Aus Marcs Perspektive

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Ich sehe, wie Samira schwankt, ihre Beine weich werden. Als sie sich langsam hinsetzt bin ich schon zur Stelle und kann sie gerade noch auffangen, bevor sie neben die kleine Siegertribüne fällt.
„Holst du die Trage?", fordere ich Steffi, meine Kollegin, auf. Ich lege solange meine Finger an ihre Halsschlagader und fühle ihren flachen und fliegenden Puls. Samiras Partner bringt mir meinen Rucksack, und ich beginne dieses Mal sofort die Elektroden für das Monitoring zu kleben, die Blutdruckmanschette anzulegen und ihre Reflexe zu testen. Glücklicherweise reagiert sie auf einen Schmerzreiz. Bald darauf haben wir sie auf die Liege bugsiert und fahren mit ihr aus der Halle, um sie im Rettungswagen zu versorgen. Da sie nach wie vor bewusstlos ist, fahren wir das komplette Programm. Nachdem ich ihr einen Zugang gelegt habe und sich ihre Herzfrequenz etwas normalisiert, fahren wir wieder in die Klinik. Eine Entlassung auf eigene Verantwortung kann sie vergessen. Dafür werde ich sorgen! Kurz bevor wir die Klinik erreichen, flattern Samiras Augen. Ich nehme ihre kalte Hand in meine. Sie scheint etwas verwirrt. „Samira? Weißt du was passiert ist?", fragend schaue ich sie an. Sie stöhnt kurz und schließt gleich wieder die Augen. „So hell." „Na das deine Augen lichtempfindlich sind, wundert mich gar nicht, meine Liebe! Wie kommst du nur darauf mit einer Gehirnerschütterung und einer angebrochenen Rippe aufs Pferd zu steigen!", fahre ich sie kurz an. Schließlich habe ich mich wieder unter Kontrolle und streichle sanft ihre Hand. Tränen quellen unter ihren geschlossenen Augen hervor. Sie wirkt so jung und verletzlich. Ich nehme eines der verpackten Kuscheltiere, die wir sonst für die Kinder im RTW haben und reiße das Plastik auf. Ich lege es ihr in die Hände. Ihre Finger krampfen sich darum. Sie nimmt den kleinen Bären zu ihrem Gesicht und wischt sich die Tränen damit ab. Ich muss lächeln bei dieser kindlichen Geste.

„Hast du Schmerzen?", frage ich sie etwas versöhnlicher.„Mein Kopf, und mein Rücken", sagt sie leise. „Auf einer Skala von 1-10?"„Ich würde sagen so 4."„Aha und jetzt wirklich?", ich streiche ihr durch die Haare und berühre dabei „ausversehen" ihre Beule vom gestrigen Tag. „Aua!", sie blinzelt mich empört an. „Also?", mein Blick vertieft sich. „Eine 8!", sie schließt wieder die Augen. Den Teddy hat sie nach wie vor fest in der Hand, als wir die Klinik erreichen. In der Notaufnahme nach der Übergabe nehme ich eine der Schwestern beiseite. „Hör zu. Ich habe noch drei Stunden bis zum Dienstschluss. An Frau Schneider liegt mir was. Ich denke, sie wird wieder versuchen, sich selbst zu entlassen. Das kannst du doch bestimmt auf dem ein- oder anderen bürokratischen Weg verhindern, oder?", ich lächle sie an. Sie erwidert mein Lächeln. „Das müsste zu schaffen sein!"Ohne mich von Samira zu verabschieden, da sie nochmal genauer untersucht wird, verlasse ich mit meiner Kollegin wieder die Klinik und wir fahren zurück zum Wettkampf.

***Wie gefällt dir der Umgang zwischen Marc und Samira. Müsste er deiner Meinung nach strenger mit ihr sein? Lass mir gerne ein ⭐🌟💫 da. 💕

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