33~ Wie wir unser "amüsantes" Duell weiterführen

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Sinja:

"Gute Nacht Roka",

flüstere ich und streiche dem kleinen Jungen noch einmal über den Kopf, bevor ich mich zu Finn umdrehe, der im Türrahmen steht und das Spektakel beobachte. Er lächelt mich kurz an und bedeutet mir, zu ihm und aus dem Zimmer zu kommen. Rasch folge ich seiner Anweisung und ziehe leise die Tür hinter mir zu.

Dann atme ich erstmal erleichtert aus. Es ist schön, sich um ein kleines Kind kümmern zu können, aber dennoch sehr anstrengend. Zudem hat man als Babysitter immer das Verlangen, dem Kind und gleichzeitig den Eltern alles recht zu machen. Man will das Kind immer beschäftigen, dafür sorgen, dass es nicht in Langeweile gerät und am wichtigsten: Es soll einen selbst mögen und nicht irgendwie scheu sein.

Das ist auch der Grund, weshalb ich und Finn den ganzen restlichen Abend mit dem kleinen Jungen gespielt haben. Pausenlos, ohne Rücksicht auf unsere Vorlieben oder Wünsche. Das ist auch der Grund, weshalb ich mich jetzt so ausgelaugt fühle, wie eine leere Ketchup-Flasche und wahrscheinlich aussehe, wie ein müder Zombie mit Gehirnentzug.

Müde tapse ich in das Wohnzimmer und lasse mich auf das Sofa fallen. Finn folgt meinem Beispiel und platziert sich neben mir. "Phuuu, ich wusste gar nicht, dass Kinder so anstrengend sein können", gähnt er, worauf ich nur ein erschöpftes Nicken zustande bringe.

"Willst du schlafen gehen?", fragt Finn schliesslich und ich runzle die Stirn. Bin ich wirklich so müde? Nein...es ist erst acht Uhr. Zu dieser Zeit würden mich keine zehn Pferde auf der Matratze halten. "Nö, was ist mit dir?," richte ich mich an ihn und drehe den Kopf ein Stück weit. Doch auch er verneint und ich wende den Blick wieder von ihm ab.

So sitzen wir also stumm da und starren in die Leere vor uns. Irgendwie hört sich das depressiver an, als es sollte und ich will weder depressiv wirken noch sein. Mein Körper richtet sich ein Stück auf und ich ziehe die Beine in einen Schneidersitz. "Komm, wir machen irgendwas", sage ich -eingermassen- motiviert und warte eine Reaktion des Jungen neben mir ab.

Für eine Weile haftete sein Blick immer noch an der Leere vor ihm und er scheint zu überlegen. Währenddessen nehme ich mir mal wieder -unbewusst natürlich- die Zeit, ihn zu mustern. Er liegt gemütlich auf dem Sofa, die Ellenbogen auf dem Stoff unter sich aufgestützt und den Kopf schiefgelegt.

Seine dunklen Haare sind verstrubbelt und stehen ihm wild vom Kopf ab. Noch immer sehen sie unglaublich weich aus und ich beisse mir auf die Lippe. Ob es nun deswegen ist, dass ich eifersüchtig auf seine Haare oder angetan davon bin. Mein Blick fährt weiter zu seinen sturmgrauen Augen, die jeden noch so starken Menschen zu durchbohren scheinen können.

Ich will gerade mit meiner Musterung weiterfahren, als er den Kopf dreht und unsere Augen ineinander einhacken. "Und?", frage ich neugierig, "irgendwelche Ideen?" Er hebt eine Augenbraue, grinst und ohne auf mich einzugehen, sagt er: "Du hast mich angestarrt." Überrascht öffne ich den Mund und schüttle hastig den Kopf. "Wa...nein! I-ich, also...nein", versuche ich mich herauszureden, doch es ist zwecklos, denn seinem Grinsen nach zu urteilen, würden folgende Protestversuche nichts mehr bringen.

Ergeben seufze ich. "Auch egal Schwachkopf, was sollen wir jetzt machen?", frage ich, ohne den Blick von ihm abzuwenden. Er bläst nachdenklich die Backen auf und zuckt mit den Schultern. "Wir könnten einfach am Handy chillen", schlägt er vor, worauf ich die Stirn runzle. "Und was machen wir damit?", hacke ich nach, was ihm einen ziemlich verwirrten Gesichtsausdruck verleiht. "Zum Beispiel kannst du jemandem schreiben oder Spiele spielen oder sowas...du hast genug Möglichkeiten", sagt er perplex und ich grummle.

"Nöö," schlage ich die Idee aus, "das ist langweilig." Er seufzt und hebt die Hände unwissend ein wenig an, um sie dann wieder auf den Stoff fallen zu lassen. "Keine Ahnung...Wir können auch den ganzen Abend über meinen Körper sprechen. So wie du mich vorhin angestarrt hast würdest du das bestimmt gerne tun." Seine Augenbrauen tanzen Salsa als er mich ansieht und genervt verdrehe ich die Augen. "Du und dein pseudokosmopolitisches Imponiergefasel", murre ich, was ihm ein Lachen entlockt.

Wie ich bin...Where stories live. Discover now