Reich mir deine Hand, Kleines

Aus Larissas Perspektive

Am nächsten Morgen spüre ich, dass mir der Tag gestern noch ganz schön in den Knochen hängt. Ich bin dementsprechend froh, dass ich heute nur zwei Online- Vorlesungen habe und nicht an die Uni muss. Ich richte mich an Chris Esstisch entsprechend ein und versuche, einigermaßen konzentriert mitzuschreiben. Chris ist schon zur Frühschicht in die Klinik aufgebrochen. Wir werden uns nachher im Trainingszentrum vielleicht sehen. Das er meinen geheimen Voyeurismus aus mir herausgekitzelt hat, ist mir immer noch peinlich. Vor allem, dass Marc ihm das gesteckt hat, geht meiner Meinung nach gar nicht! Bei Gelegenheit werde ich ihm das schon noch unter die Nase reiben! Ich sammle Sammy an der Uni ein. Gemeinsam fahren wir wenig später zum Trainingszentrum. Sie ist sonderbar einsilbig heute. An einer der viele roten Ampeln, frage ich sie schließlich, was denn los ist. „Ich, also. Nix!", sagt sie trotzig.„Für diese Lüge, hätte dir Marc schon den Po versohlt!", sage ich trocken. Sammy rutscht unruhig hin und her. „Ich muss heute Abend noch zu einem Arzt!", lässt sie schließlich heraus.„Warum?", fragend schaue ich sie an. „Weil Marc das unbedingt möchte. Er möchte sicher sein, dass ich fit genug für den Kurzurlaub bin."„Oh. Okay. Fühlst du dich denn nicht gut?"„Doch total", antwortet sie.„Hm. Also nur zum Verständnis, sollst du da als sein Little, oder als seine Freundin hin?"„Als sein Little...", sagt sie leise. „Ah, also ist er auch dabei, als dein Daddy?"„Ja, genau."„Und ist dir das unangenehm?"„Ich weiß nicht, was der da macht."„Na bestimmt nix Intimes. Ansonsten sag dein Safeword. Wenn du dich damit unwohl fühlst."„Ja, das wäre auch eine Option. Ich kann ja verstehen, dass er sich Sorgen macht. Da war jetzt ganz schön viel in den letzten Wochen und Monaten."„Na ja, das hast du ja schon!"„Hm. Mal gucken. Ich denke, ich lasse es auf mich zukommen. Im Zweifelsfall sage ich dann eben mein Safeword."„Ja mach das."Wir parken auf dem Parkplatz. Ich habe eine Besprechung bezüglich meiner neuen Kür, während Sammy direkt zum Training geht. Nachher werden wir uns beim Dehnen sehen und ich möchte meinem Team noch auf dem Pferd zuschauen und vorher natürlich mit Happy etwas kuscheln. Ich bin etwas in Gedanken versunken. In meinem Kopf spielt sich ein ziemliches Kopfkino ab. Was dieser Arzt wohl mit Sammy anstellen wird? Ich schwanke zwischen Mitgefühl und einem sehr wirren Gefühl im Bauch. Dementsprechend bin ich ziemlich abgelenkt, als ich zu dem entsprechenden Raum gehe. Plötzlich laufe ich gegen eine menschliche, sehr vertraut riechende, Wand. „Hi du!", sagt Chris und strahlt mich an. „Hi zurück!" Ich lasse mich in den Arm nehmen und genieße für einen Augenblick, loslassen zu können. „Was ist los?" Chris schaut mich musternd an. „Nichts!"„Glaube ich dir nicht! Mitkommen!"„Ich muss!"„Musst du nicht. Ich kenne deinen Terminplan. Du hast noch 10 Minuten!" Augenverdrehend folge ich ihm zwei Zimmer weiter, wo seine Räume sind. „Setz dich!", sagt er streng und stellt eine Flasche Wasser vor mich hin. „Was bedrückt dich?"„Ich mache mir Sorgen um Sammy. Sie muss heute Abend zum Arzt!"„Ja, das hat Marc mit mir abgesprochen. Sie ist da in guten Händen!"„Aber sie will nicht."„Das ist nicht deine Angelegenheit. Sammy kann und wird jederzeit ihr Safeword sagen, wenn es ihr zu viel wird. Wenn Marc, als ihr Daddy, möchte, dass sie nochmal durchgecheckt wird, dann kann er das anordnen. Das Little untergibt sich oder sagt eben das Safeword. Sammy sitzt immer am längeren Hebel. Und das weiß sie." Chris schaut mich mitfühlend an. „Trotzdem fühlt sich das komisch an, wenn einem seine Freundin so etwas erzählt!"„Das verstehe ich und jetzt mal Hand aufs Herz. Ist da nur Sorge bei dir, oder auch etwas anderes?"„Was meinst du damit?", frage ich angefressen. „Ach, ich frage nur!" Er schaut mich musternd an und lehnt sich selbstzufrieden in seinem Stuhl zurück. „Soso. Also, ich muss. Bis später!"„Bis später. Und übertreibe es nicht, Isa. Ich kontrolliere das!"„Kann ich in dieser Hinsicht auch mein Safeword sagen?"„War das eine ernstgemeinte Frage?" Chris sieht mich ernst an. Ich stehe auf und verlasse den Raum. Irgendwie ist heute der Wurm drin!