Aus Samiras Perspektive

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Wir sitzen kaum im Auto, als Larissa mich schon beginnt zu löchern. Ich überlege kurz, ob es wirklich so eine gute Idee war, mich von ihr mitnehmen zu lassen. Vielleicht sollte ich doch lieber zu Elena, alleine in meiner Wohnung darf ich ja bestimmt noch nicht. Na gut. Ich warte diese Nacht ab und dann werde ich morgen aber wieder zu mir nach Hause fahren - mache ich mit mir selbst den Deal. „Hör zu Larissa, ich kann es dir selbst noch nicht genau sagen, was es genau zwischen uns beiden ist. Ich fühle mich sehr wohl mit ihm und ich mag es, wie er mit mir umgeht", gebe ich schließlich zurück. Mehr lasse ich jetzt erstmal nicht heraus, auch wenn Larissa ihre Augen zusammenkneift. Ein sicheres Zeichen, dass sie sich nur vorerst damit zufriedengeben wird. Zum Glück sind wir bald in der WG angekommen. Ich kenne Larissas Mitbewohner ganz gut, wir haben schon das ein- oder andere Mal etwas gemeinsam unternommen. Glücklicherweise besitzt die WG tatsächlich ein Gästezimmer, so dass ich dort auch etwas Ruhe von meiner etwas anstrengenden, aber trotzdem besten Freundin habe. „Du bist schon noch nicht ganz auf der Höhe, oder?", fragt sie vorsichtig. „Es war halt schon ein ziemlich heftiger Sturz. Aber du weißt ja. Was einen nicht umbringt.."„... macht einen stärker!", erwidert Larissa lachend und parkt das Auto ein. Mit diesem Leitspruch haben wir uns schon das ein- oder andere Mal über unsere Blessuren hinweggerettet. „Du hättest mich vorher fast verraten mit dem Teamarzt!"„Ach komm. Das habe ich doch gut gerettet!", sagt Larissa selbstbewusst. „Ich weiß nicht. Ich kriege glaube ich echt Stress, wenn Marc das herausfindet."„Ganz ehrlich, du hast das Märchen von dem Teamarzt erfunden. Dass es schon eine ganze Weile keinen mehr gibt ist da halt doof!", gibt sie zurück. Ich trete zurück und lasse sie den Kofferraum schließen. Schon die kleine Strecke hoch zur WG strengt mich mega an. Ich bin froh, dass ich kurz darauf auf der Couch im Wohnzimmer sitze. Phil, einer von Larissas Mitbewohner gesellt sich zu mir, während Larissa das Gästezimmer vorbereitet.„Na, wie geht es dir?"„Geht so. Gerade ganz schön fertig.", gebe ich zu.„So siehst du auch aus..."„Danke für das Kompliment!", gebe ich ironisch zurück und sehne mich jetzt schon zu Marc zurück. „Und die haben dich so aus der Klinik entlassen?", er deutet auf meinen Zugang, der sich durch das dünne Shirt durchdrückt. Mist, ich dachte schon, dass Larissa mal angedeutet hat, dass einer der Jungs Medizinstudent ist. Ausgerechnet der muss jetzt hier natürlich auflaufen.„Das passt schon!", gebe ich zurück. Phil zieht nur die Augenbrauen hoch. „Ich war nur kurz in der Klinik. Ein, also mein Freund hat sich um mich gekümmert. Er ist Notfallsanitäter. Außerdem hat mein Schwager regelmäßig vorbeigeschaut. Der ist Notfallmediziner. Deshalb liegt der noch."„Ähm, aber jetzt bist du ja nicht mehr bei ihm...", bohrt er nach. Ich hoffe einfach, dass Larissa jetzt endlich fertig ist.„Sorry, aber ich habe echt Kopfschmerzen. Ich muss mich hinlegen!", sage ich und stemme mich vorsichtig nach oben. Für irgendwas muss eine Gehirnerschütterung ja auch gut sein und wenn es nur zum Vorschieben von Symptomen ist. „Komm. Ich bring dich!", energisch hält er mich an meiner Schulter fest und zieht mich dabei etwas nach hinten. Ich ziehe zischend die Luft ein, als meine Rippe sich meldet.„Phil. Danke! Es geht!", sage ich nun so energisch wie möglich und laufe die paar Schritte bis zum Gästezimmer. Seufzend lass ich mich auf dem frisch bezogenen Bett nieder. Larissa deckt mich dankenswerterweise zu. Ich schließe für einen Augenblick die Augen. „Halt Phil bloß von mir fern die nächste Nacht!", sage ich dann energisch zu Larissa. „Der macht sich halt Sorgen!", sagt Larissa feixend, woraufhin ich die Augen verdrehe. „So, ich lass dich jetzt schlafen, auch wenn ich noch eine Million an Fragen an dich habe. Aber die werde ich dir dann die nächsten Tage stellen. Wann fängst du wieder mit dem Training an?", fragend schaut Larissa mich an. „Frag mich was Leichteres. Ich habe immerhin schon angefangen mit Kräftigungsübungen für die Beine und heute morgen ein leichtes Dehnprogramm. Ich denke, ich werde morgen vorsichtig da weitermachen und hoffe nächste Woche am Boden schon wieder mittrainieren zu können. Aufs Pferd? Frag mich was Leichteres. Solange meine Rippe so empfindlich ist, wird das echt schwierig. Ich hoffe in zwei Wochen, zum Semesterbeginn dann, ganz ohne Schmerzmittel wird das nicht gehen", sage ich etwas hoffnungslos. „Ja, das glaube ich auch. Jetzt ruh dich etwas aus. Ich koche mal etwas für uns zwei und wecke dich nachher wieder!" Larissa beugt sich zu mir herunter, gibt mir einen Kuss auf die Wange und verlässt dann das Zimmer.

Reich mir deine Hand, KleinesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt