Aus Larissas Perspektive

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Ich bin sehr irritiert davon, wie Chris mit mir umgeht. Ich meine, er ist immer noch nett und so, aber trotzdem fühlt es sich irgendwie komisch an, nur eine von vielen zu sein. Auf der anderen Seite habe ich es ja auch nicht anders gewollt. Ach Mann. Warum muss das alles so schwierig sein. Ich verstehe das nicht! Wahrscheinlich ist das jetzt gerade die Klatsche dafür, dass ich ihn blockiert habe. Aber mich jetzt dafür zu entschuldigen, ist ja auch irgendwie komisch, oder.Ich lege schließlich nach ein paar Happen Messer und Gabel weg. Ich habe echt keinen Hunger. „Iss Larissa!"„Na das reimt sich ja fast!", gebe ich zurück. „Ich würde jetzt mal schlafen gehen!"„Du musst wieder zu Kräften kommen!", sagt Chris entschieden. „Das komme ich auch so!," gebe ich zurück. Chris verdreht die Augen. „Gut, dann leg dich schonmal hin. Ich möchte dich nochmal kurz durchchecken, bevor du schlafen gehst!"„Muss.."„Ja, Larissa. Einfach Ja. Ohne Diskussion!", er wirft mir einen Blick zu, der sich gewaschen hat. Ich halte diesen Blick und verdrehe sehr gründlich und sehr langsam die Augen, um ihm zu zeigen, was ich davon halte. Obwohl mein anderes Ich sich schon wieder nach seiner Berührung sehnt. Verräter! Ich gehe ins Badezimmer, um mir die Zähne zu putzen, ziehe meinen Slip aus, ich schlafe immer ohne Unterwäsche und kuschle mich dann auf die Sofacouch. Gar nicht so unbequem. Ich drehe mich zur Seite und versuche, schon zu schlafen. Vielleicht lässt Chris dann diesen Arztkram an mir. „Vergiss es!", kommt es da nonchalant von der Seite. Wäre ja auch zu schön gewesen. Sanft werde ich auf den Rücken gedreht. „Ich möchte dir einmal in den Hals schauen, dich abhören und deine Lymphknoten tasten, plus Blutdruck!", kündigt er an. Sein Stethoskop hat er schon um seinen Hals gelegt und ist gerade dabei, es anzulegen. Ich krieche noch mehr unter die Decke. Er zieht diese allerdings mit einem Ruck zur Seite. Hey. Ich bin nun ganz aufgedeckt und mir fällt auf, dass er, falls er gleich das Shirt hochschiebt, um mich abzuhören, ich gleich komplett blank vor ihm ziehen werde. Ich bin zwar nicht verschämt, aber irgendwie muss das jetzt gerade auch nicht sein, zumal das da unten auch nicht gerade in total präsentabler Form ist. Daher versuche ich, mir die Decke wieder zu angeln. Chris streift diese allerdings entschlossen zur Seite. „Ich werde erfrieren!", sage ich motzig. „So schnell geht das nicht!" Er schiebt nun tatsächlich leicht sein Shirt nach oben, um die Membran auf meiner Brust anzulegen. Ich halte die Luft an. Sein Blick gleitet nach unten und verharrt kurz auf meiner Scham. Er lächelt mich an, während sein Mund sich zu einem Lächeln verzieht. „Ich habe schon Schlimmeres gesehen!", gibt er zurück und schiebt seelenruhig die Membran ein Stück weiter. Was soll denn das jetzt heißen? Ich beiße mir auf die Lippe, um nicht auf diesen frechen Kommentar zu reagieren. Meint er damit, dass er sonst seinen Subs auferlegt, blank rasiert zu sein? So ein Arsch. Also auch nicht! Verdammtes Kopfkino. Ich lasse die angestaute Luft aus mir herausfließen. Glücklicherweise ist er mit dem Abhören fertig. „Setz dich mal kurz auf, damit ich in deinen Hals schauen kann!" Er holt eine kleine Taschenlampe und so ein Zungenspatelding aus seiner Tasche. Ich könnte nur beim Anblick von diesem Ding schon beginnen zu würgen. Immerhin ist dadurch meine Scham wieder bedeckt. Wenn er mich provozieren kann, kann ich das aber auch. Demonstrativ setze ich mich in den Schneidersitz und sehe, seinen Adamsapfel munter hüpfen. Also ist der Herr Doktor doch nicht ganz so ungerührt, wie er immer tut. Gut zu wissen! „Mund auf und AHHH!", kommandiert er und dirigiert mein Kinn nach unten. Er drückt meine Zunge nach unten und leuchtet in meinen Hals. „Hm!", brummelt er leise. Er legt beides beiseite und tastet dann sanft meine Lymphknoten am Hals ab. Dann schlüpfen seine Finger unter das Shirt und tasten auch im Bereich der Achseln. Es fühlt sich komisch an und ich bin gottfroh, dass ich vorher geduscht habe. „Leg dich wieder hin!", sagt er leise. Ich komme dem nach und möchte mir die Decke wieder angeln. „Einen Moment noch. Ich möchte noch kurz die Lymphknoten im Leistenbereich tasten. „What?"Er setzt sich neben mich, öffnet meine Beine etwas nach außen und tastet nun sanft in der Leiste. Ich schließe die Augen und ertappe mich, dass ich dabei an etwas ganz anderes denke, wie seine Finger etwas tiefer rutschen, noch tiefer und in mich dringen. Gott. Aufhören. Ich muss sofort damit aufhören! Ich öffne die Augen wieder und an seiner Tasterei ist tatsächlich alles sehr medizinisch. „Auch hier sind die Lymphknoten noch ziemlich geschwollen. Larissa, ich möchte die nächsten Tage wirklich noch ein Blutbild von dir, um andere Dinge auszuschließen. Wir kriegen das gemeinsam hin. Ich nehme auch keinen Butterfly, versprochen!", sagt er einfühlsam. Viel zu einfühlsam. Mir kommen wieder die Tränen. Chris reicht mir ein Taschentuch. „Aber das hat Zeit bis morgen. Ich schaue heute Nacht noch ab- und zu nach dir. Wenn etwas ist, dann melde dich. Aber jetzt Schlaf erstmal gut!" Er lächelt mich belanglos an und geht dann aus dem Wohnzimmer. Na toll. Blutentnahme. Ohne Butterfly müsste das zu schaffen sein. Hoffe ich. Oder vielleicht, ja vielleicht renne ich auch mal wieder weg, denke ich trotzig.

*** Was denkst du? Wird Larissa versuchen heimlich Chris Wohnung zu verlassen?***

Reich mir deine Hand, KleinesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt