32. Kapitel

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Mit zittrigen Knien stand ich vor der Bürotür. Ich war lange nicht mehr hier drin gewesen. Früher war es ein reines Arbeitszimmer gewesen, heute stand allerlei Gerümpel herum. An der Fenster Front stand noch immer ein riesiger Schreibtisch. Es roch, wie der Dachboden. Modrig und kaum benutzt. Ich wunderte mich, was Papa hier zu suchen hatte.

Mulmig klopfte ich leise an. Keine Antwort erreichte mich. Langsam drückte ich die Türklinke nach unten und trat ein. Ich sah meinen Vater mit den Rücken zu mir, starr aus den Fenster schauend. In seiner Hand hielt er ein Whisky Glas. Halb gefüllt mit einer braunen Flüssigkeit.
Nervös schluckte ich. Mein Vater trank nie hochprozentiges.

„Papa“ flüsterte ich leise in seine Richtung. Ich hatte mir fest vorgenommen standhaft zu bleiben, meiner Stimme genügend Ausdruck zu verleihen. Jetzt wünschte ich mir von ganzen Herzen, er würde mich in den Arm nehmen und feste drücken. Mir beruhigend über den Kopf streicheln und sagen das alles gut werden würde.
Langsam drehte der Mann sich zu mir um. Er wirkte um Jahre gealtert. Sorge stand auf seinem Gesicht. Ich schluckte kräftig. Tränen bahnten sich wieder an. Meine Augen brannten noch von den ganzen Tränen. Ich musste schlimm ausgesehen haben.

Erschöpft fuhr sich der Arzt über sein Gesicht. „Es tut mir leid. Wirklich ich wollte das alles doch gar nicht.“ Fing ich mit zittriger Stimme an. Meine Beine schlotterten, als würden sie jeden Augenblick ihren Dienst verweigern.
Ich hatte damit gerechnet, dass er mich an schrie, dass er wütend war, aber nichts dergleichen geschah. Papa stand einfach nur da, und beobachtete mich aus seinen grünen Augen. Schweigend drehte er sein Glas in den Händen. Immer unwohler fühlte sich mein inneres an. Dieses schweigen brachte mich um den Verstand.
„Bitte Papa, was willst du von mir hören. Mir tut es wirklich leid. Meinetwegen Sperr mich Zuhause ein. Aber sag doch bitte was.“ Flehte ich ihn an. Bittend kam ich einen Schritt näher.
Meine Nerven spielten verrückt. Ich hatte das Gefühl, das der Boden unter meinen Füßen zusammen brach. Reflexartig langte ich an meinen Hals, spürte Sarah’s Hände wieder fest zudrücken.
„Ich will von dir gar nichts mehr hören. Ich weiß ja eh nicht ob es stimmt. Wie viele Monate hast du mich und alle anderen angelogen? Weist du eigentlich, was ich mir für Vorwürfe mache? Ich hätte merken müssen, dass du lügst, ich hätte nicht einmal gewusst, wo ich dich suchen kann, sollte dir was zustoßen. Ich glaub dir kein Wort mehr.“ Ruhig und gefasst sprach er auf mich ein. Nicht fähig eine Antwort zugeben, stand ich einfach nur da. Ich wollte die Situation erklären, ihn die ganze Wahrheit erzählen, aber ich konnte nicht. Irgendwas schnürte meine Kehle zu. Kein Wort kam heraus. Ich ließ erschöpft den Kopf sinken. Hatte er doch Recht, ich hatte wirklich großen Mist gebaut. Wahrscheinlich vertraute er mir nie wieder.
„Ich weiß, alles was ich jetzt sage, zählt eh nicht für dich. Es tut mir verdammt nochmal leid. Ich hoffe du kannst mir verzeihen.“ Schwer schluchzte ich.
Gewillt sofort umzudrehen und mich unter meiner Bettdecke zu verkriechen. Wie früher, als könnte die stickige Dunkelheit alles von mir fernhalten.

Ich drehte mich auf den Absatz um und wollte gehen, als die Tür von außen aufgestoßen wurde. Voller Schreck sprang ich ein Stück zurück.
Phil sah mich mit besorgten Augen an. „Sorry wollte dich nicht erschrecken. Ich will eure kleine Unterhaltung ja nicht stören. Aber von dem was mir Martin und Tom erzählt hatten, würde ich dich gerne untersuchen.“ Mit einem Blick der keinen Widerspruch duldete, blickte mich der Arzt aus seinen großen braunen Augen an. Schwer lastete die Tat auf meinen Schultern. Ich hatte das Mädchen wirklich so fest geschlagen, dass sie blutete.
Hinter mir hörte ich das vertraute rascheln. Papa bewegte sich auf uns zu. „Was ist los?“ wandte er sich an Phil. „Laut den zweien, hatte Charly eine Auseinandersetzung, mit einer Mitschülerin. Diese muss Charly ordentlich gewürgt haben. Mehr weiß ich auch nicht.“ Mit einem nicken gab er mir zu verstehen, dass ich ihn folgen sollte. Langsam folgte ich den Männern die Treppe hinunter. „Leg dich doch bitte auf die Couch. Ich komme gleich.“ Kam die Anweisung von den Arzt. Ohne Widerspruch legte ich mich hin. Ich sah ein, dass es besser war, alle nicht weiter zu reizen. „Also erzähl was ist passiert.“ Phil zog sich Gummihandschuhe an, sein prall gefüllter Rucksack lag auf den Boden. Es hatte immer noch keiner geschafft einen neuen Tisch zu besorgen.
„Ich hatte mit Sarah Streit. Sie hat vor Papa gepetzt. Ich kann nicht sagen warum, aber durch ihre arrogante Art ist mir eine Sicherung durch gebrannt. Ich hab sie ein wenig geschubst, aber sie hat sich nichts getan dabei.“ Meine Stimme wurde heißer. Es fiel mir schwer darüber zu reden. „Sie ist daraufhin völlig durch gedreht und hat mich auf den Boden gedrückt. Ihr beiden Hände an meinen Hals.“ Kurz stockte ich und sammelte meine Stimme. Tränen liefen meine Wange erneut hinunter. Mit erstickter Stimme fuhr ich fort: „Sie drückte immer fester, ich bekam keine Luft mehr. Irgendwann nahm ich meine ganze Kraft zusammen und verpasste ihr eine Kopfnuss. Ich hab ihr wahrscheinlich die Nase gebrochen, das wollte ich doch gar nicht. Sie sollte nur meinen Hals loslassen.“ Neben meinen Kopf senkt sich das Sofa. Warme Hände strichen mir über meinen Kopf. Ohne das ich Aufsehen musste, wusste ich, dass es Papa war.
„Warst du kurz weg oder immer bei Bewusstsein?“ fragte mich Phil während er langsam alles abtastete. Während seine Hände sich meinen Hals näherten, wurde ich zusehends nervöser. Ich konnte es nicht ertragen fremde Hände da zu spüren. „Scht, ich bin vorsichtig. Man sieht aufjedenfall deutliche Abdrücke. Das wird sicherlich blau werden.“ Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. Papa murmelte etwas unverständliches.
„Ich muss euch noch was beichten.“ Mutlos ließ ich meine Arme sinken. Ich wusste das die nächste Diskussion bevor stand. „Ich hab heute noch nichts gegessen. In der früh hab ich nichts runter bekommen und danach war keine Zeit mehr.“ Keiner der beiden sagte etwas. Wortlos holte Phil sein Glucose Messgerät aus der Tasche und stach mir routiniert in den Finger. Der Wert war natürlich viel zu weit unten. „Wenigstens warst du ehrlich zu uns.“ Schlussfolgerte der Mann mit den Locken. „So du isst jetzt dann erstmal was. Um einen Zugang kommst du trotzdem nicht herum. So wie ich dich kenne, hast du den ganzen Tag auch noch nichts getrunken.“ Beschämt nickte ich. Bei den Wort Zugang zog sich alles in mir zusammen. Zu gut erinnerte ich mich an den letzten. Die Sanitäter stachen einige Male daneben und mein Arm schmerzte Tage später noch.
„Ich…Ich will keinen Zugang. Wenn ich doch jetzt was ordentliches Esse und genügend trinke, passt das doch.“ Stotterte ich völlig in Panik vor mich.
Nervös blickte ich die Utensilien an, die Phil parat legte. „Was ist los mit dir? Normal macht dir das doch nichts aus.“ Ich schüttelte energisch den Kopf. Phil desinfizierte meinen Arm. Angst erfüllt zog ich ihn zurück. „Schau mich bitte einmal an.“ Kam es über meinen Kopf. Dafür musste ich meinen Kopf nach hinten strecken. Mit wachen Augen schaute mich mein Vater an. Führsorge stand in seinen Gesicht. „Phil ist wirklich vorsichtig. Du merkst es wahrscheinlich nicht einmal.“ Beruhigend sprach er auf mich ein. Ich merkte einen kurzen Piecks und zuckte zusammen. „Liegt schon. Du kannst dich wieder entspannen.“ Lächelte mich mein Gegenüber an. Müde ließ ich meine Muskeln locker, die ganze Aufregung steckte tief in mir drin. Ich merkte nicht einmal mehr, wie die beiden die Infusion anschlossen. So müde war ich

Schwierige Zeit/ Asds, AS FanfictionWhere stories live. Discover now