Aus Chris Perspektive

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Ich freue mich sehr, dass Larissa sich entschieden hat, zu mir zu kommen, obwohl sie auch guten Gewissens in die WG hätte gehen können. Sie sieht ziemlich abgekämpft aus, als ich ihr die Türe öffne. „Couch?" Larissa nickt nur, läuft ins Wohnzimmer und kuschelt sich unter eine der Decken. Ich setze mich neben sie, streichle ihr die Haare und warte ab, ob sie mit mir reden möchte. Währenddessen checke ich die Bilder, die mir Daniel geschickt hat. Die Schwellung ist tatsächlich deutlich zurück gegangen. Ich bin nun gespannt auf die Blutwerte. Trotzdem lässt Larissas Allgemeinzustand noch nicht mal an sportliche Betätigung denken. Larissa kramt unter der Decke in ihrer Hosentasche und legt ein kleines Kärtchen auf den Couchtisch. Ich erkenne es sofort. „Vom wem hast du das?"„Von Daniel..."Ich schlucke trocken.„Warum?"„Ich hatte heute wieder eine Panikattacke...", sagt sie leise flüsternd. Ich sehe, dass erneut Tränen in ihren Augen aufsteigen und kuschle mich unter die Decke zu ihr, um sie fest in meinen Schoß zu nehmen. „Und ich war nicht da, um dich herauszuholen. Das tut mir Leid, Süße!", sage ich leise. „Nein, ich glaube, es war sogar ganz gut, dass du nicht dabei warst." Ich schaue Larissa kurz beleidigt an. Sie lacht daraufhin leise. „Nein, verstehe das bitte nicht falsch!" „Also. Ich hatte ein ganz gutes Streitgespräch mit ihm..."„Magst du mehr davon erzählen?", frage ich Larissa.„Nein. Mag ich nicht. Aber im Zuge dessen hat er mir ziemlich deutlich gemacht, dass ich uns beide nicht aufgeben darf!"„Ach Süße. Hast du durch den Flashback wieder gezweifelt?" Ich schaue Larissa an. Tränen fließen ihr lautlos über die Wangen. „Ja. Aber Daniel hat mir klar gemacht, dass ich um uns kämpfen muss und hat mir deshalb Raiks Kärtchen gegeben!" „Das hätte ich früher oder später auch gemacht, nur wahrscheinlich nicht ganz so mit dem Kopf durch die Wand, so wie Daniel das getan hat!", sage ich leise. „Aber wahrscheinlich ist es gerade das, was du gebraucht hast, oder?"„Ja, vielleicht... Er hat mir sogar mit einem Butterfly Blut abgenommen und es hat noch weniger gepikt als bei dir!" Larissa lächelt mich unter Tränen an. „Du weißt gar nicht, wie stolz ich auf dich bin! Könntest du dir das denn mit Raik vorstellen?"„Also der Gedanke zu einem Psycho zu gehen, finde ich jetzt nicht so prickelnd, ehrlich gesagt. Aber wer findet das schon. Wenn der eh bei diesem Partywochenende dabei ist, dann könnte ich ihn ja vielleicht unverbindlich kennenlernen."„Ja, das wäre eine Möglichkeit!"„Wie kommt er denn darauf, solche Visitenkarten als Psychiater herauszugeben?" Larissa dreht und wendet das Kärtchen in ihrer Hand. Ich versuche, kurz die richtigen Worte zu finden.„Also Raik hat einen normalen Kassensitz. Er hat sich auf Traumata spezialisiert. Zusätzlich ist er aber aktiv in der schwarzen Szene und behandelt deshalb auch Patientinnen und Patienten aus dem Bereich. Deshalb findest du diese Kärtchen, mit dieser Nummer, nicht in einer normalen Arztpraxis, sondern bekommst sie nur auf Empfehlung von Kennern der Szene. „Ah, okay. Das heißt, wenn ich mich entschließe, da anzurufen, dann weiß er, dass ich Dreck am Stecken habe?", fragt Larissa ganz unverblümt.„Nein, dann weiß er, dass jemand mutig genug ist, sein Trauma in diesem sensiblen Bereich anzugehen!", sage ich mit fester Stimme.„Stimmt auch wieder! Ich habe übrigens Lust auf Pizza. Wo bestellen wir heute?" Ich lächle sie an. Mein Herz wird warm bei dem Gedanken, dass sie mir nun endlich vertraut und wir so ein gutes Stück weiter sind. „Ich bestelle uns was!" Ich angle mein Handy vom Tisch und schreibe zuerst Daniel eine fette „DANKE" Nachricht, bevor ich mich um unser Abendessen kümmere.

***Einen schönen Sonntag wünsche ich euch ***

Reich mir deine Hand, KleinesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt