84:Sind wir alle Individuen?...

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Ich beschließe etwas raus zu gehen, denn diese dauernden Fragen würden mich auf Dauer nur umbringen.

Ich verlasse die Wohnung und laufe in die eisig kalte Gegend, es ist jetzt mitte November und langsam fängt es an wirklich kalt zu werden. Ich ziehe meinen Schal höher ins Gesicht und lasse meine Hände in den Taschen verschwinden. Ich habe mich schon drei Tage lang nicht außerhalb meines Zimmers aufgehalten. Für heute war Schnee vorausgesagt wurde, aber der Himmel war strahlend blau und keine Wolke war zu sehen. Ich lief einfach geradeaus, irgendwo werde ich schon ankommen.

Ich bin jetzt schon eine Stunde unterwegs und habe noch nicht vor umzudrehen. Das laufen in der Kälte macht mich irgendwie glücklich, es lässt mich einen freien Kopf bekommen. Hier draußen lassen mich meine Gedanken in ruhe. Hier stelle ich mir nicht tausend Fragen, hier bin ich ich und werde auch so akzeptiert. Hier fühle ich mich wohl.

Als in den Himmel schaue, fängt es doch tatsächlich an zu schneien. Kleine Schneeflocken rieseln auf mich herunter. Jede Schneeflocke ist einzigartig. Das sagt man ja auch von Menschen, aber ich glaube das nicht mehr. Es gibt so viele, die gleich sein wollen, wie alle anderen sein wollen. Um nur nicht aufzufallen. Das ist für mich dann kein Individuum mehr. Warum wollen wir denn unbedingt gleich sein? Ist es denn so schlimm aufzufallen? Einen eigenen Style zu haben, ist nichts zum mobben, sondern etwas tolles, vor dem ich Respekt habe.

Nach weiteren fünf Minuten wird es zu einem richtigen Schneesturm und deshalb beschließe ich Nachhause zu gehen.

Dort angekommen, ziehe ich mir wärmere Sachen an und gehe ins Bett...

Das Leben ist halt nicht immer fair /Tardy/Where stories live. Discover now