44. Kapitel

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Als Papa die Nachricht las, lächelte er bis zu den Ohren. „Wir bekommen jetzt dann besuch.“ Mit diesen Worten sprang er auf. „Ich sollte mich noch duschen und umziehen.“ Aufgeregt rannte er durch die Wohnung.

Ich verstand gar nichts. „Oh Gott. Durch saugen sollten wir auch noch.“ Stellte er entsetzt fest, als ihn eine Wollmaus über den Weg lief. „Charly machst du das schnell?“ ohne eine Antwort abzuwarten verschwand er. So kannte ich meinen Vater nicht, ich war gespannt, wer zu Besuch kam.

Murrend zog ich den Staubsauger aus der Ecke. Ich hasste Saugen.
Ein klingeln ließ mich aufhorchen. Ich stellte den Sauger ab und ging zur Tür. Eine Frau stand vor der Tür. Ihr Gesicht war aufwendig geschminkt.
Den ersten Reflex die Türe wieder zu zuschlagen unterdrückte ich. Die Krankenschwester von damals, stand vor der Tür. Ich erinnerte mich wage daran, dass sie Andrea hieß.
Herablassend lächelte mich die Hexe an. „Hallo Charlotte, ist dein Vater auch hier. Wir sind verabredet.“ Elegant warf sie ihre braunen Haare zurück. Ich bekam einen Brechreiz. Ich konnte diese Frau einfach nicht ausstehen. „Tut mir leid. Er empfängt heute keinen Besuch.“ Versuchte ich sie wieder loszuwerden.
Auf ihren Gesicht erschien ein zorniger Ausdruck. „Das bezweifle ich. Schließlich hat er mich eingeladen.“ Selbstbewusst lächelte sie mir zu. Eine Reihe schneeweißer Zähne blickte mir entgegen.

„Ich an deiner Stelle würde mich ein wenig zusammen reißen. Wir wollen doch nicht, dass Oli erfährt, dass seine Tochter sich trotz Hausarrest im Park herum treibt und noch dazu raucht.“ Überheblich blickte sie mich an. Abwechselnd wurde mir heiß und kalt.

Ich wollte nicht, dass Papa davon erfuhr. Die Hexe mochte ich aber auch nicht.
Schritte waren hinter mir zu hören. „Oh Andrea, du bist schon da. Dann komm doch herein. Meine Tochter kennst du ja schon.“ Lächelnd trat Papa heran. Vertraut zog er die Krankenschwester in eine Umarmung.

Ich konnte mir ein würgen nur schwer unterdrücken. „Ich geh hinauf.“ Unterbrach ich die komische Stimmung.
„Dein Handy liegt auf der Kommode.“ Lächelte mir mein Vater zu.
Dankbar nickte ich und verschwand schnell. 

Voller Vorfreude wollte ich mein Handy anschalten. Nichts tat sich. Verzweifelt probierte ich es immer wieder. Tränen standen in meinen Augen. Seufzend schmiss ich mich aufs Bett. Was für ein beschissener Tag.

Mein Blick haftete sich an das weiße Ladekabel. Mit der flachen Hand schlug ich mir gegen mein Hirn. Der Akku war leer. Trotz der Erkenntnis versiegten meine Tränen nicht.
Ich wusste nicht was los war. Normal würde ich nicht wegen sowas die Fassung verlieren. Immer wieder schlich sich das Bild von Oli und seiner Freundin in mein Gedächtnis. Er versetzte mich einfach.

Gefühlt hundert Nachrichten sprangen mir entgegen und genauso viele Anrufe. Ich klickte sie alle weg.
Entschlossen wählte ich Daniels Nummer. Wenige Sekunden später ging er ran. „Na meine Sonne. Das ist aber toll von dir wieder was zu hören. Sag bloß du hast dein Handy wieder.“ Fröhlich wie immer plauderte er los. Mir wurde es warm ums Herz. Daniels Unbeschwertheit tat mir gut.

Ein schluchzen verließ meine Kehle. „He meine kleine was ist los?“ fragte er besorgt. „Ich weiß nicht. Momentan ist einfach irgendwie alles zu viel.“ „Weist du was… Ich komm rüber, dann können wir reden.“ Schon hatte mein bester Freund aufgelegt.
Tief atmete ich durch. Die Sache mit Mike machte mir mehr zu schaffen, als ich zu geben wollte. Ich hing in meinen Gedanken fest.
Als ich aufsah lehnte Daniel mit einem lächeln in der Zimmertür. „a penny for your thoughts!“ Energisch schüttelte ich meinen Kopf. „Lieber nicht. Ich weiß nicht ob ich deine Antwort darauf hören möchte.“ Daniel legte seinen Kopf leicht schief und musterte mich. Eine Geste die er schon immer machte. Manchmal fühlte es sich an, als würde er dadurch meine Gedanken lesen können.

Unbehaglich rutschte ich hin und her. „Lass mich raten.“ Spitzbübisch grinste er vor sich hin. „Es hat etwas mit der Brünetten Frau dort unten zu tun“ „Ich kann sie nicht ausstehen.“ Bockig verschränkte ich meine Arme vor der Brust. „Das muss sicher einen Grund haben. Erzähl.“ Forderte mich mein bester Freund auf.
Hitzig erzählte ich ihn alles. Skeptisch blickte er mich an. „Also rauchen find ich tatsächlich auch nicht in Ordnung.“ Schlussfolgerte er daraus. „Man es war einmal. Einmal! Überhaupt kiffst du doch auch.“ Wahrscheinlich sprühten meine Augen funken. Ich konnte es nicht leiden, wenn er mich Maßregelte.

Ich wollte Daniel von der Begegnung im Park erzählen, wollte seine Meinung darüber wissen. Aber ich konnte nicht. Ich wusste, dass er kein gutes Wort an Mike auslassen würde.
Erschöpft streckte ich mich auf den Bett aus. Mein Kopf lag auf Daniels Schoß. Seine Hand strich sanft über meine Haare. Wohlwollend seufzte ich auf.
„Puh ganz schön warm hier drin.“ Stöhnte Daniel auf. Er schob wenig sanft meinen Kopf hinunter. „Ich hol uns Mal was süßes. So wie ich Phil kenne, gibt es da eine ganze Schublade voll.“ Fast schon eilig verließ er das Zimmer. Verwirrt davon blickte ich ihn hinterher.

Mit zwei großen Schüsseln Süßigkeiten,  kam er herein. Sein verschmitztes lächeln ließ ihn kindlich wirken.
Wie damals, als wir heimlich die ganzen Mon Cherie aufgegessen hatten. Ich war 13 und danach ganz schön betrunken. Phil schimpfte Monate später noch darüber.
„An was denkst du?“ Daniel ließ sich am anderen Ende des Bettes nieder.
„An unsere Mon Cherie Aktion. Weißt du das noch?“ „Wie könnte ich das vergessen. Du warst so Beschwipst.“ Kugelte sich Daniel vor lachen auf den Bett.

Wir schwelgten in alten Erinnerungen. Zusammen lachten wir viel. Wir hatten als Kinder ziemlich viel Unfug angestellt. „Ich hab Angst.“ Wurde ich Ernst. Eine Welle der Traurigkeit überkam mich. Seufzend zog ich meine Knie an meinen Körper.
„Wovor denn?“ fragte mich mein bester Freund. Die ausgelassene Stimmung war weg. Eine Ernsthaftigkeit, die ich bis jetzt selten erlebt hatte, legte sich wie ein Schatten über uns.
„Keine Ahnung vor allem. Dem Erwachsen werden, der Zukunft vielleicht auch Teile aus der Vergangenheit.“ Gab ich meine verwirrten Gedanken preis. „Du wirst bald 18. Dann darfst du Auto fahren, feiern gehen. Nicht mehr lang und du hast das Abi in der Tasche. Was ist, wenn du weg gehst zum studieren und wir uns dadurch aus den Augen verlieren? Was ist, wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben willst?“ tröstlich legte Daniel seinen Arm um meine Schultern.
Sein Kopf legte sich an meinen. „Als ob ich dich jemals vergessen könnte. Geschweige nichts mehr mit dir zu tun haben will.“ Feste zog er mich in eine Umarmung.

Schwierige Zeit/ Asds, AS FanfictionOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz