43 - Palma

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PALMA

Kennst du das, wenn sich etwas in deinem Leben verändert und du solche Angst davor hast, dass du dich automatisch wieder in dein Schneckenhaus zurückziehst, obwohl du dir immer genau diese Veränderung gewünscht hast?

Als freue sich ein Teil des Herzens und ist glücklich, während der andere Teil von der Angst geplagt wird, wie schnell alles wieder vorbei sein könnte. Diese Angst sitzt nicht nur in unserem Kopf, sondern auch in unserem Herzen, und ihretwegen stehen wir uns dann wieder einmal selbst im Weg.

Wir verpassen so viele schöne Dinge, weil wir uns gar nicht erst auf sie einlassen, sondern die Angst vor Veränderung gewinnen lassen ohne überhaupt zu schauen, was denn passieren würde.

Chérie, worüber zerbrichst du dir so deinen hübschen Kopf?", fragt Tante Nina mich und rührt grinsend ihren Kaffee um. „Gibt es einen Jungen in deinem Leben, von dem ich wissen sollte?"

Trotz meiner dunkleren Hautfarbe ist es unvermeidlich, dass ich rot werde. „Nina!"

Sie lacht bloß und schüttet sich noch ein wenig Zucker in ihre Tasse. „Was denn? Du bist doch mittlerweilealt genug, genauso wie ich für ein paar Enkelchen nicht noch älter werden darf."

Ich verschlucke mich so sehr an meinem Tee, dass ich schon glaube, das war's. Das ist mein Ende. Als ich wider erwarten doch wieder einigermaßen Luft bekomme und Tante Nina sich vor Lachen in der Ecke kringelt, schießen meine Augen Blitze in ihre Richtung.

Alors", beginne ich und rudere noch einmal zurück. Mein Kopf ist so verwirrt, dass er nicht die richtigen Worte auf Englisch findet, was es mir um einiges schwerer macht, gut zu kontern. Schließlich finde ich mich mit einem gemurmelten „Du bist unmöglich" ab und konzentriere mich darauf, meine Gesichtsfarbe zu neutralisieren.

„Hast du heute noch etwas vor?", fragt Tante Nina und versucht, eine unbeteiligte Miene aufzusetzen, als hätte sie mir nicht wenige Minuten zuvor nahegelegt, mich doch einmal schwängern zu lassen, bevor sie Falten bekommt.

„Ich besuche eine Freundin." Nina zieht die Stirn kraus wie immer, wenn sie überlegt, ob sie etwas sagen soll oder nicht. Da ich nicht weiter darüber reden möchte, verlege ich mich aufs Spotten: „Wenn du das noch ein paar Mal machst, hast du morgen wirklich Falten."

Einem fliegenden Küchenhandtuch ausweichend stehe ich auf und stelle lachend meine Tasse in die Spüle. Nina kommt zu mir und legt einen Arm um mich, dann drückt sie mich kurz und schaut mir fest in die Augen. „Ich freue mich sehr für dich, Palma. Es ist schön, dass du hier nun endlich etwas Anschluss findest." Mit diesen Worten lässt sie mich in der Küche stehen und nimmt all die Gedanken mit, die in meinem Kopf herumwirbeln und mich festhalten wollen.

Eine Stunde später stehe ich vor Eleanors Haus und frage mich, was zum Teufel ich mir nur dabei gedacht habe, sie besuchen zu kommen. Als sie mir sagte, ich könne ja mal bei ihr vorbeischauen und mit ihr durchs Haus tanzen, hatte sie sicherlich nicht auf dem Plan, dass ich wirklich darauf zurückkommen würde. Nachdem wir aber die Mittagspause nach Phils Ausraster zusammen verbracht und auch wirklich Spaß gehabt haben, habe ich sie gefragt, ob wir uns denn nicht auch außerhalb der Schule einmal treffen wollen. Sehr überrascht hat sie mich zu sich nach Hause eingeladen, was wiederum mich überrascht hat - kurz gesagt, wir haben uns beide an jenem Tag gegenseitig ganz schön überrascht und etliche unserer Schatten übersprungen.

„Das wird ein totales Desaster", entfährt es mir und erschrocken schaue ich mich um, ob jemand womöglich mein Selbstgespräch mitbekommen hat, doch weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen. Nur ich stehe in dieser riesigen Straße vor Eleanors kleinem, sonnenblumengelben Haus und habe beinahe schon Bauchkrämpfe vor Nervosität, als wäre ich zehn Jahre alt und würde zum ersten Mal eine Freundin besuchen.

FeuerwerkNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ