27~ Wie ich komplett schlaftrunken Entscheidungen fälle

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Sinja:

Keuchend sitze ich kerzengerade in meinem Bett. Tränen haben meine Wangen genässt und quillen immer noch unbändig aus meinen Augen.

Resigniert schluchze ich leise auf...

Meine Arme finden wie von selbst ihren Weg um meinen Oberkörper und ich versuche mich zu beruhigen, den Atem zu verlangsamen und die Tränen verstummen zu lassen, doch nichts klappt. Mein Zustand bleibt unverändert.

Zitternd stelle ich einen Fuss nach dem anderen auf den Boden. Ein Geräusch erklingt und ich zucke heftig zusammen. Ein weiterer Schwall aus Schluchzern schüttelt meinen Körper und langsam schlurfe ich Schritt für Schritt dem Ausgang entgegen.

Ohne wirklichen Plan drücke ich die Klinke nach unten, will bloss aus dem Zimmer kommen, Nähe suchen, nicht alleine sein. Zögerlich öffne ich meine Zimmertüre, im Vorhaben...eigentlich habe ich kein Vorhaben... Doch genau in diesem Moment ist die Türe gegenüber drauf und dran, zugezogen zu werden.

Die Person, welche die Türe hat schliessen wollen, stockt und öffnet die Tür zögerlich wieder. Finns Gesicht erscheint. Er hat die Stirn gerunzelt und sieht mich besorgt an. "Sinja? Alles in Ordnung?", fragt er, "Oh Shit, du weinst ja!" Augenblicklich steht er vor mir und mustert sorgsam mein Gesicht.

"Hey Prinzessin, was ist denn los? Hast du schlecht geträumt?", flüstert er leise und zaghaft. Kaum merklich nicke ich mit dem Kopf, immer noch unfähig zu sprechen. "Ach Prinzessin, alles ist gut ich bin da", haucht er und legt zögerlich die Arme um mich, "Du bist nicht allein, ich bin bei dir", wiederholt er und dankbar klammere ich mich an ihn, vergrabe mein Gesicht in seinem Shirt, während die Tränen unaufhaltsam fliessen.

Immer wieder schüttelt ein neuer Schwall aus Schluchzern meinen Körper und behutsam streichelt Finn über meinen Rücken. "W-was machst du eigentlich hier?" hauche ich so leise, dass ich mich frage, ob er es überhaupt verstanden hat. Doch Finn gibt kurz ein schnaubendes Geräusch von sich und sagt dann: "Naja, eigentlich habe ich nur etwas zu trinken geholt..."

"Tut mir leid, dass du meinetwegen nicht weiterschlafen konntest", nuschle ich in sein Shirt und seine Hand fährt nach oben, wo er mir leicht durch die Haare streicht. "Ach Prinzessin, das ist doch egal. Jetzt wollen wir erstmals schauen, wie wir dich wieder aufbauen", haucht er und ich muss lächeln, verstecke mein Gesicht dadurch aber noch mehr an seiner Brust.

"Willst du zu mir reinkommen?", fragt er leise und zögerlich nicke ich. Eigentlich ist das Letzte, was ich will, jemandem zur Last fallen, doch heute brauche ich das, würde ansonsten wahrscheinlich die ganze Nacht ängstlich, zitternd und schluchzend in meinem Bett verbringen.

In seinem Zimmer setzt Finn sich auf das Bett, nachdem er erstmals die Tür zugezogen hat und bedeutet mir, mich neben ihm niederzulassen. Mit ambivalenten Gefühlen setze ich mich, bin unfähig, Gefühle, Gedanken und Wahrnehmungen richtig einzuordnen.

"Willst du es mir erzählen?", fragt Finn vorsichtig und ich merke, dass er mich nicht drängen, sondern mir ehrlich helfen will. Doch jetzt bin ich nicht fähig dazu. Meine Kraft hat es meinen Tränen gleichgemacht, welche sich nun nach und nach verflüchtigen und immer schleichender über meine Wangen wandern, bis sie dann endlich vollkommen trocknen.

Ich schüttle mattherzig den Kopf und er nickt verständnisvoll. "Schon gut. Komm, wir versuchen zu schlafen", gähnt Finn und auch ich werde immer mehr von meiner Müdigkeit und der Behaglichkeit seiner Anwesenheit eigehüllt, immer schläfriger.

Ich lege mich hin und Finn tut es mir gleich, dann schlüpfe ich unter die Decke, da mein Körper immer noch am Zittern ist. Im Gegensatz zum Sonntagabend drehe ich mich aber dieses Mal so um, dass ich ihm zugewandt liege, brauche in diesem Moment bloss die Gewissheit, dass jemand bei mir ist. Zögerlich taste ich nach seiner Hand, die er vor sein Gesicht gelegt hat und ergreife sie.

Wie ich bin...Où les histoires vivent. Découvrez maintenant