicht enden wollte.  Unruhig blitzen sie auf. Er war angespannt, jeder seiner Muskeln war zum zerreißen gespannt.
„Ich will das du dich fernhälst von ihn.“ „Kann ich nicht.“ Schoss ich ihn gleich an. Ich wollte nicht das er das er wieder über mich bestimmt. „Genauer gesagt will ich auch nicht.“ Trotz schwang in meiner Stimme mit. Genervt fuhr er sich durch die Haare. „Ich will mich nicht mit dir streiten.“ Seiner stimme hörte man an, dass er sich zusammen reißen muss. „Aber du musst mich auch verstehen. Ich will nicht das du dir dein Leben damit verbockst. Du bist das wichtigste für mich auf dieser Welt.“

Schwierige Zeit/ Asds, AS FanfictionUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum