5 - Dex

390 47 95
                                    

DEX

Ich merkte endgültig, dass ich betrunken war, als ich lautstark „I'm a barbie girl" grölte und mir von etlichen Mädchen den Hintern begrabschen ließ. So weit war es also schon gekommen, Dexter Keighley am absoluten Tiefpunkt.

„Sorry, Ladies, ich muss mal kurz eine rauchen", hauchte ich einer Brünetten ins Ohr, die an die anderen Mädchen weitergab, ich würde mich noch schnell frisch machen und ihnen dann die Schlafgelegenheiten zeigen. Es war offensichtlich, dass mit Schlafgelegenheiten nicht nur ein paar Luftmatratzen gemeint waren. Wann hatten die Menschen angefangen, mir jedes Wort im Mund zu verdrehen?

Vorsichtig stand ich auf und versuchte, ohne allzu großes Schwanken zur Terrassentür zu gelangen. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er in den Wolken schweben, während mein Körper an die Erde gekettet war. Wie ein kleines Marsmännchen, das im All herumschwebte und seinen Kopf zeitgleich in einer Toilettenschüssel stecken hatte.

Entsetzt über diesen Gedanken schnappte ich nach Luft und lehnte mich an die raue Fassade unseres Hauses. In Gedanken verfluchte ich Phil dafür, dass er mich heute Abend im Stich gelassen hatte und sich lieber seine Zeit mit Lernen für den Schauspielkurs vertrieb. Wäre er hier gewesen, hätte ich sicherlich nicht alles Trinkbare auf Ex in mich hineingekippt und würde jetzt nicht kurz vor dem Krepieren stehen.

Mit zittrigen Fingern fischte ich in meiner Hosentasche nach einer Zigarette, doch als ich sie anzünden wollte, sprang mein Feuerzeug einfach nicht an. „Verflucht seien diese unnützen Dinger", murmelte ich genervt und schleuderte es in die Büsche unseres Gartens, der nicht mehr halb so schön war wie früher.

Früher, als ich noch kein Idiot und mein Leben noch in Ordnung war. Wütend schmiss ich die Zigarette gleich hinterher, obwohl ich wusste, dass ich Stress mit meinem Vater kriegen würde, wenn er sie fand. Er verstand es einfach nicht, wie ich nach all dem ausgerechnet mit dem Rauchen anfangen konnte, doch er verstand vieles nicht mehr, seitdem Früher vorbei war.

Ein leises Kichern hielt mich davon ab, mich weiter in alten Zeiten zu verlieren. Leicht drehte ich meinen Kopf nach rechts, wo ich geradewegs in die Augen einer kleinen Brünetten blickte, die mich funkelnd ansahen. Ich wusste nicht, ob es dieselbe war, die mir vorhin auf mein Hinterteil geschlagen und „Los, Pferdchen, lass uns Rodeo reiten" geschrien hatte und wäre ich nicht Dex, wäre ich bei dieser Erinnerung sicherlich rot angelaufen. Doch ich war nun mal ich, Dex Keighley, und das konnte ich einfach nicht ändern. Somit war ich nicht sehr von mir selbst überrascht, als ich meine schwieligen Hände vorsichtig um ihr Gesicht legte und sie näher zu mir heranzog, bis meine Stirn die ihre berührte.

„Ist es nicht gefährlich, alleine um diese Uhrzeit unterwegs zu sein?", fragte ich leise und ließ meine Stimme zwei Oktaven tiefer rutschen, während mein rechter Daumen vorsichtig über ihre Lippen strich. Absolut Gänsehaut verursachend, kann ich nur sagen.

Phil nannte es Die Sex-Dex-Masche, weil die Mädchen mir nach dieser Berührung überallhin folgten. Auch bei dieser Schönheit hier war es nicht anders, ich konnte gerade zu beobachten, wie ihre Armhaare sich aufstellten. Ein selbstgefälliges Grinsen umspielte meine Lippen, als sie keinen anständigen Satz mehr zustande brachte und etwas davon stotterte, sie hätte mich hier so alleine gesehen und wollte schauen, ob es mir gut ginge.

Das Problem: ich wollte nicht über Gefühle reden, ich schob sie lieber von mir weg, um sie nur nicht zu nahe an mich heranzulassen. Ich wollte vergessen, einfach alles vergessen und da die Menge an Alkohol wohl immer noch nicht mein Gehirn aufgesaugt hatte, half wohl nur noch eines, um ihnen wenigstens für einen kleinen Moment zu entkommen.

„Soll ich dir das Haus zeigen? Ich habe ein wirklich schönes Zimmer, es wird dir gefallen", flüsterte ich ihr mit meiner tieferen Stimme ins Ohr und ließ meine Hände nun über ihren Rücken und weiter nach unten gleiten. Es faszinierte mich immer wieder, welche Wirkung ich auf Frauen hatte und wie berechenbar sie waren. Irgendwo in meinem Kopf flüsterte eine Stimme So kann das nicht weitergehen, doch ich ignorierte sie. Wie schon gesagt, ich ignorierte gerne alles, was mir nicht passte.

FeuerwerkWhere stories live. Discover now