7~ Wie ich den Boden knutsche und ein magisches Zimmer bekomme

3.2K 85 28
                                    

Sinja:

Überrascht kräusle ich die Nase, als mich etwas an im Gesicht kitzelt. Doch es ist so schnell weg, wie es gekommen ist und mein Körper entspannt sich, bereit den Schlaf wieder aufzunehmen und abermals im Traumland zu versinken.

Leider hält diese Situation nicht lange, denn auf einmal wird alles hell um mich herum und mit einem Murren will ich mich auf dem Bauch drehen, um dem störenden Licht auszuweichen. Leider habe ich nicht besonders bedacht, dass ich auf dem Sofa eingeschlafen bin und lande mit einem dumpfen Knall auf dem Boden.

"Autsch!"

Warum lande ich in letzter Zeit immer auf dem Boden wenn ich aufstehen sollte? So ist das doch eigentlich nicht gedacht. Da es nun unmöglich ist, wieder einzuschlafen, schlage ich die Augen auf und starre direkt in Kikis grinsendes Gesicht.

"Müssen wir das wirklich jeden Morgen wiederholen?" gähne ich und entlocke ihr damit ein Kichern. Dann stemmt sie die Arme in ihre Seiten und richtet sich auf. "Dieses Mal war ich es aber nicht, die dich aus dem Bett geschmissen hat."

Schnaubend stehe ich auf und sehe auf meine mit Falten und Knicken übersähte Kleidung herab, dann wandert mein Blick zu Kiki, die sich schon umgezogen zu haben scheint, denn ihre Kleider sind kein bisschen zerknittert, geschweige denn dreckig oder staubig.

Meine Hosen und mein Pulli weisen all diese Merkmale mit Stolz auf und immer noch müde schlurfe ich in mein Zimmer, um in andere Ankleidung zu schlüpfen. Dabei fällt mir während des Vorbeigehens an Kiki noch auf, dass sie eine Feder in der Hand hält, mit der sie höchstwahrscheinlich meine nun immer noch juckende Nase gekitzelt hat.

Umgezogen wechsle ich vom Zimmer ins Bad und blinzle dort meinem Spiegelbild entgegen. Meine Mischmasch Augen sehen müde uns verschlafen aus und in meinen Haaren scheint ein Waschbär genestet zu haben.

Auf minimalistischste Art und Weise mache ich mich bereit und steuere dann die Küche an, wo schon Kiki steht und mir einen Bagel vor das Gesicht hält. "Ich habe ihn vorsichtshalber schon herausgenommen, nicht dass er wieder auf Erkundungstour auf der grossen, weiten Strasse geht."

Als sie mich daran erinnert, tauchen auf einmal Bruchstücke des gestrigen Traumes vor meinem geistigen Auge auf und ich runzle die Stirn, als ich all die Bilder sehe. Das Erdbeben, der Spalt, welcher Kiki und Finn verschluckt. Das Schattenmonster und die Glassonne. Was, wenn dieser Traum ebenfalls eine Bedeutung mit sich bringt? Was wenn er nichts gutes bedeutet?

"Danke"

Langsam nehme ich das Gebäck aus Kikis Hand und hoffe, dass bloss kein Riss im Boden auftaucht und mein Frühstück verschlingt. Doch nichts dergleichen geschieht und erleichtert beisse ich ein Stück des Bagels ab.

"Komm mit, wir müssen los!" weist Kiki mich an und steuert auf den Ausgang der Wohnung zu. Perplex folge ich ihr, muss aber kurz darauf wieder umdrehen, da ich meine Schultasche im Zimmer habe liegen lassen.

Wieder einmal typisch Sinja, immer vergesse ich irgendwas!

Endlich sitze ich in Mariechen und esse genüsslich die letzten Reste meines Bagels.
Frühstück vor bösen Rissen und sechsäugigen Schattenmonstern bewahren? Check!
Einigermassen motiviert sein? Halbherzig, aber gilt als Check!
Nicht mehr todmüde sein, sondern fit und munter? Nicht so ganz Check!

Verträumt mustere ich die Landschaft, die vor dem Fenster an mir vorbeizieht. Die Bäume, welche im Sommer stolz und in voller Pracht stehen sind nun beinahe kahl und nur noch einige rote Blätter hängen an den Ästen.

Fasziniert beobachte ich, wie am Strassenrand einige heruntergefallene Blätter einen Tanz aus roten, gelben und orangenen Farben aufführen. Sie fliegen sorglos herum, drehen Kreise, schiessen hoch in die Luft und schweben wieder langsam dem Boden zu.

Wie ich bin...Where stories live. Discover now