Aus Marcs Perspektive

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Nikolausi :)

Ich tigere, mit dem Handy in der Hand im Wohnzimmer hin- und her. Nach wie vor hängt hier Samiras Duft in der Luft und lässt mich nicht los. Wie soll ich jetzt am besten agieren? Ich beschließe eine runde Laufen zu gehen und schmeiße mich in meine Sportklamotten. Ich stecke meine Inears in die Ohren und beginne meine gewohnte Runde. Und wie meistens klären sich dabei auch meine Gedanken wie von selbst. Ich entwerfe für mich einen Schlachtplan. Ich warte nun ab, ob Samira sich heute Abend, wie ausgemacht, abmeldet. Parallel werde ich aber schon mal meine Erkundigungen machen. Das mit dem Sportarzt kommt mir etwas spanisch vor. Mir fällt ein, dass ja auch Samiras Zugang noch liegt. Der muss heute Abend entweder gespült werden, oder raus. Hm, das ist doch ein guter Vorwand, um  doch schon heute dort aufzukreuzen. Ich grinse in mich hinein und schreibe Elena gleich darauf eine Nachricht, um nach der Adresse von Larissa zu fragen.

Deutlich gelöster und mit einem sortierten Kopf betrete ich wieder meine Wohnung, stelle mich unter die Dusche und genieße das heiße Wasser. Bei dem Gedanken an Samira stellt sich sofort mein Schwanz wieder auf und wird bockelhart. Tja mein Freund. Da musst du noch ein bisschen warten! Mit einigen wegen Bewegungen von meiner Hand verschaffe ich mir Erleichterung. Dann steige ich aus der Dusche, ziehe frische Kleider an und setze mich mit dem Handy bewaffnet auf die Couch. Es ist später Nachmittag, also müsste ich dort durchaus noch jemanden erreichen. Ich google den Verein, für den Samira aktiv ist und klicke mich durch die Seiten. Schließlich stoße ich auf der Seite „aktuelles" auf eine sehr interessante Ausschreibung. „Teamarzt gesucht". Aha. So viel dazu. Das erklärt durchaus auch die Reaktion von Larissa auf Samiras Äußerung in dieser Hinsicht. Na warte, Kleine. So etwas bleibt nicht ohne Konsequenzen! Ich pfeffere mein Handy auf den Tisch und fahre mir durch die Haare. Glücklicherweise hat mir Elena mittlerweile die Adresse geschickt, so dass ich weiß, wo Samira wohnt. Mir selbst tut sich jetzt noch die Frage auf, ob es den Hausarzt auch gibt? Ich nehme wieder mein Handy in die Hand und schreibe Elena nochmal. < Lässt sich Samira auch von Timo betreuen?>Sie liest glücklicherweise die Nachricht relativ direkt. < Nein, die haben doch einen Sportmediziner, der sich um die Mädels kümmert.> Ich spüre Wut und auch Sorge in mir aufsteigen. Eigentlich müsste Samira das doch besser wissen. < Ja, aber dessen Stelle ist seit einiger Zeit ausgeschrieben...>, gebe ich zurück. < Oh! Das hast du aber nicht von mir, ja!> Elena hat nun wohl etwas Angst, dass ich sie auf meine Seite ziehe. < ich hoffe für Samira, dass sie einen anderen Hausarzt hat. Sie hat einen wirklich gravierenden Eisenmangel und auch ihre Verletzungen müssen regelmäßig kontrolliert werden.>< Hm. Schwierige Kiste><Yep. Danke>Ich lege das Handy zur Seite und fahre mir erneut durch die Haare. Schließlich stehe ich auf, packe Teddy in meinen Ersthelfer-Rucksack, den ich eigentlich immer Zuhause habe und gebe die Adresse von Larissa in mein Handy ein. Kurze Zeit später sitze ich auf meinem Motorrad und düse durch den Feierabendverkehr durch München. So ist das Parkplatzproblem auch nicht wirklich relevant und ich klingele kurz darauf an der Tür des Mehrfamilienhauses. Mir wird aufgedrückt und ich gehe die Treppen nach oben. Die Türe ist leicht geöffnet und ich trete ein. Anscheinend wird jemand anderes erwartet. Ich streife meine Schuhe im Eingangsbereich ab und schaue mich suchend um. Larissa in Sportklamotten kommt aus einem der Zimmer geschlappt. Sie schaut mich von oben- nach unten an und zieht fragend die Augen nach oben. Gut, ich sehe vielleicht schon auch ein bisschen sonderbar aus mit meiner schwarzen Bikerjacke, dem Helm unter dem Arm und dem Sani-Rucksack auf dem Rücken. „Was genau machst du hier?", fragt sie mich leise und zieht mich in ein Zimmer. Ich verdrehe kurz die Augen und folge ihr dann. Anscheinend ist es ihr Zimmer. Es ist ziemlich hell eingerichtet mit viel weiß und einigen Grünpflanzen. Das Zimmer verrät nicht allzu viel über Larissa, nur hier und da ein paar Fotos. Einige davon auch von Samira. Auf dem Boden ist eine Yogamatte zu sehen. „Macht ihr Mädels eigentlich irgendwann auch keinen Sport?", frage ich Larissa und schaue sie musternd an. „Selten. Und bald geht das Semester wieder los und dann hab ich dazu weniger Zeit."„Aber jetzt nochmal. Warum bist du hier? Denkst du, dass ich mich nicht um Samira kümmern kann?", fragend schaut sie mich an. Ich erkenne noch mehr Abwehr in ihrem Gesichtsausdruck. Was hab ich denn jetzt schon wieder verbrochen. „Na ja, also einen medizinischen Hintergrund hast du jetzt ja nicht gerade...", gebe ich zurück und betrachte interessiert die unterschiedlichen Medaillen und Pokale, die ihr Zimmer schmücken. Sie scheint ähnlich erfolgreich zu sein, wie Samira. „Ich denke aus der akuten Phase ist sie raus", antwortet sie. „Larissa, ich frage dich jetzt offen: Was habe ich dir getan?" Ich lege deutlich mehr Dominanz in meinen Blick und verschränke die Arme vor der Brust. Larissa reagiert sehr sonderbar. Sie wird unruhig und weicht meinem Blick aus. Es scheint fast so, als könnte sie mich nicht ertragen. Woran das wohl liegt? Ich seufze leise. Hier komme ich nicht weiter. „Wo ist Sammy?"„Sie schläft im Gästezimmer", gibt Larissa patzig zurück. „Lass sie gefälligst schlafen. Es heißt doch nicht umsonst, das Schlaf die beste Medizin ist." Spuckt sie fast heraus.„Larissa, darüber diskutiere ich mit dir nicht! Zeigst du mir, wo sie schläft oder muss ich erst alle Zimmer abklappern?" Ich schaue sie fragend an. Sie zuckt mit den Schultern. „Mach doch. Meine Mitbewohner freuen sich bestimmt, wenn du bei ihnen SO hereinstiefelst!", abschätzend sieht sie mich an. Was habe ich bloß getan, dass sie mich so hasst? Hat sie Angst, dass ich ihr Samira wegnehme? Wir leisten uns ein kleines Blickduell. Scheinbar sind wir ähnlich stur. Schließlich schaut sie weg. „Gewonnen!", sage ich triumphierend. Larissa verdreht die Augen und kaut für einen kurzen Moment auf ihrer Unterlippe. Schließlich dreht sie sich dramatisch um und geht voraus. Kurz vor der nächsten Zimmertür, ich pralle fast gegen sie, dreht sie sich zu mir um. Sie hebt dazu an, etwas zu sagen. Ihr Blick ist verhangen. Sie scheint in ihren Gedanken woanders zu sein. Ich trete einen Schritt näher. Ich würde sie gerne in den Arm nehmen, ihr sagen, dass ich ihr Samira nicht wegnehmen werde. Doch als ich einen Schritt näher in ihren persönlichen Bereich eintrete muss sie sich schon sehr Mühe geben, nicht vor mir zurück zu zucken. Sie dreht sich zur Türe, öffnet diese und drückt die Schultern durch, auch wenn es nun so wirkt, als trüge sie die Last der ganzen Welt auf ihren Schultern.

Reich mir deine Hand, KleinesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt