Aus Samiras Perspektive

5.1K 191 9
                                    

Ich wache einige Zeit später auf, als es an der Türe klopft. Das Bett ist schon viel unbequemer, als das von Marc, denke ich bedauernd. Ich schaue auf mein Handy. Noch keine Nachricht von ihm. Aber ich sollte mich wohl bei ihm melden. Ich setze bestimmt zehn Mal an, bevor ich recht unverbindliche Zeichen heraushaue

>mir geht es gut. Keine Schmerzen und gegessen habe ich auch schon. Vermiss dich allerdings ein bisschen..."<Ich sehe, wie die Häkchen gleich ihre Farbe verändern. Er scheint es direkt zu lesen. Kurz darauf wird mir ein Bild von Teddy angezeigt. Oh nein, hat Larissa den vergessen einzupacken?

>der hier dich auch. Und ich sowieso. Hast du schon Kontakt mit dem Teamarzt aufgenommen?<

Ich lasse das Handy sinken. Mist, das wird echt Ärger geben. Bei dem Gedanken daran bekomme ich einerseits zwar etwas Angst vor einer möglichen Konsequenz, andererseits kann ich es kaum erwarten, dass ich aus dem Schonmodus draußen bin. Die Türe öffnet sich vorsichtig. Larissa balanciert ein Tablett mit etwas zu trinken und einem Teller mit gedünsteten Gemüse und einem Haferbratling – streng nach Ernährungsvorlage. Ich ziehe die Nase hoch. Das war bei Marc schon ganz anders. Larissa setzt sich neben mich.

„Und du? Isst du nichts?", fragend schaue ich sie an.

„Nein, ich habe schon!" Sie wartet immerhin ab, bis ich die ersten Gabeln heruntergewürgt habe. Das geht nur mit viel Wasser dazwischen.

„Also, was ist das zwischen euch zwei?" Ich atme tief durch.

„Also. BDSM sagt dir ja bestimmt was, oder?" Sie scheint kurz zu stocken.  Dann sagt sie: „Ja klar." Ich verdrehe die Augen.

„Na ja. Egal. Also Marc ist ein sogenannter Daddy und ich sein Little. Beziehungsweise wir probieren das gerade aus."

„Hä, jetzt versteh ich gar nichts mehr!"

„Das ist auch kompliziert. Aber kurz zusammengefasst ist er derjenige, der sich um mich kümmert und ich genieße es sehr, mich da fallen lassen zu können. Dadurch, dass ich schon echt jung ins Sportinternat gegangen bin, musste ich schon früh anfangen zu funktionieren und das war oft nicht einfach. Ich glaube, ich mag es daher umso mehr, nochmal bei ihm klein sein zu können", sage ich mit fester Stimme.

„Aha, verstehe!", gibt sie zurück und ich schmunzle in mich hinein, da sie augenscheinlich gar nichts versteht und sich wahrscheinlich erst mal die Finger wund googeln wird.

„Sei vorsichtig,Sammy. Ja? Marc ist schon auch deutlich älter als du!"

„Darüber bin ich mir schon bewusst!", ich lege das Besteck beiseite.

"Wann gehst du morgen zum Training?"

„Um 8. Bist du dabei?"

„Klar. Ich muss mir nur vorher den blöden Zugang ziehen!"

„Soll ich Phil reinschicken?", Larissa wackelt wild mit ihren Augenbrauen und kichert, der ist schon länger scharf auf dich."

„Nee. Das mache ich lieber selber!"

„Wie du meinst. Mach aber bloß kein Blut auf die Laken, Süße!"

„Geht klar. Würdest du mir kurz die Supplemente geben?"

„Logisch. Brauchst du mal wieder Nachschub? Ich muss sowieso bestellen!"

„Ich glaube ich bin gerade noch versorgt. Bis auf Eisen, dass sollte ich aufstocken." Larissa nimmt das Döschen in die Hand.

„Da bist du schon auf der höchsten Stufe, mehr geht da nicht."„

Scheiße!"

„Na komm. Bisher ging es doch auch ohne", stellt Larissa fest.

„Ja, stimmt. Da hast du auch wieder Recht."

„Gut, ich muss noch ein bisschen an den Schreibtisch. Und du bist schön brav, sonst schicke ich dir Phil ins Zimmer", sagt Larissa mit einem Kichern.

„Untersteh dich!"Ich nehme mein Handy wieder in die Hand. Was soll ich Marc bloß darauf antworten.

> ich vermisse Teddy auch – nicht nur Teddy!< und mache ein Bild von dem halbgegessenen Teller. Marc antwortet sofort.

> soso, also nur das Catering?<

> Nein. Nicht nur das Catering.<, schreibe ich zurück.

> und der Sportmediziner?< Scheiße, der lässt sich echt nicht ablenken. Ich lasse mein Handy sinken.

> den hab ich noch nicht erreicht...<.

> Dann versuchst du das morgen nochmal. Wenn ich dahingehend keine Rückmeldung von dir erhalte, schicke ich Daniel zu dir. Kleines, damit ist echt nicht zu spaßen!<
Ich verdrehe die Augen.

> Ich versuche es. Ansonsten kann ich ja bei meinem Hausarzt nachfragen<

das es den nicht gibt, weiß Marc ja nicht, aber gibt mir noch ein bisschen Zeit und Spielraum.

> ich habe vorher ordentlich Eisen genommen. Das wird fürs Erste reichen<

Schreibe ich zurück und warte auf die Antwort. Allerdings kommt diese nicht. Ich sehe zwar, dass er die Nachricht gelesen hat, doch das wars. Was wird jetzt passieren? Kommt er zu mir? Er weiß doch gar nicht, wo Larissa wohnt. Gut, das kann er über Elena rausbekommen. Gefrustet werfe ich das Handy auf den Boden und lege mich aufs Bett. Dann mache ich zumindest einige Kräftigungsübungen für die Oberschenkel, wenn ich schon dazu verdammt bin, nichts zu machen.

Reich mir deine Hand, KleinesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt