19. Kapitel

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In weiter Ferne hörte ich leise stimmen. Brummend drehte ich mich auf die andere Seite. „Charly gefällt mir gar nicht. So ruhig kenne ich sie gar nicht. Normal ist sie doch der Wandelnde Wirbelwind, der alle auf Trapp hält und ihre Klappe nicht halten kann. Das sie jetzt so ruhig ist, ist irgendwie komisch.“ Hörte ich Toms stimme.
Langsam öffnete ich die Augen. Ich musste wohl oder übel eingeschlafen sein. Die Uhr zeigte an, dass ich gute zehn Minuten geschlafen hatte. „Ich weiß auch nicht. Ich versteh Oli da auch nicht. Der muss doch merken, dass seine Tochter gerade fertig ist.“ Verzweiflung hörte ich aus Martins Stimme heraus. Sie redeten noch eine Zeitlang. Irgendwann schweiften sie zu den letzten Einsätzen ab. Die Drogen Rate in der Stadt musste erheblich zugenommen haben. Sie vermuteten, dass eine Bande dahinter steckte.
Ein Schlüssel wurde im Schloss herum gedreht. Wenig später hörte ich Daniel mit seinen Vater reden. Danach kam er auf mich zu und setzte sich neben mich. Sanft strich er mit seinen Fingern durch meine Haare. Ich öffnete meine Augen und sah in ein besorgtes Gesicht. „Hallo Charly. Papa hat mir schon alles erklärt. Dir scheint es nicht sehr gut zu gehen. Komm lass uns zusammen hinauf gehen.“ Mit diesen Worten wollte mich Daniel auf die Füße ziehen. Ich sah kurze Zeit nur verschwommen und schwankte gefährlich. Merkte aber sofort wie mein bester Freund seine Hand auf meinen Rücken legte, damit ich ja nicht hin Falle. Langsam gingen wir die Treppe hinauf. Wir winkten beide noch den zwei Männern am Tisch zu.

Schüttelfrost packte mich in der Nacht. Einerseits war mir kalt, auf der anderen Seite schwitzte ich alle Klamotten von Daniel voll. Voller Sehnsucht kramte ich aus meiner Pulli Tasche die Tropfen und das Paracetamol heraus. Kurze Zeit danach schlief ich wieder ein.
Am nächsten Morgen wurde ich grob von Daniel aufgeweckt. „Hey du Schlafmütze, wir haben es fast elf Uhr. Seit wann schläfst du denn so lange?“ mit diesen Worten zog mir der braunhaarige junge die Decke weg. Ein Eiskalter Schauer läuft über meinen Rücken und ließ mich Frösteln. Sofort bildete sich auf meinen ganzen Körper eine Gänsehaut. Zuerst wurde mir schwarze vor die Augen, danach überkam mich ein Hustenanfall. Atemlos ließ ich mich ins Bett zurück fallen. Daniel musterte mich empört. „Du spinnst doch, das gehört sich angeschaut. Du hast doch genügend Leute daheim und musst wegen einer Erkältung nicht zum Arzt gehen.“ Wetterte er drauf los. Desinteressiert schaute ich ihn an. „Die interessiert des doch eh nicht. Überhaupt ist der Husten schon ein wenig besser geworden.“ Unsicher schaute er zu mir. „Du wennst morgen immer noch so schlecht daher kommst. Dann geh ich zu Oli.“ Kopfschütteln musterte er mich. Nachdem wir unsere Diskussion beendeten hatten, zog ich mir ein frisches Shirt von Daniel an und meinen Pullover darüber. Gemeinsam gingen wir dann in die Küche. Dort warteten schon Daniels Vater und Phil auf uns. Beide waren in ein tiefes Gespräch verwickelt. „Was habt ihr eigentlich mit den Kind angestellt. Die war gestern völlig fertig. Sie ist um kurz vor acht schon auf der Couch eingeschlafen.“ Martin stand mit verschränkten Armen an der Küchenzeile angelehnt. Phil fuhr sich nervös durch die lockigen Haare. „Keine Ahnung. Die zwei machen sich selbst noch fertig. Beide gleich stur. Oli ist momentan sehr leicht zu reizen und Charly schafft es aber auch immer, dass er in die Luft geht.“ Empört räusperte ich mich hinter Phil: „Das stimmt doch gar nicht. Er geht wegen jeden Scheiß in die Luft. Gestern hab ich nicht einmal was gesagt und er hat mich angeschrien. Ich hab da doch auch keine Lust drauf.“ Tränen stiegen in meine Augen. Ich musste mich sehr beherrschen damit ich nicht sofort wieder zum weinen angefangen. Phil hatte schon immer den richtigen Riecher für solche Situationen. Behutsam nahm er mich in den Arm und strich sanft über meinen Kopf. „Wir bekommen das schon gemeinsam hin.“ Flüsterte er mir leise zu. Ein Hustenanfall durchbrach die Stille. Phil sah mich fragend an. „Das hört sich aber gar nicht gut an.“ Besorgt musterte er mich. Er fühlte vorsichtshalber Mal meine Stirn. „Gut Fieber hast du schon mal keins. Wenn’s morgen nicht ein wenig besser ist, dann würde ich dich gerne durch checken.“ Ich nickte zustimmend. Heute am 24. Dezember hatte ich darauf eh keine Lust. Durch die Tropfen ging es mir wenigstens ein bisschen besser. Das der Brustkorb zog und zwickte, brauchte er erstmal nicht zu wissen. Nachdem wir uns von Daniel und Martin verabschiedet hatten gingen wir Richtung Auto. „Hop einsteigen. Ich hab eh fast keine Zeit mehr. Muss dann arbeiten. 12 Stunden Schicht.“ Phil hielt mir die Türe auf und ich hüpfte in das Auto.
Phils Auto war grundsätzlich unordentlich. Da wir mitten in köln wohnten und es zur Wache nicht weit war. Brauchte man fast kein Auto. Phils Familie wohnte allerdings in Dortmund, er besuchte sie regelmäßig. Dabei lebte er in seinen Auto. Überall lagen Klamotten herum und Pfandflaschen. „Bei dir im Auto sieht es Mal wieder aus wie in einen Schweinestall. Mein Zimmer wenn so aussehen würde, würde ich von euch allen Anpfiff bekommen.“ Lachte ich den Notarzt aus. Zerknirscht antwortete er mir, dass wenn ich Probleme mit seinen Auto hätte, ich auch gerne im Regen zu Fuß heim laufen darf.
Müde blickte ich aus den Fenster. Schwere Schwarze Wolken drückten meine Stimmung noch mehr. Stephan hatte gerade einen Anruf von der Dienststelle bekommen, dass sie einige Ausfälle hätten und deshalb jemanden suchten der Einspringt. Er hatte allerdings nein gesagt. Seitdem diskutierte er mit Paul, der gerade eben gekommen war. Schwerfällig ging ich die Treppe hinunter. Stöhnend setzte ich mich an den Küchentisch. „Stephan du darfst gerne in die Arbeit gehen. Nicht einmal mein Vater hielt es für nötig heute daheim zu sein.“ Sprach ich die zwei Männer an. Immer noch enttäuscht davon, dass Papa sich heute nicht frei genommen hat. „Gerade deswegen bleib ich heute da. Tina versteht das. Dafür geh ich nächstes Jahr, wenn Pauls Baby da ist.“ Mit diesen Worten wurde mir warm ums Herz. Wenigstens auf Stephan und Paul konnte man sich verlassen. Ein Hustenanfall überkam mich wieder. Im Brustkorb zog und stichte es unerträglich. „Du schaust beschissen aus.“ Stellte Paul klugerweise fest. „Danke für das Kompliment. Ich schau nicht nur so aus, ich fühl mich auch so.“ mit diesen Worten legte ich meinen Kopf auf den Küchentisch ab. „Leg dich ein wenig auf die Couch. Vielleicht wird es später besser.“ Stephan beförderte mich auf die Couch und deckte mich zu. Kurz fühlte er meine Stirn und stellte unzufrieden fest, dass ich Fieber hatte. Schnell fiel ich in einen unruhigen Schlaf.
Ich stand auf einer Straße. Neben mir lag ein Mann am Boden, überströmt mit Blut. Ich versuchte alles ihn zu retten, aber nichts half. Immer wieder schrie ich nach Hilfe, aber niemand hörte mich. Der Mann verschwand. Zurück blieb einzig allein die Stimme des Mannes, der schrie das ich ihn umgebracht hatte. Eine Kraft riss an meiner Schulter an. Unkontrolliert schlug ich auf den Boden auf. Ich schrie und strampelte um mich herum.

„Hey Charly verdammt wach auf. Das war nur ein Traum.“ Schockiert riss ich meine Augen auf. Unfähig mich auch nur zu bewegen lag ich einfach da. Stephan rüttelte an meiner Schulter. Verwirrt blickte ich ihn an. „Hörst du mir zu? Ich dachte du hast den Unfall verkraftet? Du hast so laut geschrien.“ Ich zuckte mit meinen Schultern. Aus Angst, meine Stimme würde versagen. „Komm steh Mal auf und zieh dir was trockenes an.“ Mit diesen Worten wollte mich Stephan auf die Füße ziehen. Ich wollte noch protestieren zu groß war die Angst, dass mein Kreislauf versagte. Schaffte es aber nicht. Zu schnell stand ich auf meinen Füßen. Eklige schwärze tritt vor meinen Augen auf. Mein Kopf drehte sich. Ich wollte schreien, aber kein Ton kam heraus. Das nächste was ich hörte und fühlte war. War der kaputte Glastisch unter mir.

„Charly hörst du mich. Du musst die Augen aufmachen.“ Verzweiflung hörte ich aus der Stimme heraus. Ich konnte mich allerdings nicht bewegen. Ein brummen kam über meine Lippen. Langsam bewegte ich mich, überall stachen kleine spitzen in meine Seite. „Nein bleib einfach still liegen. Der Krankenwagen kommt gleich.“ Langsam öffnete ich meine Augen. Stephan saß über mir. Erleichterung spiegelte sich in seinen Blick. Ein stechender Schmerz zog sich über meinen Unterarm. Reflexartig wollte ich hin langen. „Nicht. Du liegst mitten in Scherben.“
„Was ist passiert.“ Fragte ich mit zittriger Stimme. Blut lief über meine Wange. Stephan wischte es mit einen Tuch weg. Bevor Stephan erklären konnte was passiert war. Hörten wir Laute rufe vor der Haustüre. Stephan begleitete die zwei Sanitäter in das Wohnzimmer. Ich kannte keinen der beiden. Sie legten mir ein Stifneck an, da ich laut Stephans Aussage mit großer Wucht auf den Tisch geknallt bin. Danach befreiten sie mich aus den Scherben Haufen. An meinen Unterarm zierte ein großer Schnitt, der munter vor sich hin Blutete.
„Ein NEF ist unterwegs oder?“ fragte einer. Zur Bestätigung nickte sein Kollege. „Wir legen dir schonmal ein Zugang. Dann geht es später schneller.“ Sie stauten mein Blut und stachen mit der Nadel zu. Ein Schmerz durch zuckte meinen Arm, zischend wollte ich ihn weg ziehen, wurde aber von den Mann festgehalten. „Verdammt ich hab mich leider verstochen.“ Er Versuchte noch immer eine Vene zu finden. Schmerzen übermahnten mich. Mit Kraft zog ich meinen Arm weg. „Verdammte scheiße. Das tut weh. Wenn sie zu unfähig sind dann lassen sies bleiben. In meinen Arm kommt kein Zugang.“ Fluchte ich laut vor mich hin. Verärgert sahen mich die beiden an. Ich zappelte wild umher. Hatte Angst davor, dass sie mir erneut schmerzen zufügten. „Halt doch endlich Mal still.“ Keifte mich einer der beiden an. Ich suchte Hilflos Stephans Blick. Dieser zuckte genauso hilflos mit den Schultern. Schwere Schritte ließen uns aufhorchen. Ein aufgebrachter Alex mit Marion Fröhlich im Schlepptau kam um die Ecke. Leichte Rote Flecken zierten seine Wange, was seine Aufregung nur zu deutlich zeigte. „Was ist los.“ Nach Luft schnaufen stand er vor uns. „Wir haben eine Patientin, die sich weigert einen Zugang legen zulassen. Sie hat eine große Platzwunde am Kopf und der komplette Unterarm ist aufgeschnitten. Wir kamen nicht an sie Ran.“ Einer der Sanitäter schnaufte verärgert in meine Richtung. „Das stimmt doch gar nicht.“ Wollte ich schwach protestieren. Alex richtete alles für einen neuen Zugang her. Als er näher kam öffnete ich schockiert meine Augen. „Oh nein, in meinen Arm wird heute definitiv nichts rein gestochen. Die Idioten haben mich dreimal verstochen, mein ganzer Arm tut weh.“ Mit diesen Worten versuchte ich mich aus den festen Griff des Notarztes winden. „Charly schau mich Mal an.“ Alex hatte schon fast einen flehenden Ton. Marion umfasste mein Handgelenk und misst meinen Puls. Alex hielt mich mit seinen Blick fest. „So schon geschafft. Der Zugang sitzt.“ Marion atmete erleichtert aus. Schockiert davon, weil ich nichts davon mitbekommen hatte, zuckte ich kurz zusammen. Langsam wurde mir wieder schwindlig, eine bekannte Schwärze versuchte mich einzuhüllen. „Alex sie trübt uns ein. Der Puls wird schwächer.“ Marion legte besorgt zwei Finger an meinen Hals. „Sofort ins Auto mit ihr. Ich will nicht das sie uns hier abschmiert. Bei den Blutverlust kein Wunder.“ Mit diesen Worten sah mich Alex besorgt an. „Charly lass die Augen offen.“ Er tätschelt sanft meine Wange. Mit aller Kraft versuchte ich meine Augen offen zu halten. Ein unangenehmer Druck entstand in meiner Lunge. Der Hustenanfall packte mich plötzlich und mit einer Heftigkeit. Schwer Atmend lag ich auf den Boden. „He langsam“ war das letzte Mal was ich mitbekommen. Mich zog die Schwärze tief hinunter.

Schwierige Zeit/ Asds, AS FanfictionWhere stories live. Discover now