Aus Marcs Perspektive

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Ich bin einerseits sehr froh, dass Samira dann endlich mir gegenüber ehrlich war, andererseits haben wir so auch einige Baustellen vor uns, die wir dringend angehen müssen. Daniel ist bestimmt bereit dazu, Samira die Infusionen zu verabreichen. Eine Dauerlösung ist das aber definitiv nicht. Ich genieße es, nichts desto trotz, sehr, dass Samira gerade so anschmiegsam ist. Ich spüre, wie sie langsam etwas ruhiger atmet und schwerer wird in meinem Arm. Sie ist tatsächlich einfach so eingeschlafen. Ich genieße für einen Moment den für sie so typischen Geruch, bevor ich sie vorsichtig in das Bett gleiten lasse und zudecke. Ob sie wohl zumindest bei einer Gynäkologin ihre Vorsorgen machen lässt? Ich lasse meinen Blick nochmal über sie schweifen. Wahrscheinlich auch nicht. Ich seufze auf. Was hab ich mir da bloß angelacht. Auf der anderen Seite wollte ich es ja auch nicht anders. Etwas ächzend stehe ich auf und verstaue meine Utensilien in meinem Rucksack. Ich schultere ihn und verlasse dann leise das Zimmer, wenn ich sie auch sehr ungern allein hierlasse. Jedoch habe ich ja morgen Dienst und es war Samiras ausdrücklicher Wunsch, etwas Zeit für sich zu haben. Diesen möchte ich respektieren. Ich klopfe an der Türe von Larissa. Es dauert einen Moment, bis sie diese öffnet.„Ja?", sie schaut mich an. Hat sie etwa geweint? „Alles okay bei dir?", fragend halte ich für einen Moment ihren Blick. „Ja, alles bestens!", gibt sie selbstbewusst zurück.„Na dann. Also Sammy schläft. Macht keinen Scheiß morgen, ja!", befehle ich bestimmt. „Marc, so heißt du doch, oder?" Vielsagend ziehe ich die Augenbrauen nach oben und schaue sie an. Meinst sie das ernst? Kurz scheint sie etwas aus dem Konzept zu sein. Lange lässt sie sich das aber nicht anmerken. „Samira ist selbst groß. Sie braucht keinen Aufpasser und erst Recht keinen Daddy!", sie spuckt dieses Wort förmlich aus. Aha, daher weht der Wind. Ich lege den Kopf etwas schief. „Ach und wer entscheidet das, dass sie das nicht braucht? Du?"„Ja immer noch besser als du. Du kennst Sammy doch gar nicht richtig!", gibt sie zurück. „Das kann gut sein. Aber vielleicht kenne ich andere Seiten von ihr, die du nicht kennst.", gebe ich ruhig zurück. Das scheint sie noch mehr auf die Palme zu bringen."Wirkt Samira denn so unglücklich auf dich?", gebe ich mit einer deutlich dominanteren Stimme zu bedenken.„NEIN!", sagt sie rotzig,„Na also. Dann will ich, dass du jetzt aufhörst mit zweierlei Maß zu messen. Warum solltest du eher entscheiden dürfen was für Samira gut ist, als ich." Ich lasse diese Frage, die eine rhetorische war, einfach so stehen. „Gute Nacht Larissa!", sage ich dann leise und gehe durch den Flur zur Haustüre. „Weil ich es kann!", gibt Larissa daraufhin zurück. Ich drehe mich zu ihr um und verdrehe deutlich die Augen. Miss „IchhabimmerdasletzteWort" soll zumindest nicht den Eindruck haben, dass sie für heute gewonnen hat.

Reich mir deine Hand, KleinesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt