Epilog

206 40 33
                                    

Der Bass bringt die Wände zum Zittern und die Glasvitrine im Wohnzimmer vibriert beängstigend, aber Dex scheint das wenig zu kümmern. Er nimmt einen großen Schluck Bier aus seiner Flasche und blickt zufrieden durch die lebendige Menschenmenge. Was soll schon schiefgehen? Es ist immerhin nicht die erste Party, die in seinem Haus stattfindet. Auch wenn diesmal Phil derjenige war, der durch die halbe Stadt posaunt hat, dass man hier heute das Ende der Abschlussprüfungen feiern würde.

Dex' Blick bleibt an Eleanor hängen, die an der Wand lehnt und seit einer halben Stunde nervös auf ihrer Unterlippe herumkaut. Als würde sie nicht dazugehören oder nicht dazugehören wollen.

„Hey!", dringt plötzlich Clems Stimme zu ihm durch. Irgendwie bahnt sie sich ihren Weg durch die laute Musik und die Gespräche um sie herum. Schneller und aufgeregter, als er wirken will, dreht er sich zu dem kleinen roten Teufelchen um.

„Du bist spät", erwidert er und nimmt einen weiteren Schluck Bier, um sein Lächeln besser verstecken zu können.

„Wir haben noch Nimy und Ace abgeholt. Unser Emo ist nicht ganz so leicht für Partys zu begeistern."

Endlich kann Dex seine Gedanken auf etwas anderes lenken als auf Clem und darauf, was er heute noch gerne mit ihr anstellen würde, denn hinter ihr steht Ace, blass, in schwarz und mit einer Kamera um den Hals. Dieser weiß, dass er auf einer Party in Dex' Haus nichts zu befürchten hat, aber dennoch rasen die Gedanken in seinem Kopf mit dem Herz in seiner Brust um die Wette. So viele Leute machen ihn nervös, selbst wenn er vor ein paar Monaten Nimy zum ersten Mal nur wenige Meter von der Stelle entfernt gesehen hat, an der sie sich heute befinden, fällt es ihm immer noch nicht leicht, die Angst zu ignorieren. Vergessen kann er sie nicht, die Angst davor, niemals ehrlich glücklich sein zu können, aber er kann gegen sie ankämpfen oder es zumindest versuchen.

Nimy sieht ihn von der Seite an. So gerne würde sie in seinen Kopf klettern und das gerade biegen, was auf so wackeligen Beinen steht. Aber derweil ist alles, was sie tun kann, seine Hand in ihre zu nehmen und ihren Körper an seinen Arm zu schmiegen.

„Kannst du noch kurz auf meine Gesellschaft verzichten?" Dex beugt sich zu Clem hinab, seine Lippen sind ganz dicht an ihrem Ohr, und als er ihr diese Worte zuraunt, rennt ihr ein Schauer über den Rücken.

„Ich werde derweil mit den anderen die Bar stürmen", ruft sie zurück und klingt dabei so quietschig, dass sie sich am liebsten selbst einen Schlag verpassen würde. „Bleib nicht zu lange weg, sonst muss ich dich sicherheitshalber kastrieren."

„Eifersüchtig?" Er grinst. Das weiß sie, obwohl sie sein Gesicht nicht ganz sehen kann, da seine Lippen sich immer noch an ihrem Ohr befinden.

„Ja." Endlich bringt er mehr Abstand zwischen sie und das Atmen fällt Clem wieder viel leichter.

„Erde an Clem?" Mit dieser Frage bringt Nimy ihre Freundin wieder in die Gegenwart zurück, während sie Clem belustigt mustert. „Komm mit, wir plündern jetzt die Bar."

„Ich bin nicht dein Hund!"

„Aber auch nicht Dex' Schoßhündchen." Mit diesen Worten legt sie ihren anderen Arm um Clem und zieht sie und Ace mit sich in Richtung der Getränke.

Kaum sind die drei aus Dex' Blickfeld verschwunden, rollt diesem ein gut gelaunter Phil vor die Füße, der mit seinem Rollstuhl wie ein Ehrengast wirkt, der seinen eigenen Thron mitgebracht hat. Er trägt ein weißes Hemd und sogar eine schwarze Krawatte, die allerdings bereits etwas lose um seinen Hals baumelt, und auch seine Haare sind etwas wirr.

„Amüsierst du dich, Philly?" Bei dem Anblick eines verwuschelten, gelösten Phils kann Dex sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ganz von selbst heben sich seine Mundwinkel und das Glück, seinen Kumpel wieder einmal so zu sehen, hat eine bessere Wirkung als jeder Alkohol.

FeuerwerkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt