52 - Palma

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PALMA

Eigentlich habe ich nach dem Essen vorgehabt, Eleanor zu dieser verdammten Autorin zu zerren, die sie so sehr vergöttert, und sie endlich zu überreden, ihre Fragen zu stellen. Aber Dex macht meiner Planung wie so oft einen Strich durch die Rechnung, indem er durch die gesamte Aula „Meine kleine Palme, hörst du mich?" brüllt.

Für einen Moment habe ich den Eindruck, dass Clem mir einen bissigen Blick zuwirft, als wäre sie gerne Dex' kleine Palme, nach der er lauthals schreiend verlangt, aber vielleicht täusche ich mich auch bloß. Clem guckt tagtäglich die ganze Welt böse an und kann Dex auf den Tod nicht ausstehen, es wäre total absurd, dass sie eifersüchtig wäre – und doch lässt mich der Gedanke nicht los, dass da etwas im Busch ist. Eleanors Frage, ob Clem und Dex ein Paar wären, hallt noch in meinen Ohren nach und ich beschließe, dass bei unserem Dixi-Boy und mir auf jeden Fall Gesprächsbedarf besteht. Gewaltiger Gesprächsbedarf, oh là là.

„Du bist weder zu überhören, noch zu übersehen, chéri", meine ich schließlich, als die beiden sich zu uns an den Tisch gesetzt haben, und versuche, Eleanors Blick einzufangen. Ich kenne sie mittlerweile so gut, als könne ich ihre Gedanken lesen, und weiß, dass ihr die Aufmerksamkeit, die Dex mit seinem lauten Auftritt auf uns gezogen hat, überhaupt nicht behagt. Gerne würde ich ihr ein beruhigendes Lächeln schenken, doch Eleanor starrt nur konzentriert die Pommestüte vor sich an, als könne sie in ihr die Zukunft erkennen.

„Oh, ist da jemand mies gelaunt", zieht Dex mich auf und ohne dass ich auch nur den Hauch eines Windzugs vernehme, finde ich mich auf seinem Schoß wieder, seine Arme so fest um mich geschlungen, dass ich nicht die geringste Chance habe, mich zu befreien.

„Nehmt euch bitte ein Zimmer", gluckst Noah vor sich hin und kassiert dafür einen leichten Schlag gegen seine Schulter von Maya, deren Augen uns aber trotzdem neugierig mustern. Als würde sie sich fragen, ob Dex und ich ...

„Ähm, Dexter", beginne ich zögerlich meinen Satz und drehe mich etwas seitlich auf seinem Schoß, um ihm einen Arm um die Schulter legen zu können und somit näher mit meinen Lippen an seinem Ohr zu sein. „Was wird das hier?"

Außer einem Lachen von ihm bekomme ich allerdings nicht viel zu hören und will ihn gerade zurechtweisen, dass ich heute keine Lust auf seine Scherze habe, als Clem sich räuspert.

„Er wollte dich eigentlich bitten, mit ihm nach Beckshill zu fahren und Phil abzuholen", meint Clem mit untypisch freundlicher Stimme zu mir und wäre sie nicht Clementine Beckett, würde ich geradewegs denken, dass sie sich unbehaglich fühlt. Im Gegensatz zu uns anderen hat sie sich nicht an den runden Tisch gesetzt, sondern steht mit ineinander verschränkten Händen hinter Eleanor. Dann ist die Sekunde der liebenswürdigen Clem aber auch schon wieder vorüber, denn ihr Blick wandert zu Dex' Gesicht, das mittlerweile halb an meinem klebt.

„Allerdings sieht dieser Kerl da gerade eher so aus, als wolle er dich zu einer Stripshow überreden wollen. Oder dass du für ihn blank ziehst." Da Dex mir so nahe ist, merke ich, wie er kräftig schlucken muss.

„Das würde ihm sicherlich gefallen. Schön blöd, dass nicht alles im Leben nach Dexter Keighleys Plänen abläuft", stimme ich in Clems Tonfall mit ein und kann nicht leugnen, dass ich mich ein klein wenig stolz fühle, als Clem breit zu grinsen anfängt und mir den Daumen hoch zeigt.

„Gegen euch beide habe ich ja gar keine Chance", mault Dex und zieht an einer Haarsträhne von mir.

„Leg' dich niemals mit Frauen an", sagen Clem und ich unisono und schon lacht unser Tisch wieder einmal um die Wette. Nur Dex unterbricht dieses schöne Gefühl von Vertrautheit, indem er etwas fester an meinen Haaren zieht. „Hey!"

FeuerwerkWhere stories live. Discover now