Aus Samiras Perspektive

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Ich betrachte den mittlerweile zweiten Einzug in die Kirche  bei der Hochzeit meiner Schwester und ihres Fastehemanns Daniel mit gemischten Gefühlen. Der Kerl hat schon eine verdammt dunkle Ausstrahlung. Gut, man muss sagen, dass ich durch meinen bisherigen Aufenthalt in einem Sportinternat im Ausland auch nicht wirklich groß die Gelegenheit hatte, ihn kennenzulernen. Ich meine, sie strahlt wie verrückt und das ist das Wichtigste.

Jetzt habe ich ja meinen Abschluss in der Tasche und beginne bald mein Studium in München. Da werde ich genug Möglichkeiten haben, ihn genauer kennenzulernen. Mein Blick wandert nun zu seinem Trauzeugen. Der sieht wirklich verflucht gut aus. Dunkle, leicht gelockte Haare, einen 5 -Tage – Bart, Lippen zum anbeißen und ein Lächeln zum Niederknien. Schnell schaue ich auf den Ringfinger. Nix zu sehen. Perfekt! Ich stoße meine Cousine Susi, die neben mir sitzt in die Seite. „Wer ist das?", flüstere ich leise und zeige mit dem Kopf auf den Trauzeugen. „Daniels Cousin. Marc!", flüstert sie leise. „Definitiv Husband-Material!", sie zwinkert mir zu. Ich verdrehe nur die Augen, muss ihr insgeheim aber schon echt recht geben. Er hat sich auch mit dem anderen Freund von Daniel gut um meine Schwester gekümmert, als sie ihren kleinen Zusammenbruch in der Kirche hatte. Ich glaube, ich muss nicht sagen, dass das typisch Elena ist? Also so ein bisschen Drama ist bei ihr immer dabei.

Aber egal. Ich konzentriere mich auf das strahlende Lächeln meiner Schwester und die emotionalen Worte der Trauung und doch stiehlt sich immer wieder ein Blick zu Marc. Einmal fängt er diesen sogar auf und zwinkert mit zu, was mir eine Ganzkörpergänsehaut beschert. Ich verspreche mir selbst, da jetzt nicht mehr hinzuschauen. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass Marc für mich gefährlich sein könnte.

Schließlich begeben wir uns alle nach draußen. Ich freue mich auf ein weiteres Glas Sekt und nachher auf die Party. Übertreiben sollte ich es allerdings nicht, da  ich morgen wieder einen Wettkampf habe, sagt mein Gewissen. Schließlich habe ich mir ein Glas erobert, als ich ein ziemlich dringendes Bedürfnis verspüre. Mist, wo waren nochmal die Toiletten? Susi zeigte auf eine etwas versteckte Tür hinter einem der Festzelte. Ich drücke ihr mein Glas in die Hand und gehe mit etwas staksigen Schritten über den teils etwas unebenen Boden. Da sehe ich erneut Marc, der auf einer der Stühle an der Bar sitzt, der mich anlächelt. Prompt vergesse ich zu atmen und stolpere über eine der Schwellen. Es fehlt nicht viel und es hätte mich komplett gelegt. Gott, wie peinlich. Marc tritt zu mir. „Geht es dir gut?", er reicht mir seine Hand und ich nehme sie in meine. Mit einem sanften Zug zieht er mich nach oben zu sich. Mein Gesicht ist auf Höhe seiner Brust. Er riecht so unendlich gut. Ich muss an mich halten, mich nicht an ihn heranzuschmiegen, obwohl ich ihn doch eigentlich gar nicht kenne. Ich spüre seine warmen Finger in meinen Haaren. Es fühlt sich so gut an. „Samira, richtig?" Ich löse mich nur schwer von ihm zu groß ist das Gefühl der gegenseitigen Anziehung. „Ja, genau!", sage ich leise und schaue in seine grau-braunen Augen, die mich warm anblicken. „Dann nochmal meine Frage: Alles in Ordnung?" Ich nicke nur halbautomatisch. Marc entlässt mich aus seinem Griff. Ich spüre, dass ich nun mit beiden Beinen wieder auf dem Boden stehe. Sofort habe ich das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Schließlich richte ich etwas mein Kleid, lächle ihn kurz etwas unsicher an und gehe dann zur Toilette. Dort lasse ich zuerst etwas kaltes Wasser über meine Handgelenke laufen. Das soll ja anscheinend beruhigend wirken. Nachdem ich auf der Toilette war, gebe ich mir schließlich selbst einen „Pep-Talk": Samira, du wirst da jetzt rausgehen voller Grazie und Anmut, wie du das eigentlich sehr gut kannst und dich nicht gleich wieder auf die Fresse legen!" Ich schaue in mein Spiegelbild und hoffe, dass die Ansprache an mich selbst ankam. Schließlich stelle ich das Wasser ab, ziehe mir die Lippen nach und begebe mich wieder nach draußen. Ohne, dass ich es steuern kann, wandert mein Blick zu dem Stuhl, auf dem der ominöse Marc vorher gesessen ist. Er ist nicht mehr da. Auf den Schreck hin angle ich mir erneut ein Glas Sekt. Meines hat Susi bestimmt bis dahin schon wieder geleert. Ich nehme einen Schluck und mache mich auf den Weg nach draußen. Ich lasse das ganze Ambiente auf mich wirken. Es ist schon echt schön hier. Die Location muss ich mir abspeichern. Ich bin etwas abgelenkt von einem anderen hübschen Kerl, als mich wieder diese vermaledeite Stufe erwischt. Nur lande ich dieses Mal sehr unsanft auf dem Po. Das Sektglas zersplittert neben mir. Ich kann nicht anders als beherzt zu fluchen! „Fuck!" Das kann doch nicht wahr sein. Jeder um mich herum und besonders Marc, muss ja denken, dass ich total betrunken bin. Dabei kann ich mit diesen Stelzen, die ich von Elena geborgt habe, einfach nicht so gut laufen in einfachen Ballerinas fühle ich mich viel wohler. Was würde ich jetzt darum geben, mich einfach in ein gemütliches Mickymaus - Nachthemd einzukuscheln, ohne dass ich mich ständig vor anderen blamiere.Aber es hilft ja nichts. Ich versuche mich, mit meinem engen Kleid aufzurappeln, als erneut besorgt blickende grau-braune Augen mich anschauen. Sanft werde ich angehoben und auf meine eigenen Beine gestellt. „Ähm, danke!", ich traue mich nicht wirklich nach oben zu schauen. Zu peinlich ist mir die Situation. Das ausgerechnet wieder Marc mir aufhilft, ist doch einfach wirklich mieses Karma. Es gibt genug andere Männer hier, die nicht mal halb so attraktiv sind wie er. „Gerne. Wir beide gehen jetzt mal ein Wasser trinken!", stellt er fest. Dabei legt er einen Arm um mich und schiebt mich bestimmt zur Bar. Ich fühle mich wohl in seinem Arm. Geborgen und beschützt. Ich schaue nach oben und suche seinen Blick. „Ein Wasser für die Lady!", bestellt er und schaut mich prüfend an. Ich halte seinen Blick nur kurz, danach betrachte ich die Kellner, wie sie die Reste meines Sektglases beseitigen. Ich spüre, wie Marc meine Hände in seine nimmt und sanft inspiziert. Es fühlt sich schön an. „Hast du dir sonst irgendwo wehgetan?", fragend schaut er mich an und legt mir dabei eine Hand auf meine Schulter. „Ähm, also. Ich glaube nein!", sage ich etwas stockend.„Du glaubst?", amüsiert schaut er mich an und schiebt das Glas mit dem Wasser, immerhin schwimmen zwei Eiswürfel drin, näher zu mir. „Na dann trink mal!", sagt er mit fester Stimme. Zögerlich trinke ich einen Schluck und schaue in Marcs Gesicht, ob ich Anerkennung daraus lesen kann. Er lächelt mir zu. Wärme durchströmt mich bis in jede Zelle meines Körpers. Besonders in den Unterleib.„Und jetzt ein bisschen kürzer treten mit dem Alkohol!", er schaut mich ernst an. Ich will antworten, dass ich bisher wirklich nur ein paar Schlucke Sekt hatte, aber ich bin wie gelähmt. Ich schlage meine Augen nieder und spüre trotzdem seinen warmen, beschützenden Blick. Kurz darauf legt er seine Finger unter mein Kinn und hebt es sanft nach oben, bis sich unsere Blicke treffen. „Verstanden!", stellt er fest. Ich möchte, dass er zufrieden mit mir ist. Das ich ihm gefalle. Ich nicke leicht und werde wieder mit dem warmen Lächeln belohnt. Dann ertönt ein rhythmisches Piepsen. Er lässt seine Hand sinken und holt ein kleines Gerät aus seiner Tasche.„Mist. Ich muss!", er zuckt entschuldigend mit den Schultern. Dann schnappt er sich sein Jacket, dass über der Lehne seines Barstuhls hing und verlässt mit federnden Schritten das Zelt. Ist der ein Feuerwehrmann oder so was? 

***

In dieser Geschichte werde ich mich mit einem neuen Aspekt des BDSMs beschäftigen, dem ich bisher eher weniger Aufmerksamkeit gespendet habe. @waterfall86 unterstützt mich dabei beratend. Danke dir dafür :) Wir sind gespannt, wo die Reise hingeht und wie dir die Geschichte gefällt. Lass gerne ein * da. 

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