Aus Samiras Perspektive

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Als ich aufwache, fühle ich mich so gut wie neu. Ich strecke mich etwas und spüre dabei, dass das nicht ganz der Realität entspricht. Aber trotzdem ist das ein deutliches Zeichen der BEsserung. Ich schaue auf mein Handy. Es ist 7 Uhr. Perfekt. Ich schreibe Marc eine kurze Nachricht, bevor ich meine Beine aus dem Bett schwinge. Ich beschließe nach dem Training zu duschen und schlüpfe in Sportkleidung bevor ich im Bad verschwinde um eine kurze Katzenwäsche zu machen. Es fühlt sich gut an, die Haare wieder fest nach hinten zu frisieren und sich für den Sport fertig zu machen. Ich werfe meinem Spiegel noch ein Lächeln zu bevor ich in die Küche gehe, um einen Kakao zu trinken und Porridge zu essen. Larissa ist auch schon dort und lächelt mir zu. Sie sieht etwas blass aus. Ich trete zu ihr und nehme sie in den Arm. „Geht es dir gut?" Ich spüre, wie sie sich etwas versteift und dann meine Umarmung zulässt. Sie nickt und löst sich aus unserer Umarmung. „Porridge? Ich habe für dich mitgekocht!"„Klingt gut." Ich setze mich ihr gegenüber und in einvernehmlichen Schweigen löffeln wir das Frühstück. „Ich würde sagen wir fahren heute mit dem Auto." „Gute Idee." Ich lächle sie an. „Du, ich würde die nächste Nacht wieder in meiner Wohnung schlafen." Larissa wirft mir einen langen Blick zu. „Und was sagt Marc dazu?"„Das ist ja wohl meine eigene Entscheidung." Larissa sagt nun nichts mehr und löffelt nur ihr Schälchen leer. „Packen wir's?" sie lächelt mich an und drückt mir eine Trinkflasche in die Hand. „Ja. Los geht's." Glücksgefühle durchströmen mich, als ich an das Training denke. Wir steigen in Larissas kleinen Flitzer und düsen durch die Stadt zur Trainingshalle. Diese ist direkt neben dem Stall untergebracht. Immer wieder meldet sich schon mein schlechtes Gewissen, dass ich ja eigentlich noch nicht trainieren darf. Ich versuche das aber so gut es geht wegzustecken. Wir betreten die Halle und ich inhaliere tief die Luft. So fühlt sich nach Hause kommen an. Wir ziehen uns kurz um und betreten kurz darauf den Sportbereich. „Hey, Sammy, schön dass du wieder da bist. Das war ja ein ganz schön heftiger Sturz, was?", fragt unsere Traininerin. „Ja. Aber es geht wieder. Ich steige vorsichtig ein."„Pass auf auf dich. Es wird wirklich wieder Zeit, dass wir einen Teamarzt bekommen, der dann die Freigabe machen kann." Larissa wirft mir einen langen Blick zu. Ich verdrehe nur die Augen. „Du gehst heute aber nicht aufs Pferd." Streng schaut sie mich an. „Ja. Ist okay." Sage ich und denke mit einem inneren Augenrollen daran, dass Daniel mich noch fünf Wochen davon abhalten möchte. Was für ein Scherzkeks. Gemeinsam laufen wir uns warm. Ich spüre schon, dass ich noch nicht ganz auf der Höhe bin und mache etwas langsamer, als die anderen. Auch beim Dehnprogramm spüre ich meine Rippe. Trotzdem tut es mir sehr gut, meinen Körper zu bewegen, wieder wahrzunehmen und zu spüren. Während die anderen zu den Kräftigungsübungen übergehen, bleibe ich am Boden in der Dehnung. Gerade Übungen bei denen ich mich verdrehen muss, gehen noch gar nicht. Nach den ersten Mal Sternchen sehen, gebe ich auf und mache nur noch Dinge die gehen. Das fehlt mir gerade noch, dass wieder der Rettungsdienst wegen mir gerufen wird und mit meinem Glück steht dann wieder Marc vor der Türe. Bei dem Gedanken an ihn überkommt mich eine Gänsehaut. Ich will gar nicht wissen, was alles für Diskussionen in der nächsten Zeit auf mich zukommen. Dabei ist es doch eigentlich so schön mit ihm. Ich drehe mich in den Spagat und dehne von dort aus meine Oberschenkelaußenseite, indem ich mein Bein anhebe und Richtung Oberkörper ziehe. Der Dehnungsschmerz ist ganz schön stark. Ich ziehe eine Grimasse und lege mich auf die Matte. Ich schaue nach oben und lasse für einen Moment die Gedanken fließen. Unsanft, mit einem Tritt gegen meinen Oberschenkel werde ich geweckt. Eine grinsende Larissa steht neben mir. Ich muss mich erstmal kurz orientieren. Bin ich tatsächlich im Training eingepennt? Wie peinlich. Oder aber die erzwungene Pause. Ich schaue auf die Uhr und erschrecke. Mist schon 14 Uhr und ich habe Marc nicht geschrieben. Schnell angle ich mein Handy aus meiner Tasche und schreibe ihm eine Nachricht, während Larissa mit den anderen gemeinsam abbaut. Meine Notlüge, dass ich eingeschlafen bin und deshalb nicht ans Handy ist ja eigentlich auch fast nicht gelogen. Selbstzufrieden packe ich nun auch etwas an und beschließe dann nach Hause zu fahren, und nicht mehr beim Training am Pferd zuzuschauen. Wir gehen trotzdem gemeinsam rüber in den Stall und ich knuddle meinen Liebling noch für ein bisschen, bevor ich langsam zur Bushaltestelle laufe. Larissa wird mir später meine anderen Sachen bringen. Jetzt freue ich mich aber erstmal auf Zuhause.

Reich mir deine Hand, KleinesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt